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Archäologisches Institut <Heidelberg> / Sammlung Antiker Kleinkunst [Editor]; Gropengiesser, Hildegund [Editor]; Dally, Ortwin [Oth.]
Katalog der Sammlung Antiker Kleinkunst des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg (Band 7): Die Architekturfragmente aus Terrakotta und Kalkstein — Mainz am Rhein, 2006

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29982#0058
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C. Tarentinische und andere unteritalische
Architektur-Terrakotten

7 Fragment einer sog. Baldachinsima Taf. 2,5; Beil. 1,1

Inv. TK 327 (früher St 11). Aus Tarent.

H 16,9 cm. B 45,4 cm. T 13,0 cm. - Pseudo-Löwenkopfwasserspeier: H 15,5 cm. B 13,0 cm.

Ton: hellbeige, grob gemagert; elfenbeinfarbener Überzug (HUE 10YR 8/2).

Simafragment. Insgesamt stark verrieben und bestoßen. Bemalung stark verblaßt. Rechts vom Löwenkopf Risse.

Naht zwischen Löwenkopf und Sima aufgeplatzt. Oben Traufplatte bis auf den Ansatz weggebrochen.

Lit.: Mertens-Horn 141 f. Taf. 67 a; 200 Kat. 54; L. Viola in: IGO 167 Anm. 97.

Laut einer Liste R. Pagenstechers im ‘Alten Inventar’ stammt das Simafragment Inv. TK 327
aus Tarent204.

Der Aufbau orientiert sich am System der sizilischen Hohlkehlensimen205 und besteht aus
einem bemalten Sockel, einem Rundstab, einer Hohlkehle und einem abschließenden Band.
Der Traufziegel mündet weder in die Wasserspeier noch setzt er wie bei den sizilischen Exem-
plaren am Fuße des Sockels an. Vielmehr beginnt er am oberen Rand der Sima, wie die gering-
fügigen Überreste oberhalb der Abschlußleiste noch erkennen lassen. Somit konnte der
Löwenkopf, der unterhalb der Traufplatte saß, seine eigentliche Funktion als Wasserspeier
nicht erfüllen, da das Wasser über die Oberkante des Traufziegels und somit über den Kopf
hinweg abgeleitet wurde. Durch das aufgerissene Maul ist deutlich zu sehen, daß der Löwen-
kopf zwar innen hohl, der Simensockel, auf den er appliziert wurde, aber nicht durchbohrt
ist.

Von der Bemalung haben sich nur geringfügige Reste erhalten. Auf dem Simensockel sind
links vom Löwenkopf schwache Überreste einer neunblättrigen Palmette zu erkennen, die aus
zwei gegenständigen Voluten erwächst. Zwei abfallende Ranken führen von den Voluten zur
Unterseite des Löwenkopfes und zur Bruchkante der Sima. Sie laufen offenbar zu einer auf
dem Grund stehenden Lotusblüte, die in roter Farbe wiedergegeben ist. Lediglich eine einzelne
Lotusblüte zeichnet sich noch recht schwach auf dem Simensockel ab. Die Hohlkehle zieren
hängende tropfenförmige Blüten in roter Farbe. Die abschließende Leiste ist alternierend mit
hängenden roten und stehenden schwarzen Mäandern bemalt. Geringfügige rote Farbreste
haben sich ferner auf der Mähne, der Zunge und der Außenseite der Ohren des Löwenkopfes
konserviert.

Die Einbindung der Palmetten und Lotusblüten in ein wellenförmiges Rankengeschlinge findet
sich auf einem Simafragment im Tarentiner Nationalmuseum wieder, das dasselbe Ornament
und Profil wie das Heidelberger Stück aufweist und damit dessen Provenienz aus Tarent bestä-
tigen kann206. Eine gute Vorstellung vom ursprünglichen Erscheinungsbild der Heidelberger
Sima vermittelt ein entsprechendes Fragment in Privatbesitz, das nach M. Mertens-Horn mög-
licherweise sogar aus derselben Matrize gewonnen ist207.

204 Liste R. Pagenstechers im ‘Alten Inventarbuch’ (Nr. 3).

205 Mertens-Horn 131.

206 Tarent, Museo Archeologico Nazionale Inv. 12908: G. Andreassi in: Atti 10. CMGr 1970 (1971) 417 Taf. 66, 2;
L. Viola in: IGO 167 Anm. 97 Abb. S. 162.

207 Mertens-Horn 141. 200 Kat. 53 Taf. 67 b.

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