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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 2): Vom Anfang des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43818#0334
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heute an seiner Stelle eine Kopie mit der Inschrift: »Diese Mahlerey hat F. Herman nach
Janssens koppiert 1669. Renoviert von F. M. Lohneberg 1787.« Johannes von rückwärts
gesehen, nimmt den herabgleitenden Leichnam in seine Arme auf. Maria steht links, hoch
emporgerichtet, mit klagend erhobenen Armen. Magdalena hält die Füße des Toten. Zwei
weinende Frauen links und eine mit einem Krug herbeieilende rechts füllen den Raum
unter dem Kreuz; auf den angelehnten Leitern stehen zwei Männer. Trotz ihres geringen
künstlerischen Wertes und schlechter Erhaltung sagt die Kopie über das Original immerhin
soviel aus, daß es ganz in dem von Rubens vorgebildeten und mannigfach variierten Typus
der Kreuzabnahme gedacht war, jedoch nach seiner Weiträumigkeit und den kompliziert
ineinander geschobenen Figuren jener kraftvollen frühen Epoche von Janssens mit ihrer
Vorliebe für einfache Konfigurationen nicht angehört haben kann.
Daß auch jetzt noch, vielleicht mehr als je vorher, für Janssens das Vorbild von Rubens,
d. h. der Wunsch maßgebend war, sich dem herrschenden Geschmack anzupassen, beweisen
die Kirchenväter im linken Querschiff der Antwerpener Kathedrale, die kompositionell dem
zwar nicht von Rubens ausgeführten, jedensfalls aber entworfenen Gemälde gleichen Inhalts
im Stockholmer Museum entlehnt sind. Von der bequemen Ausbreitung und Fülle, mit
der dort die vier Figuren den niederen Raum füllen, ist bei Janssens nichts zu spüren;
die Gestalten sind schwerfällig aneinandergepreßt

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