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643

[No. O30—631]

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allerdings, obwohl Argium hei Plinius nicht als Eth-
nikon zu dem Namen bezogen werden darf (s. No. 631),
kaum eine bloss zusällige Homonymie annehmen können;
allein das Wiederkehren derselben Namen in verschiedenen
Generationen derselben Künstlersamilie (s. zu No. 174) ist
eine der allergewöhnlichsten Erscheinungen. Wenn Klein
(s. das Lemma zu No. 631) von dieser Beobachtung im
umgekehrten Sinne Gebrauch machen will, indem er in
Alhanodoros und Asopodoros die Schüler des Polyklet
lieht, aber dieser Ansicht zu Liebe einen jüngeren Hage-
laidas annimmt, so widerspricht dies der von ihm nicht
anerkannten, aber aus exakt beobachteten Thatsachen von
Furtwä'ngler mit zwingender Notwendigkeit abgeleiteten
Zeitbestimmung des ganzen Monuments (s. zu No. 2(56).
Der metrischen Form nach ist die Inschrift von den
Herausgebern mit Recht als elegisches Dillichon anerkannt
worden. Die Messung ΆΒανοΒωρου und Αο-ωποΒ&ρου sucht
Usener, Altgriechischer Versbau S. 38 dadurch zu erklären,
dass man zwar um der urkundlichen Genauigkeit willen

die authentischen Namenssormen geschrieben, aber die
gleichbedeutenden und dem Metrum angemelsenen A.r«-
i'oi)o-oc und ίντωπ-όδοτοε dabei im Sinne gehabt habe.
Aber das Versahren der römischen Lyriker mit dem
Namen ihrer Geliebten, das er als Analogie herbeizieht,
beruht doch auf ganz anderen Motiven, und dort wird
ja gerade ein prosodisch genau entsprechender Name
substituiert. Überdies darf man, wie J. Menrad. Wochen-
schrift sür klassische Philologie IV (1887) No. 31 Sp. 1573
tressend hervorhebt, diesen einen Fall nicht höheren,
sondern muss ihn mit den zahlreichen anderen Beispielen
zusammenhalten, wo seit alter Zeit Namen, die in ihrer
korrekten Prosodie absolut nicht in das daktylische Vers-
mass passen, mit willkürlich abgeänderter Silbenquantität
gebraucht werden. Ein durch keine Notwendigkeit
entschuldigter Fehler ist allerdings durch Hinzusetzung
des rs entltanden, doch darf dasselbe schwerlich mit
Usener als Spur eines älteren, dem Hexameter voraus-
gegangenen Metrums aufgefasst werden.

631. Zwei Blöcke (de) vom rechten Ende
des grossen Praxiteles-Bathron. Beschreibung der
Steine und Angabe der Fundumstände s. zu No. 266. —
d allein herausgegeben von E. Curtius, Arch. Zeitung
XXXIII (1875) S.181 N0.2, beide Stücke zulammen von
demselben, Arch. Zeitung XXXIV (1876) S. 47 No. 5 mit
Tafel 6,1 in Holzschnittsacümile, das nach einem in fünf-
sacher Verkleinerung photographierten Papierabklatsch
hergestelh ilt. Ausgrabungen von Olympia I (1873—1876)
Tasel XXXII, 4 (P. Cauer. Delectus Inscr. Gr. ed. 1 p.27
No. 15. ed. 2 p.43 No. 55. Roehl, I. G. A. p. 18 No. 42.
Imag. ed. 1 p. 56 No. 11. ed. 2 p. 68 No. 12). Nach eige-
nem Abklatsch in ',χ facsimiliert von E.Loewy, Inschriften
griech. Bildhauer p. 25 No. 30 d e mit Zulatz S. XVIII.
(W. Prellwitz bei Collitz, griech. Dialektinschristen III S.124
No. 3271. E. S. Roberts, Introduetion to Greek Epigraph}• I
ρ. 11 5 No. 81 und p. 378). Vergl. die Bemerkungen von
U. von Wilamowitz-Möllendorfs, Zeitschrist für Gymna-
sialwesen XXXI (1873) S.653Anm. H. Roehl, Arcii. Zei-
tung XXXVII (1879) S. 37. A. Furtwä'ngler, ebend. S.43ss.
G. Hirschfeld, Arch. Zeitung XL (1882! S. 117 Anm. 10.
W. Klein, Arch. Epigr. Mitteilungen aus Österreich VII
(1883) S.6ofs. R. Scholl, Historischc und philologische Auf-
sätze, E. Curtius gewidmet, S. 117• ff. U. von Wilamowitz-
Möllendorff, Lectiones epigraphicae, Gottingae 1885 p.12.
C.Robert, Archäologische Märchen S.97. F. Studniczka,
Mitteilungen des arch. Instituts in Athen XI (1886) S. 449.
J. Overbeck, Berichte der Kgl. Sächs. Ges. d.Wils., PhiL-
hist. ClalTe, 1892, I. II S. 26 sf. — Photographien nach
dem in Berlin befindlichen Gipsabguss.
Atcatoc s7rotfvj'ε A^ysTo^ | καογειαοας Xys/xtbcc Tctpystüi.
Über das Denkmal des Praxiteles und seine Ent-
stehungszeit s. zu N0.266. Von den hier genannten ar-
givischen Künstlern fällt der erste durch seinen uner-
hörten, dem Anschein nach barbarischen, Namen auf. Man
hat ihm daher mehrfach ungriechische Herkunft zu-
schreiben wollen. So Roehl, der überhaupt nur einen
Künstler annimmt, Atotos, Sohn des Hagelaidas, und in
ihm einen Abkömmling der makedonischen Königsfamilie

