Brüsseler Galerie, mit der
Kreuzabnahme im Mittel¬
felde, der Gefangennahme
und der Auferstehung Christi
auf den Flügeln (Nr. 82 Ka¬
talog Wauters). Die Figur
der hl. Magdalena in der Mit¬
teltafel erscheint frei kopiert
nach der entsprechenden Ge¬
stalt in dem Louvre-Bilde,
das Colyn signiert hat.
Einiges zur Kenntnis der
Brüsseler Malkunst ist aus
dem Studium der Schnitz¬
altäre zu gewinnen, deren
Flügel ja regelmäßig mit
Malwerk, zumeist mit recht
grobem, ausgestattet sind.
Die Brüsseler Schnitzaltäre
auszusondern, ist teilweise
gelungen und wird gelingen.
Es fehlt nicht an zuverläs¬
sigen Anhaltspunkten, da
mehrere Altäre und Teil¬
stücke von Altären den Orts¬
stempel aufweisen. Brüs¬
seler Altarwerke sind haupt¬
sächlich in Schweden und
im Rheinlande zu finden. Die
vergleichende Betrachtung
ihrer gemalten Flügel wird
eine Vorstellung von der handwerklichen Gewohnheit und Überlieferung bieten und Schlüsse
auf die in Brüssel wirkenden Kräfte gestatten.
Ein Altar in Strengnäs1) (Schweden) zeigt, außer der Stadtmarke im Schnitzwerk, auf
dem Flügelbilde der Darbringung Christi im Tempel die Inschrift: »istud faciebatur
in Bruxella«. Roosval datiert das Werk, das ich leider nicht kenne: 1480—1500.
Ein typischer Brüsseler ^chnitzaltar, dem der Stadtstempel nicht fehlt, ist im April ig2O
bei Lempertz in Köln2) versteigert worden (aus dem Besitz von Fräulein Müller in Mont-
joie). Er hat Bildflügel von vergleichsweise altertümlichem Charakter, nach denen man
auf 1480 etwa datieren würde (das Bildwerk im Mittelschrein sieht vorgeschritten aus). In
den kümmerlichen Malereien ist die Rogier-Tradition deutlich zu spüren.
In ein Brüsseler Atelier, das ungefähr gleichzeitig mit dem Colyns tätig war, erhalten
Abb. 326. Der Meister von St. Gudule, Die Vermählung Mariä.
London, Langton Douglas.
’) Roosval, Schnitzaltäre in schwedischen Kirchen. Straßburg 1903.
2) Abb. im Auktionskatalog der Sammlung Dr. P. Wangemann, Nr. 2260.
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