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da wohl Düsseldorf die Hauptwerke an sich gezogen hat. — Ein stimmungs-

„In der Rhön".
Dämmerlicht, groß
ragend, steht das Kruzifix, die weite
Rhönlandschaft beherrschend, wie ein
stilles Klagelied der leidenden Mensch-
heit. In großen, gedämpften Tönen
sind die Erd- und Himmelsflächen hin-
gemalt. Lin wunderbarer K a r f r e i t a g s-
zauber breitet sich aus.
Graf Harrach hat „Jesus und
die Samariterin" gemalt. Hier ist
die Landschaft in ihrer dürstenden öde
groß empfunden. Aber die Figuren
im Stile der Orientkunst zeigen, wie
wenig zeitlose Größe in Christi Gestalt
bei dieser Theorie künstlerisch gelegt
werden kann. — Die soziale Kunst, die
immer mehr verschwindet, hat zwei
packende Bilder: „Die Gedrückten" von
Eichhorn, fahrend Volk, das sein heimat-
los Elend empfindet — und „Arbeit",
zwei arme Fischer, die ihren Kahn ent-
laden in dumpfer Alltagsarbeit. Warum
wohl die sozialen Bilder aussterben
wollen? Weil sie nicht gekauft werden
von den Besitzenden? Oder weil die
Welle der Armeleutmalerei nur
Mode war? Oder weil das soziale
Elend sich gebessert hat? Oder die
Lage der Maler? Wer mag es wissen!
Ich persönlich bedaure den Rückgang
der sozialen Malerei. Ich glaube, daß
manches Bild doch gewirkt, angeklagt
und eingeschlagen hat — z. B. die
Weber-Bilder (nach Gerhart Haupt-
mann) von Käthe Kollwitz sind sicher
sozial nicht vergebens gewesen. — Aber
Käthe Kollwitz bin ich schon lange
Schuldner unfern Freunden. Soviel


Albrecht Dürer Aus Gott und Welt
Handzeichnungen aus dem Gebetbuch
des Kaisers Maximilian
Verlag F. Hehder-Berlin

volles Bild, wie ich es lange nicht gesehen, ist das Gemälde von F. Türcke:
Am Talabhang, im
in die Wolken

ich sehe, ist bei den Franzosen und Belgiern — unter Konstantin Meuniers
Nachfolge — die soziale Malerei noch lebendiger als bet uns Deutschen.
— Sind das nur künstlerische oder rein soziale Motive?
 
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