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November 1918

Sechzigster Jahrgang

Nr. 11


Mliches KlilOAstt
kürkirche,schule uHsus
Erscheint monatlich in einem kiest zu Z2-4S Zeiten u. enthält viele
Textillustrationen, sowie Kunstbeilagen. Preis für das Vierteljahr
2 stlark. beziehen durch alle Postämter und Buchhandlungen.

Hans Bildung Grien und die Merke seiner
Freiburger Zeit.
von Lizentiat K. Kühner in Waldkirch i. Br.
aus Schwäbisch Gmünd stammende und in Straßburg lange ansässige
- altdeutsche Meister Hans Baldung Grien nimmt in der Geschichte der
oberrheinischen Kunst trotz seiner Bedingtheiten eine hervorragende und
auch für unsere heutige Beurteilung in hohem Maß beachtenswerte Stellung ein.
Keine Zeit seines Lebens bietet jedoch eine solche Fülle von Schöpfungen und eine solche
Geschlossenheit seines Lebenswerkes in Auffassung und Ausführung, als die Spanne
von 5-6 Jahren (1511/12 bis 1517), die er in der damals vorderösterreichischen
Breisgaustadt Freiburg zugebracht hat. Im Jahre 1511 schuf er das erste
Bildnis des badischen Markgrafen Christoph I., bald darauf war er beschäftigt im
Kloster Schultern bei Lahr; diese Umstände und wohl auch eine persönliche
Beziehung zu einem der Münsterpfleger haben ihn wahrscheinlich nach Freiburg
gebracht und ihm den auf Jahre hinaus sich erstreckenden, ehrenvollen und ein-
träglichen Auftrag verschafft, den neuen Hochaltar in dem kurz vorher fertig-
gestellten Chor des Freiburger Münsters auszumalen. Daß er nicht bloß zeit-
weilig oder allein, sondern dauernd und mit seinem ganzen haushalt das Lustrum
bis zum Thesenanschlag Luthers in Freiburg weilte, geht aus den Rechnungs-
auszahlungen seitens der Münsterkasse, sowie besonders aus der Bewilligung
einer „hantgifft" für des Malers Frau im Betrag von 200 fl. hervor. Die
Gesamtheit der Ratenzahlungen an Baldung selber bis zu seinem Tod (1544)
belief sich auf 800 fl. Die ersten drei Jahre galten den Entwürfen und sonstigen
Vorbereitungen, die Ausführung scheint erst 1515/16 begonnen zu haben, und
höchst wahrscheinlich haben den Meister dabei Gesellen unterstützt.
Der Auftrag bestand darin, einen niedriggestellten, horizontal abschließenden,
aufklappbaren Altarschrein auf der vorder- und Rückseite zu bemalen; im ganzen
wurden es zwölf Tafelgemälde, wozu noch das Holzschnitzwerk der kostbaren
Rahmenfüllungen sowie einer dreiteiligen Darstellung der hl. drei Könige hin-
zukommt.

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