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Bömer, Aloys [Hrsg.]; Degering, Hermann [Gefeierte Pers.]
Mittelalterliche Handschriften: palaeographische, kunsthistorische, literarische und bibliotheksgeschichtliche Untersuchungen ; Festgabe zum 60. Geburtstage von Hermann Degering ; mit 1 Farbentaf. und 16 Taf. in Lichtdr. — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.44802#0213

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VINRICUS, EPISCOPUS PLACENTINUS, SCHOLASTICUS TREVIRENSIS 187

Bischofsamtes in Vercelli überhaupt in Zweifel gezogen1). Er weist darauf hin, daß
bereits 1080 ein Bischof Rainer von Vercelli erscheint, der ebenfalls ein Anhänger
des Kaisers ist2) und in den Akten der Synode von Brixen als Regengerus vercel-
lensis episcopus unterschreibt. Von der bei Gams3) angegebenen Regierungszeit des
angeblichen Bischofs Winrich von Vercelli blieben also nur noch die Jahre 1078 bis
1080, die aber ebenfalls vollständig unhaltbar sind, da er frühestens Ende 1080 in
Trier den Brief an Gregor verfaßt hat.
Gams stützt sich auf Ughelli4) und Cappelletti5); dieser ist jedoch ganz von jenem
abhängig. Einzige Quelle Ughellis ist Sigebert von Gembloux, vermittelt von Trit-
hemius. Denn er schreibt6): Vvennericus Vercellensis antistes anno 1083. Hunc Sige-
bertus ac Trithemius, de scriptoribus Eccl. narrant ex Scholastico Treverensi sedem
Vercellensem fuisse assecutum und zitiert das ganze Kapitel 160 aus Sigebert.
Die oben angeführten Argumente machen es aber unmöglich, daß Winrich Vor-
gänger des Bischofs Rainer (1080-1094) gewesen sein kann. Cusano, der eine Ge-
schichte der Bischöfe von Vercelli geschrieben hat, suchte sich zu helfen, indem er
den Winrich als Nachfolger Rainers von 1094-1100 anführt7). Jedoch auch das ist
unmöglich, da für das Jahr 1094 Liprando di Biandrate, am 18. Dez. 1096 und im
April 1098 Gregor di Varrua als Bischöfe von Vercelli urkundlich bezeugt sind8).
Auch Cusano hat bei dieser Datierung der bischöflichen Tätigkeit Winrichs in Ver-
celli keine andere Quelle als Sigebert9). Dessen Angabe, der Domscholast von Trier
sei Bischof von Vercelli geworden, steht also, wie oben dargelegt wurde, im Wider-
spruch mit den historischen Tatsachen, ist irrig.
Vor kurzem stieß ich bei Studien über die Bibliothek des Trierer Klosters St. Eu-
charius-Matthias im Katalog10) derselben auf folgende Eintragung:
0 1. c. I, 628.
2) Stumpf, Karl Friedr.: Die Reichskanzler, 1865. Nr. 2858.
3) Gams, Bonif.: Series Episcoporum. Regensburg 1873. S. 825.
4) Ughelli: Italia Sacra. Roma 1648ff.
5) Cappelletti: Le Chiese d’Italia Venedig. 1444 ff.
°) 1. c. IV, Sp. 1070.
7) Cusano, Marc’Anton: Discorsi historiali concernenti la vita et attioni de’ Vescovi di Vercelli. Vercelli
1676. p. 155.
8) Savio, Fedele: Gli antichi Vescovi D’Italia. I. Piemonte. Firenze 1913. p. 468.
9) Er macht sogar Winrich zu einem Deutschen: di natione Alemano, Cittadino di Treviri.
10) Ms. der Stadtbibliothek Trier 2229, 1751, nach Angabe Kentenichs (Beschreibendes Verzeichnis der
Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier, Heft 8, S. 134) aus dem 16. Jahrhundert. Die Frage, ob Winrich
wirklich der Verfasser dieser Stücke, zum mindesten des ersten von den dreien ist, bedarf einer eingehenden
Nachprüfung. Manegold nennt ihn in seinem Lib. ad. Wolfelmum: „quidam homo grammaticus Wirricus
Treverensis magister“. (Lib. de lit. I, 307). Gestützt auf den Anon. Mellicensis hat man bisher die allocutio ovis
et lini Hermann von Reichenau zugeschrieben. H. Bloch lehnt aber die Verfasserschaft entschieden ab. Dümm-
ler sucht zu beweisen, daß das Gedicht in Flandern entstanden sei. Keutgen dagegen glaubt, als Heimat Schwa-
ben annehmen zu müssen. (Vgl. Manitius, Max: Geschichte der Lat. Literatur des Mittelalters. München 1923.
II, 771ff.) Die Fabula de sacerdote et lupo wird in kurzer Zeit mein verehrter Lehrer Prof. K. Strecker in den
Monum. Germ. hist, herausgeben. Das Testamentum porcelli ist veröffentlicht in: Haupt, M. Opuscula II,
175 ff.
 
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