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66η

[No. t>51—653]

668

Inschrist genau über der Mitte einer Säule begonnen,
dann aber nicht nur den Zwischenraum bis zur solgenden
ausgelullt, sondern mit den drei Buchstaben Η Σ Ε noch
in das nächste Interkolumnium übergegrissen haben;
ein Veriloss gegen die Symmetrie, der in einer monu-
mentalen Geba'udeaufschrift der klassischen Zeit um so
weniger glaublich isl, als er mit leichter Mühe hatte
vermieden werden können. Dagegen füllt Treu's Er-
gänzung genau zwei Interkolumnien, wobei auf jedes
24 Buchstaben kommen, und hat also eine streng sym-
metrische Anordnung, vorausgesetzt, dass die Seite des
Gebäudes, auf welcher lieh die Inschrift befand, eine
ungerade Säulenzahl hatte. Dies trifst auf die Süd- und
Nordseite zu, einer von diesen beiden muss also die
Ausschrift ab c d angehört haben. Auf die andere ist
dann wohl es zu beziehen, wenn auch die Inschrist
hier am Anfang, und also der Symmetrie wegen ohne
Zweifel auch am Ende mit einem Buchstaben auf die
benachbarten Epistvlblöcke übergrifs. Dagegen muss es
dahingestellt bleiben, ob auch die Ost- und Westseite
gleichlautende Inschriften trug.
Die Identität des Erbauers des Leonidaion mit dem-
jenigen Leonides, dessen Bildläuse in der Altis von den
Psophidiern geweiht war (No. 294. Paus. VI, 16, 5) ist durch
die Ausfindung unserer Bauinschrift ausser Zweifel ge-
letzt; denn dafür sprieht nicht nur der Name des Vaters,
der an beiden Stellen auf dem Stein erhalten ist, und
das Ethnikon, das für den Architekten des Leonidaion
die Inschrift, für den von den Psophidiern Geehrten
Pausanias bezeugt, sondern die Schriftzüge beider In-

schriften sühren auch in völliger Übereinstimmung unter
sich und mit dem architektonischen Charakter des Baues
auf dieselbe Zeit, die zweite Hälste des vierten Jahr-
hunderts v. Chr. Endlich ist auch die Aufteilung jener
Statue in der unmittelbaren Nachbarschaft des Gebäudes
nicht zu übersehen. Aufklärung erheischt also nur der
Irrtum des Pausanias, der V, 15, 2 den Erbauer des
Leonidaion einen Eleer [uvhfos τΖν ίπι%,ωξύαι>) nennt.
Falls zu seiner Zeit, wie allerdings nach Beschafsenheit
des Putzes wahrscheinlich ist, die Inschristen bereits
durch die neue Verputzung unsichtbar geworden waren,
so mochte seine Kunde von dem Stister ausschliesslich
aus dem Namen des Gebäudes beruhen; dass er aber
einem sonst völlig unbekannten Privatmann die Weihung
eines so stattlichen Gebäudes an den olvmpischen Zeus
nur unter der Voraussetzung zutraute, dass derselbe ein
Einheimischer gewesen sei, würde nicht ausfallen. Oder
es könnte lieh, wie Treu vermutet, nach dem römischen
Umbau des Leonidaion und dem damit verbundenen
Verschwinden der Dedikationsinschrift eine lokalpatrio-
tische Tradition in jenem Sinne gebildet haben, von der
der Schriststeller abhängig wäre. Indelsen bleibt auch
die andere Möglichkeit, dass Pausanias' Kunde direkt
oder, falls die Inschrift zu seiner Zeit schon unsichtbar
war, indirekt aus dieser Inschrift selbst slammt, und dass,
wie Diels bei Treu annimmt, er oder sein Gewährs-
mann von dem Ethnikon Ν Α Ξ Ι Ο Σ nur die Züge
Ι Ι Λ Ξ Ι Ο Σ erkannte und diele durch einen überaus
naheliegenden Irrtum zu ΗΛΕΙΟΣ ergänzte. Dass ihn
der Dialekt nicht irre machte, kann nicht weiter aufsallen.

652. Platte aus gelbem Sandstein, 0,17—0,18
hoch, 1,35 breit, 0,50 tief. Die Oberssäche ist glatt, die
linke Nebenseite zeigt Anschlussfläche, die rechte ist rauh
zugehauen. Die Vorderssäche ist im unteren Teil rauh
gespitzt, der obere geglättet, die Inschrist in scharfen Zü-
gen über diese beiden Teile hinweg eingehauen. Der
gegenwärtig ungefähr durch die Mitte quer gebrochene
Stein scheint nicht von einem Bathron, sondern von einer

grösseren architektonischen Quader zu flammen, die ver-
mutlich erst in barbarischer Zeit der Länge nach zur
Platte gespalten worden ist; die Unterseite zeigt eine nur
ganz roh abgesprengte Fläche. — Inv. 420. Gefunden
23. Mai 1878 in byzantinischem Mauerwerk nordöstlich
vom Heraion. — Herausgegeben nach R. Weil's Abschrift
von W. Dittenberger, Arch. Zeitung XXXVI (1878) S. 1S1
No. 218. — Facsimiliert von Purgold.


2.MJ.VJV.

Die Inschrift muss von einem Gebäude herrühren,
das Pausanias mit Stillschweigen übergeht. Denn mit dem
einzigen durch die Stadtgemeinde Samos in der Altis ge-
weihten Kunstwerk, dessen er Erwähnung thut, dem Denk-
mal des Lysandros (VI, 3, 14. 15), kann lie aus vielen Grün-

den nichts zu thun haben, namentlich weil delsen metrische
Ausschriften von dem Schriftsteller selbst angeführt wer-
den, und weil unser Stein (s. oben) überhaupt nicht von
einem Bathron herltammt. Die Schriftzlige deuten auf
hellenistische Zeit, und zwar am wahrscheinlichsten auf
die zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr.

653. Architravblock vom Megarer-Thesau-
rus aus grobem Muschelkalk, 0,62 hoch, 1,93 lang.
0,32 dick. Der das Bauglied überziehende Marmorstuck
ist grösstenteils erhalten. Am oberen Rande des Steins
sind drei Vertiefungen sichtbar, die mittlere, vollständige,

0,45 lang, die beiden äusseren je 0,23, in welchen die
aus feinerem Material (Mergelkalk) gearbeiteten regulae
und Tropsen eingesetzt waren. Die 0,08 hohen Buch-
staben sind durch den Stucküberzug hindurch einge-
hauen und mit demselben an den Rändern zum Teil
 
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