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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 2): Vom Anfang des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43818#0219
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Abb. 129. Rubens, Skizze zum Kreuzaufrichtungsaltar.
London, Mr. Holford. (Nach dem Stiche von Witdoeck.)

VII.
RUBENS’
KREUZAUFRICHTUNGSALTAR
Von GUSTAV GLÜCK
Il^SWpichts ist schwieriger, nichts verschlungener, als der Weg zur Erkenntnis und
I M ■[ damit zugleich auch zur Darstellung der Entwicklung eines wahrhaft großen
I IzIIB Künstlers. Schon der gemeine Mensch, den Begabung, Ehrgeiz und günstiges
Jlz) Geschick in den Mittelpunkt des tätigen Lebens stellen, erfährt von so vielen
und vielerlei Seiten Einflüsse und Anregungen, daß es nicht leicht ist, ihnen allen nach-
zugehen. Das Genie faßt aber in seinem Wirken alles das zusammen, was seine Vorgänger
und Zeitgenossen auf seinem besondern Gebiete geleistet haben. Man braucht nur Goethes
Selbstbekenntnisse zu lesen, um zu sehen, wieviel er eingesteht, andern verdankt zu haben.
Eine sorgfältige Zusammenstellung aller der Einflüsse, die er erfahren hat, vorgenommen
durch einen pedantischen Monographisten, würde ein seltsames Bild ergeben: auch ein
solches Genie würde hier aussehen wie ein Schuldenmacher oder Bettler, der sich bald hier
bald dort etwas ausleiht oder Almosen empfängt und das noch gar von Leuten, die weit
ärmer sind als er selbst. Und denselben widrigen Eindruck erhält man nicht selten aus
Sonderveröffentlichungen über einzelne von den großen bildenden Künstlern.
»Wohl kaum einer unter ihnen«, sagt einmal Carl Justi, »hat die Größen der Vergangen-
heit so viel studiert und sogar kopiert als Pietro Paolo Rubens. Dennoch wird man kein
Element seiner Malweise (ich sage nicht, einzelne Figuren und Motive) aufzeigen können,
das er nicht von Haus aus hätte. Was ihm Italien und die Antike gegeben haben könnte,
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