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Clemen, Paul [Hrsg.]
Belgische Kunstdenkmäler (Band 2): Vom Anfang des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43818#0336
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Abb. igö. Tafel der Kirchenverwalter in der
Jakobskirche von Antwerpen.


daß dieses Jahrhundert nur jene Künstler
schätzte, die Rom gesehen hatten, denn
die meisten jener Zeit sind in ihrer Ju-
gend dort gewesen«, und bemerkt doch
van Gool in der Lebensgeschichte des
Mathäus Terwesten: »Von einem Bestel-
ler gefragt, ob er in Rom gewesen, ant-
wortete er: »Nein!«, worauf bei dem Be-
treffenden die Achtung vor seiner Künst-
lerschaft sank.« Nun, nach der ewigen
Stadt hat Franz Duquesnoy auch seinen
Bruder Hieronymus den Jüngeren und
Artus Quellin den Älteren gelockt. Zwei
Werke des Franz Duquesnoy müssen
schon damals eine ungewöhnliche Be-
rühmtheit genossen haben: die heilige
Susanna in Santa Maria di Loreto, von der
Bellori sagt: »alle Linien atmen Schön-
heit und Reinheit, die Technik des Mei-
ßels ist so vollendet, daß er an die
schönsten Bildwerke der Antike heran-
reicht, nur ist der Stil viel zarter und
anmutiger«, und Andreas im Sankt Peter
von Rom. Kein Geringerer als Rubens
selbst hat über diese Figur sich begeistert
geäußert: »Die Lobeserhebungen über
die Statue des hl. Andreas, die jetzt ent-
hüllt wurde, sind bis zu meinen Ohren ge-
drungen, und ich, sowohl im besonderen als
auch gemeinsam mit unserer ganzen Na-
tion, wir freuen uns dessen mit Ihnen, in¬

dem wir zugleich auch an Ihrem Ruhme teilhaben. Hinderten mich nicht Alter und Gicht,
die mich zu allem unbrauchbar machen, so käme ich selbst dorthin, um mit meinen eigenen

Augen ein so würdiges Werk zu sehen und seine Vollkommenheit zu bewundern.« Man
möchte wissen, mit welchen Augen der noch jugendliche Quellin Duquesnoys’ hl. An-
dreas betrachtet hat! Auf alle Fälle muß er die Kraft der neuen Jenseitsstimmung,
die Größe der Gebärdensprache und die Monumentalität bildnerischen Gestaltens be-
wundert haben. In Antwerpen selbst hat Quellin der Ältere den Einfluß von Rubens
erfahren, Rubens hat unmittelbare Vorlagen für ihn angefertigt. Auf Zeichnungen von
ihm gehen zurück die Statue des Flußgottes »Schelde« für das zu Ehren Philipps IV.
1624 errichtete Königstor, die Kartusche im Portal der Plantin-Offizin, die 1639 für Bal-
thasar Moretus I. angefertigt wurde und das Epitaph des Gelehrten Jan Gevaerts in
der Kathedrale. Oldenbourg hat neuerdings über die Fähigkeit des Rubens, seine Art
allen künstlerischen Kräften seiner Umgebung mitzuteilen, geschrieben, und es ist ihm
geglückt, auch einige Plastiken Quellins, die formal auf den großen Flamen zurückgreifen,

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