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Abb. 92. Braine-le-Chäteau, St. Remigius. Grabmal Maximilian von Horn.


Das Kissen, auf dem sein Haupt ruht, wird von zwei Putten gehalten. Die Wappen-
halter zu Hoogstraeten und Douai haben hier diese Funktion übernommen. Im übrigen
ist die Figur bis in die kleinsten Einzelheiten ein Zwillingsbruder der beiden dortigen
Ritter.
Der starken Wirkung des rotbraunen Alabasters, der bei Sonnenbestrahlung fast licht-
durchlässig erscheint und dadurch Gesicht und Hände geradezu verlebendigt, kann sich
der Betrachter kaum entziehen. Wie in Wachs modelliert erscheint die Gestalt. Im
Augenblick des Verscheidens ist der Ritter dargestellt, die Augen geschlossen, der Mund
leicht geöffnet, als habe gerade das letzte Leben ihn verlassen. Die stoffliche Differen-
zierung des Fleisches und der Haare, des Gewandes und der Rüstung, des Kissens wie
des Lederriemens, der das Schwert trägt, ist bis zur Grenze des Möglichen durchgeführt,
ohne daß sie ins Kleinliche verfällt und der Gesamtwirkung Abbruch tut. Ein großer
Künstler hat diese Figuren geschaffen (Taf. 16).
Mit einigem Vorbehalt hat Destree Mone oder seiner Werkstatt zwei weitere Grab-
denkmäler zugeschrieben. Da ich, seit ich seinen Aufsatz im Sommer 1921 kennen lernte,
nicht wieder in Belgien war, hatte ich bisher keine Gelegenheit, eine Nachprüfung dieser
Ansicht vorzunehmen1). Das Grabmal der Familie de Taeye im Chor der Pfarrkirche
zu Wemmel, nordwestlich von Brüssel, nennt er selbst wenig hervorragend. Es ist ein
Wandgrab, das in Architekturumrahmung ein Flachrelief mit Jesus am Ölberg enthält.
Der Abbildung im Brüsseler Inventar nach zu urteilen, ist es höchstens als Schülerarbeit
zu bezeichnen, besonders die Putten mit der Schrifttafel sind recht schwach2). Gegen
die Autorschaft Mones an dem Denkmal des Bernard d’Orley und der Isabeau de Witthem
in der Schloßkapelle zu Ecaussines d’Enghien spricht, daß diese aus hartem Blaustein
geschaffen sind, während Mone, der von Dürer so treffend als »marmelstainhauermaister«
charakterisiert wird, in Alabaster oder weichem Marmor zu arbeiten gewöhnt war.
Um schließlich den gesamten Umfang von Mones mir bisher bekannt gewordenem Werk

’) A. a. O., S. 46 f.
2) Inventaire a. a. O., Taf. zw. S. 188 u. 189. Vgl. auch A. Wauters, Histoire des environs de
Bruxelles, Bruxelles II (1855), S. 42.

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