der Argeaden lieht, der in Argos mit dem Bürgerrechte
beschenkt lieh nun Ά.ργε7ος κα\ AgyztäSug nenne. Mit Recht
aber hat Scholl gegen letztere Deutung geltend gemacht,
dass man so nur Gleichartiges verbinden könne, wie
No. 266,1.2 Χυρακοηος κι:\ Καμαριναϊας oder N0.473, 6. 7
Κλιι-opict και ϋλεία (vergl. auch No. 237, 7. 243,1 fs.),
dass dagegen in dem von Roehl angenommenen Sinne
etwa äj'/sioc ri Aoyiabär y=vioc gesagt werden müsste.
Auch weist der Name, salls er unhellenilch ilt, auf eine
ganz andere Gegend hin; es findet lieh nämlich Άτίύη)«
einerseits in einem attischen Epigramm ;C. I. A. II, 3 p. 355
No. 3260 έ), andererseits in drei Inschriften von der Nord-
küste des Pontos (Latyschew, Inscr. orae sept. Ponti Eu-
xini II p. 89 N0.134. p. 05 N0.151. p. gq N0.164!, und
diese lalsen keinen Zweifel, dass der Name paphlagonisch
ist, wie Latyschew richtig bemerkt. Nicht nur beginnt
das Epigramm mit dem Vers ίΐόν-ου «-' ΕνζεΙνο-ϋ Παφλα-
yjiv μεγαΒνμος Άτωτης und sührt dann den Stammbaum
desVerstorbenen auf den homerischen Pylaimenes B, 851.
E, 576. N, 643) zurück, sondern auch sür die bosporani-
schen Träger des Namens wird paphlagonische Abstam-
mung dadurch erwiesen, dass einer von ihnen Övc Άτωτεΐι
heilst (Latyschew N0.64), während Athenaeus IV, 144 F.
X,4i 5 D von einem Paphlagonier θΰς erzählt. Th.Reinach,
Revue des etudes Grecques II (1880) p. 94 fs- gewinnt eine
weitere Bestätigung durch eine lehr plausible Emendation
bei Strabo XII, ^,23 p. 532: τυνψ^ορείν h" αν δίξειε τ£> λόγω
τούτω, htoTt —ατα γ, πΧγ^τιον του Αλυος Κα——αόοκια τακ Βντι
</ογ-αι οιαΚεκτοις και τοϊί ονόματι π7*εοναζει τοις ΪΙαφλαγονί-
κο7ς7 Bayag και Βιατας και Αινιατής και Ατωτης (die Hand-
lchritten και Pcctlwt<*c) και Zajbwy.r^ και Ύι^,ιοϊ και Τασ-νς και
Ολιγατυς και Μάνης. Die Variante Ατωτος neben Άτα.τγ^•
sucht Hirschfeld, der zuerst für untere Inschrift auf letzteren
Namen hingewiesen hat, durch Άλκε-ος, Ά/.κίτγ^ und ähn-
liche Beispiele zu belegen; allein dies lind alles griechische
Namen, wogegen auf einen paphlagonischen doch die Bil-
dungsgesetze der griechischen Sprache keine Anwendung
finden können. Vielmehr muss man, salls die Identifikation
beider Formen das Richtige trisst, annehmen, dass man lieh
 
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