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tem Gesicht, das Hütel mit der Hahnenfeder keck auf dem Kopf, den
Ruckfack mit der Bratpfanne und andenn Gerät des Lagerlebens
übergehängt; und ehe wir sie zu sehen bekommen, hören wir schon
dcn frohen Sang von der Heimat und dem guten Kameraden und
manches gute Volkslied, und an unS zieht vorüber das seine Getön
einer Fiedel oder der Zupsgeigen, an denen bunte Frühlingsbänder
flattern. Es sind die Genossen des Wandervogels, die also
daherkommen. Natursreude, Wanderlust, romantisches Mitempsinden
sür die Bauwerke der Vergangenheit, für epheuumsponnene, baum-
wipfelumrauschte Burgruinen auf hoher Bergwarte, aber auch ehr-
würdige Dome, die ganze Gefchichte und die Poesie der deutschen
Landschaft trcibt sie auf die Straßen, und was niemand aus Büchern
sich holen kann, wollen sie erwandern und erleben als köstlichen
Schatz für die Jahre, da der Wanderstab mühsamer gesetzt wird.
Der Wandervogel ist ein Bund, eine Genossenschaft, die überall im
Lande und in Baden ihre Teilnehmer zählt und daher so recht ein
Bindemittel für das heranwachsende Jungdeutschland ist. Diese Or-
ganisation schildern, greift über die Ausgabe einer örtlichen Chronik
hinaus, wir verzeichnen nur, daß sie 1907 zuerst sich offiziell in
Baden niederließ und 1911 bereits 1036 Veranstaltungen mit 9624
Teilnehniern zählte, woran Heidelberg mit 108 Veranstaltungen und
999 Teilnehmern sich betätigt hatte. Wir beobachteten mit Freude,
daß der Wandervogel hier wirksam ist mit Winterübungen, mit Nacht-
und Mondscheinsahrten, mit Weihnachtsfesten im Wald oder in trau-
lichem Burgraum, mit Konventen, Kriegsspielen, Geländeübnngen
und tagelangen Wanderungen, mit Aufgaben für die Jüngeren und
die Älteren. Ein herrliches Sommerfest hielt der Wandervögel
Schar auf dem Dilsberg, wo auj dem Uhlandbrunnen „Herzog Ernst
von Schwaben" aufgeführt wurde und Volksreigen, Tanz und Sang
rechte Jugendlust entsachten.

Über die Pfadsinder, die mit ihren schmucken Uniformen
und ihren grauen Burenhüten, mit ihrer kriegsmäßigen Ordnung
und Spiel so anziehende, herzbewegende Gestalten i» Wald und Flur
sind, geben wir die Worte eines Aufrufs wieder vom Ansang No-
vember: „Die Psadsinderkorps Badens haben sich allerorts tresstich
 
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