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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 2): Vom Anfang des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43818#0185
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Abb. 107. Südansicht der Parkabtei.


VI.
DIE PARKABTEI BEI LÖWEN
Von HERMANN MYLIUS


orte, farblose Lichtbilder und der Stift des Zeichners sind armselige Vermittler,
wo es gilt, lebendige Schönheit und glühende Farben, den ganzen unmittel-
baren starken Eindruck gegenwärtiger Kunstwerke mitzuteilen, die eindring-
liche Sprache vernehmbar zu machen, mit der sie zum liebevollen Beschauer

reden von längst vergangenem Geschehen, vom Geiste verronnener Jahrhunderte, vom Schick-
sal gewesener Menschen. Wieviel lieber nähme ich den Leser bei der Hand, ihn vor
die Tore der altehrwürdigen Stadt Löwen zu führen, ihn abseits der Straße zu geleiten
zu einem Denkmale edelster Baukunst, das ihn gar bald die poesielose Zivilisation und
die nackte Kulturarmut unserer Tage vergessen machen sollte. In sinnender Weltentrückt-
heit, versteckt im Grünen, spiegelt sich hier in den Wassern ihrer ausgedehnten Fisch-
teiche eine stille, aber majestätisch großartige Abtei, wie wir sie so schön und wohl-
erhalten in den Niederlanden nicht wiederfinden. Ihre Baukunst redet in der Formen-

sprache vieler Jahrhunderte; ein jedes hat sein Bestes getan, und so fügt sich das Man-
nigfaltige zu einer künstlerischen Einheit, der wir die aufmerksamste Betrachtung schuldig
sind.

Ein gütiges Geschick waltete über diesem frommen Werk: Fast alle die stolzen Abteien
des Landes sind den Bilderstürmern der Reformationszeit, den raubenden Scharen fran-
zösischer Revolutionäre oder dem Toleranzedikt zum Opfer gefallen und liegen heute in
Trümmern. Alle diese Gefahren hat die Parkabtei überstanden, und auch der Sturm, der
1914 über das Land dahinbrauste und das benachbarte Löwen so schwer heimsuchte,
ist spurlos an ihr vorübergegangen. Selbst vor Verunstaltungen durch die Neuzeit ist

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