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Lageplan der antiken Bauwerke.

welche in der Stärke von 0,57 — 0,65 m und in gleich-
mäßigen Abständen von 8,00 — 8,10 m angeordnet waren.
Die noch erhaltenen und sichtbaren Pfeiler sind auf dem
Plane gezeichnet, andere mussen zwischen ihnen ergänzt
werden, weil die grösseren AbständeVielfache der kleine-
ren bilden. Die fehlenden Pfeiler sind teils später abge-
brochen, teils liegen sie noch verdeckt unter der grossen,
an der Mauer entlang geführten Wasserleitung. Da bei
einer niedrigen freistehenden Mauer Strebepfeiler über-
sstissig gewesen wären, werden wir eine ursprüngliche
Höhe von mindestens 3 — 4 m annehmen dürfen.
Im Zuge der Westmauer lassen sich die Unterbauten
von 3 Thoren feststellen: ein viersäuliges Propylon
mit drei Thüren befand sich an dem nördlichen Ende
und ist auf dem Plane als Nordwest-Altisthor be-
zeichnet; ein gleiches Propylon lag gegenüber der Nord-
ostecke des Leonidaion, sein dreistufiger Unterbau und
die Halbsäulen zwischen leinen drei Thüren sind noch
wohlerhalten, es ist auf dem Plane Südwest-Altisthor
genannt; ein drittes kleines Thor, eine Pforte, ist ge-
rade in der Mitte zwischen den beiden anderen Thoren
durch einen Vorbau und durch die Maueröfsnung mit
den Löchern für die Thürssügel gesichert. — Die bauliche
Einrichtung dieser Thore ist im Textbande II S. 61 — 62
geschildert, ihre Bedeutung für die Altis werden wir
später besprechen, nachdem wir auch die Thore der
anderen Mauern kennen gelernt haben.
Die Südmauer läuft von dem südlichen Ende der
Westmauer zunä'chst auf die Nordmauer [des Buleuterion
zu, welch letztere selbst in ihrer ganzen Länge die
Grenze der Altis bildete; sodann lässt sie sich östlich
vom Buleuterion wieder bis zu einem grossen Unterbau
verfolgen, der auf dem Plan als »Römisches Triumph-
thor« bezeichnet ist. Weiter östlich ist keine eigentliche
Grenzmauer zu finden; vielmehr bildete der römische
Südostbau, ein für den Kaiser Nero errichtetes Wohn-
haus, hier die Grenze des Bezirks. In ihrem westlichen
Teile ist die Südmauer genau so konstruiert, wie die
ganze Westmauer. Dieselben inneren Strebepfeiler, die
wir bei dieser fanden, kehren auch bei jener wieder,
teils noch erhalten, teils nur an den Ansatzspuren noch
zu erkennen. Das zwischen dem Buleuterion und dem
Triumphthor vorhandene Stück, das sehr zerstört ist,
zeigt eine ähnliche Bauart, entbehrt aber der Strebe-
pfeiler. Es bildete zugleich die Rückwand des vor dem
Buleuterion erbauten Säulenhofes.
Zwei Thore befanden sich im Zuge der Südmauer:
das eine war der »Eingang zum Buleuterion« (Paus.
V 23, 1), der an dem nördlichen Ende der Buleuterion-
vorhalle lag. Dass hier wirklich ein Eingang war, ist nach
Lage und Form der Bauten und der neben dem Wege
flehenden Basen nicht zu bezweifeln. Das zweite Thor
ist in dem grossen Fundament erhalten, das wir vorher
den Unterbau eines Triumphthores nannten. Seine
Ruinen sind Textband II S. 61 beschrieben und als die
Überreife eines grossen dreithorigen Triumphbogens er-
wiesen, der wahrscheinlich zur Zeit des Kaisers Nero
erbaut ist (vergl. Athen. Mitteilungen XIII S. 332).
Eine Ostmauer der Altis, die mit der westlichen
und südlichen Mauer einige Ähnlichkeit hätte, ist nicht

