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Archäologisches Institut <Heidelberg> / Sammlung Antiker Kleinkunst [Editor]; Gropengiesser, Hildegund [Editor]; Dally, Ortwin [Oth.]
Katalog der Sammlung Antiker Kleinkunst des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg (Band 7): Die Architekturfragmente aus Terrakotta und Kalkstein — Mainz am Rhein, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.29982#0141
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(1. Viertel 2. Jh. v. Chr.)675. Eine präzisere zeitliche Einordnung dürfte beim derzeitigen For-
schungsstand schwerfallen.

B. Architektur-Fragmente

42 Basis einer Rundsäule Taf. 15,1; Beil. 5,2

Inv. 27/29. 1927 im römischen Kunsthandel erworben.

H 7,3 cm. Dm o. 10,2 cm. Dm u. 15,5 cm.

Vollständig erhalten. Stark versintert und ringsum bestoßen. Unten ein größerer Ausbruch, oben zwei klei-
nere Ausbrüche.

Lit.: unpubliziert.

Die Rundsäulenbasis Inv. 27/29 ist das einzige tarentinische Architekturfragment der Heidel-
berger Sammlung, das bei Klumbach nicht erwähnt wird und bis heute unpubliziert ist. Sie
ist folgendermaßen gegliedert (von unten nach oben): Über einer breiten, rundumlaufenden
Leiste befinden sich zwei schmale Leisten, die eine feine Kehle rahmen, und ein breites, glattes
Band. Auf eine sich anschließende breitere, ungegliederte Zone folgt ein mehrfach gegliederter
Torus. Die Basis ist in ihrer Mittelachse für einen Metallstift durchbohrt.

Die Basis dürfte kaum für eine korinthische Säule gedient haben. Korinthische Basen aus
Tarent sind in der Regel durch ein umgekehrtes lesbisches Kymation und einen Kranz aus
Brakteen- bzw. Akanthusblättern gekennzeichnet676. Ebensowenig dürfte sie eine dorische
Säule getragen haben677. Als einzig plausible Lösung kommt eine ionische Säule in Frage.
E. Lippolis unterscheidet zwei Typen ionisch-tarentinischer Säulenbasen678: Der eine kann mit
attisch-ionischen Basen aus Athen verglichen werden und ist ebenso wie diese durch die
Abfolge Wulst-Kehle-Wulst charakterisiert. Die anderen haben zwar denselben Aufbau, wei-
sen aber eine andere Proportionierung und Profilierung als die Basen des attisch-ionischen
Typs auf und werden von Lippolis als tarentinisch-ionisch bezeichnet. Vom attisch-ionischen
Typ ist in Tarent bislang nur ein Exemplar bekannt geworden679, vom tarentinisch-ionischen

675 E. Lippolis in: IGO 505 ff. Abb. 409-411. - Vgl. auch weitere Metopenfragmente (o. Inv. und Inv. 52929) mit
männlichen Figuren aus demselben Zeitraum: Lippolis ebenda 499. 503. 505 Nr. 409. 410 mit Abb.; E.M. De Juliis,
Taranto (2000) 130 f. Abb. 40-42; Barbagli - Cavalieri 454.

676 Vgl. Klumbach 77 f.; M. Wegner, Schmuckbasen des antiken Rom (1965) 23; Lippolis 339 ff. Typen III—XII; s. auch
u. die Heidelberger Basis Kat. 43.

677 Naiskoi mit dorischen Säulen sind in Unteritalien bislang außerordentlich selten und meines Wissens in Tarent
bislang nicht belegt. Schon Klumbach 79 f. betont mit Recht, daß die Fragmente von Säulen mit dorischen Kan-
neluren nicht zwangsläufig als Beleg für dorische Kapitelle gewertet werden können. Ein dorisches Kapitell aus
Kalkstein, offenbar Bestandteil eines Naiskos, fand sich in Herakleia (B. Neutsch in: ders. [Hrsg.], Archäologische
Forschungen in Lukanien II. Herakleiastudien, 11. Ergh. RM [1967] 119 Abb. 19). Der Giebel eines dorischen
Naiskos mit Metopen-Triglyphenfries wird im Garten des Antiquariums in Lokri aufbewahrt (aus der Faraone-
Nekropole: L. Costamagna - C. Sabbione, Una cittä in Magna Grecia. Locri Epizefiri [1990] 79 Abb. 74).

678 Lippolis 339 Typen I und II.

679 Lippolis 345 Typ I Nr. 1.

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