DOI Heft:
Nr. 3 (März 1912)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44560#0103
78
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
Nr.Z
Pilatus: (lächelnd) vir, Lisenmann? Was doch die heiße Sonne
des Ostens nicht aus kalten Hirnen brütet!
petronius: Er lehrte —
Pilatus: (lachend) Ja doch. Laß den Braven laufen.
petronius: Hör' nur das Volk. Vie Frommen, die er strafte,
haben es aufgeregt. Sie schleichen
rings durch die Menge, raunen: „Er muß sterben!"
Pilatus: Nimm deine Hundert! Schild hoch! Schwert heraus!
Treib sie zu paaren! Schlag die Brut in Stücke!
petronius: Statthalter!
Pilatus: Nun?
petronius: Wir schlugen einmal schon
an diesem Fest Rebellen. Sn den Tempel
flohn sie zum Nltar, und wir schlachteten
sie in dem Blut der Stiere.
Pilatus: Pah! vorbei.
vergessen.
petronius: Nicht — in Rom.
Pilatus: (wirft einen scheuen Blick auf die Raiserbüste)
Weichliche Rücksicht
auf diesen Judengrößenwahn. Vas rächt sich.
petronius: Sag's ihnen selber. Schütze jenen Mann.
Pilatus: (lächelnd) Vein Eifer macht mir Neugier. Laß sie kommen.
Doch eins: Nichts von Jehovah! Nichts von Göttern!
(petronius nach links ab. Pilatus schreibt. Nach kurzem, von petronius
geführt, Lleasar, Zophar und Nbia. Pilatus beachtet sie zunächst nicht.)
Pilatus: Was habt ihr?
Lleasar: Linen Mann, Pilatus, der
des Todes schuld befunden ist.
Pilatus: von wem?
Lleasar: vom Hohen Rat.
Pilatus: Ihr habt nichts zu befinden.
Lleasar: Wohl über seine Schuld, vir steht es zu,
daß du in Kaisers Namen ihn bestrafst.
Pilatus: Was gehn den Kaiser eure Händel an?
Lleasar: Wir meinen: viel, ver Jesus hat das Volk
Jerusalems wider den Kaiser empört.
petronius: Vas ist nicht wahr.
Pilatus: Was weißt du davon?
petronius: Ich hörte selbst im Tempel, wie er sprach:
„Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist."
Lleasar: So sprach er listig. Dennoch hat er seinen
Nnhang gereizt, daß er ihn König rief,
mit königlichen Lhren ihn empfing.
Pilatus: (aufmerksam, zu petronius) Hast du das auch gehört?
petronius: Nein.
Lleasar: Freilich,
ein Römer hört das nicht. Laßt euch erklären:
Seit langem geht in unserm Volk die Rede,
es werde einst zu großer Macht erstehn,
abschütteln fremdes Joch, die Welt regieren.
Christliches Kunstblatt für Kirche, Zchule und Haus
Nr.Z
Pilatus: (lächelnd) vir, Lisenmann? Was doch die heiße Sonne
des Ostens nicht aus kalten Hirnen brütet!
petronius: Er lehrte —
Pilatus: (lachend) Ja doch. Laß den Braven laufen.
petronius: Hör' nur das Volk. Vie Frommen, die er strafte,
haben es aufgeregt. Sie schleichen
rings durch die Menge, raunen: „Er muß sterben!"
Pilatus: Nimm deine Hundert! Schild hoch! Schwert heraus!
Treib sie zu paaren! Schlag die Brut in Stücke!
petronius: Statthalter!
Pilatus: Nun?
petronius: Wir schlugen einmal schon
an diesem Fest Rebellen. Sn den Tempel
flohn sie zum Nltar, und wir schlachteten
sie in dem Blut der Stiere.
Pilatus: Pah! vorbei.
vergessen.
petronius: Nicht — in Rom.
Pilatus: (wirft einen scheuen Blick auf die Raiserbüste)
Weichliche Rücksicht
auf diesen Judengrößenwahn. Vas rächt sich.
petronius: Sag's ihnen selber. Schütze jenen Mann.
Pilatus: (lächelnd) Vein Eifer macht mir Neugier. Laß sie kommen.
Doch eins: Nichts von Jehovah! Nichts von Göttern!
(petronius nach links ab. Pilatus schreibt. Nach kurzem, von petronius
geführt, Lleasar, Zophar und Nbia. Pilatus beachtet sie zunächst nicht.)
Pilatus: Was habt ihr?
Lleasar: Linen Mann, Pilatus, der
des Todes schuld befunden ist.
Pilatus: von wem?
Lleasar: vom Hohen Rat.
Pilatus: Ihr habt nichts zu befinden.
Lleasar: Wohl über seine Schuld, vir steht es zu,
daß du in Kaisers Namen ihn bestrafst.
Pilatus: Was gehn den Kaiser eure Händel an?
Lleasar: Wir meinen: viel, ver Jesus hat das Volk
Jerusalems wider den Kaiser empört.
petronius: Vas ist nicht wahr.
Pilatus: Was weißt du davon?
petronius: Ich hörte selbst im Tempel, wie er sprach:
„Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist."
Lleasar: So sprach er listig. Dennoch hat er seinen
Nnhang gereizt, daß er ihn König rief,
mit königlichen Lhren ihn empfing.
Pilatus: (aufmerksam, zu petronius) Hast du das auch gehört?
petronius: Nein.
Lleasar: Freilich,
ein Römer hört das nicht. Laßt euch erklären:
Seit langem geht in unserm Volk die Rede,
es werde einst zu großer Macht erstehn,
abschütteln fremdes Joch, die Welt regieren.