Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Archäologisches Institut <Heidelberg> / Sammlung Antiker Kleinkunst [Hrsg.]; Gropengiesser, Hildegund [Hrsg.]; Dally, Ortwin [Bearb.]
Katalog der Sammlung Antiker Kleinkunst des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg (Band 7): Die Architekturfragmente aus Terrakotta und Kalkstein — Mainz am Rhein, 2006

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29982#0082
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sprechen. Eine genauere Vorstellung von dem Aufbau der Dachhaut ist jedoch bislang nicht
möglich, obwohl C. Rescigno kürzlich wahrscheinlich machen konnte, daß ein anderes Palmet-
tenfragment mit reliefartig erhöhten Rändern dem gleichen Dachsystem, wenn nicht sogar
derselben Dachhaut zuzuschreiben ist318. Anhaltspunkte für die Datierung liefern die Palmet-
tenbekrönungen einer Serie von Stirnziegeln mit Frauenkopfprotomen in einem Lotuskelch
aus Capua, deren Blätter annähernd dieselbe Form wie die des Heidelberger Fragments aufwei-
sen. Die Serie ist in das letzte Drittel des 6. bzw. das frühe 5. Jh. v. Chr. zu datieren319.

E. Mittelitalische Architektur-Terrakotten

20 Fragment einer Verkleidungsplatte vom Farbtaf. 1,2; Taf. 10,1

Typ Veji-Rom-Velletri

Inv. TK 328 (früher H 193). Von P. Hartwig Anfang des 20. Jahrhunderts in Rom(?)
erworben.

H 15,2 cm. B 10,5 cm. T insgesamt 2,6 cm. - Relief: T 0,3 cm.

Ton: beige, stellenweise leicht orange bis rötlich verfärbt, grob gemagert, viele schwarze und glimmerartige
Einschlüsse (HUE 5YR 5/8).

Oben und links unten gebrochen, rechte Seite und Oberfläche stellenweise bestoßen. Aus zwei Stücken
zusammengeklebt.

Lit.: unpubliziert.

Das unscheinbare Fragment einer Verkleidungsplatte zählt mit Sicherheit zu den Kleinodien
der Heidelberger Sammlung320. Es zeigt einen nach rechts schreitenden Mann, von dem sich
der gesamte Oberkörper mit Ausnahme des Kopfes erhalten hat. Die Schrittstellung der Beine
ist noch zu rekonstruieren: Das rechte Bein, von dem der Oberschenkel, das Knie und der
Ansatz der Unterschenkel zu sehen sind, ist leicht angewinkelt und vor das im Ansatz erhal-
tene linke Bein gesetzt. Bekleidet ist die Figur mit einem durchgehend rot bemalten Chiton. In
der rechten Hand hält sie einen langen Stab, dessen Spitze oberhalb der Bruchkante zu sehen
ist. Der Ansatz eines langen Haarschopfes, der auf der Schulter aufliegt, hatte eine braune
Farbe. Hinter der Schulter der Figur sind deutlich das geöffnete Maul, die Nüstern, der Kopf-
ansatz eines Pferdes und Reste eines Zügels zu erkennen. Rechts neben dem Pferd muß ein
weiteres dargestellt gewesen sein, von dem ein geschlossenes Maul erhalten blieb. Letzteres ist
ebenso wie die Zügel des ersten Pferdes braun gemalt. Die tongrundige Rückseite ist geglättet.

318 Villetta Virgiliana Inv. 255750: Rescigno 233 Nr. 175 Abb. 69 Taf. 13 (H 13 cm; B 7,5 cm; T 2 cm).

319 Koch 57f. Serie n A III Taf. 12,5; E. Groppo in: Civiltä degli Etruschi, Ausstellungskatalog Florenz (1985) 269
Nr. 10.14 (4) mit Abb.; Kästner 55 Typ O V; ders., FuB 24,1984, 67 ff. Typ 5; Rescigno 126 f. E 3207. - Zur Rekon-
struktion des Daches: Rescigno 325 ff. Taf. 31,3 Abb. 205. - Zur Datierung vgl. Rescigno 120 ff.

320 Vermerk im ‘Alten Inventar’ auf S. 18 (rot): „Nr. 193. Archaisches Terracottafragm." Erworben von Paul Hartwig
(o.J.). - Aus den vorhergehenden und den folgenden Bemerkungen im ‘Alten Inventar’ (S. 17: „Verzeichnis der
im Winter 1902/03 in Athen für das archäologische Institut der Universität Heidelberg von Dr. Robert Zahn
gekauften Antiquitäten"; S. 19 „Verzeichnis einer Partie griechischer Vasen und Scherben. Juni 1900") geht her-
vor, wann ungefähr das Fragment in die Heidelberger Sammlung gelangte.

66
 
Annotationen