gefunden worden und hat auch wohl niemals bestanden.
Denn zu der Zeit jener beiden Mauern schlossen zwei
Gebäude, nämlich der Südostbau und die Echohalle,
den heiligen Bezirk an der örtlichen Seite ab. Auch
hier ist ein Thor gefunden, das sich nördlich an die
Echohalle anschliesst und die Altis mit dem Stadion ver-
bindet. Es ist das im Textbande II S. 68 f. beschriebene
Eingangsthor zum Stadion (Paus. V 22, 1). Vier korin-
thische Säulen trugen ein auf beiden Seiten verziertes
Gebälk und bildeten so eine freistehende Dekoration zur
Verdeckung des überwölbten Weges zum Stadion.
W7o die Nordmauer der Altis gelegen hat, ist
leider nicht sicher bekannt. Man könnte annehmen, dass
die grosse treppenförmige Terrassenmauer vor den Schatz-
häusern, welche sich von dem Stadioneingang, an dem
Metroon und Heraion vorüber, bis zum Prytaneion er-
streckt, die Grenze des heiligen Haines gebildet habe;
es würde dann ein ununterbrochener Abschluss der Altis
auch an der Nordseite vorhanden sein. Aber erstens ist
die Terrassenmauer vor den Schatzhäusern in ihrem
grössten, westlichen Teile keine Trennungsmauer, son-
dern hat mit ihren begehbaren Stufen zur Verbindung
der oberen Terrasse mit dem Boden der Altis gedient.
Zweitens gehörten die Schatzhäuser wohl noch zur
Altis selbst, wie wir annehmen dürften, auch wenn
es Pausanias nicht ausdrücklich sagte (VI ig, 1): irrt
OS AJCOÜ Trü.'Dll'GV y.QYjTtlQ SV TY, A/.TSl, TtOOK UPXTOV TOV
HpCtlOV , HCITCi l'UJTOV ÖS CtVTY,<; TKXOyjH&l TO &Ü0V10V, STTl TUVTYsi
tyjq y.^iiihoQ e'tTiv ol S-^tcivpoI. Unter diesen Umstä'nden
wird man lieber die hinter den Schatzhäusern befindliche
Stützmauer, die mit zahlreichen Strebepfeilern verlehen
ist, für die nördliche Altismauer halten. Man darf sich
jedoch nicht verhehlen, dass dann eine Verbindung zwi-
schen dem örtlichen Ende der Mauer und dem neben der
Echohalle gelegenen Stadionthore fehlt und auch wegen
der Gestalt des Stadion schwer zu ergänzen ist. Ausser-
dem fehlt auch im Weilen der Anschluss an das Prytaneion
und damit an die Westmauer der Altis, doch kann dieses
Stück leichter ergänzt werden. Eine dritte Möglichkeit
für den Zug der nördlichen Grenze würde sich ergeben,
wenn der Kronoshügel selbst noch zur Altis gerechnet
werden dürfte; mir scheint diese Annahme jedoch nicht
zulässig, weil dann das am Fusse des Kronion gelegene
Stadion auch noch zur Altis gerechnet werden müsste.
Obwohl es durchaus nicht ausgeschlossen ist, dass die
stufenförmige Terrassenmauer die Grenze der eigentlichen
Altis bildete, scheint es mir wahrscheinlicher, dass die
Stützmauer hinter den Schatzhäusern als nördliche Grenz-
mauer der Altis galt. In ihrer Bauart weicht iie von den
übrigen bisher besprochenen Altismauern ab, denn sie
besteht aus Quadern von Porös, die ohne Mörtel zu-
sammengefügt sind. Dass sie aus griechischer Zeit slammt,
ist hiernach sicher, eine genauere Zeitbestimmung scheint
mir aber nicht möglich. Die Strebepfeiler, mit denen sie
verstärkt ist, sind 6,40m von Mitte zu Mitte entfernt,
stehen also näher als bei den anderen Mauern; es dürfte
sich das aus ihrer Eigenschaft als Stützmauer des Kronos-
hügels erklären.
Im Nordwesten schloss der Bau des Prytaneion die
Altis ab. Sein Haupteingang war zum Inneren der Altis
 
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