DIE BERLINER PARZIVALFRAGMENTE1)
VON HANS-FRIEDRICH ROSENFELD, AMSTERDAM
VOR kurzem erwarb die Preußische Staatsbibliothek ein, wie es schien, unbe-
kanntes Parzivalfragment, das mir zur Publikation freundlichst überlassen wurde
(Ms. Germ. fol. 1394). Bei näherer Untersuchung aber erwies es sich als das sog.
Berleburger Frgm., Gs, das sich früher im fürstlich Sayn-Wittgensteinischen Archiv
befand und von G. Frhr. Schenk zu Schweinsberg ZfdA. 28, 241 ff. abgedruckt, bzw.
kollationiert ist.
Mag schon die Bekanntgabe der Ortsveränderung dieses wichtigen Fragments
nicht ganz belanglos sein, so erwies sich doch auch Schenks Wiedergabe als keines-
wegs einwandfrei. Insbesondere hatte er den Text der ersten Seite für unkenntlich
geworden erklärt und von zum Teil erloschener Schrift der (kollationierten) vierten
Seite gesprochen. Letzteres deutete F. Kittelmann, Einige Mischhandschriften
von Wolframs Parzival, Quellen und Forschungen Nr. 109, Straßburg 1910, der
die Handschrift auf Grund der Schenkschen Wiedergabe untersuchte, dahin, daß
die letzte Seite „bis auf «inige wenige Worte ganz unleserlich geworden“ sei. Tat-
sächlich ist aber nicht nur auf der ersten Seite — wenn auch mit einiger Mühe —
eine ganze Menge, darunter interessante Lesarten, zu entziffern, sondern es ist
auch die vierte Seite bis auf wenige Buchstaben durchaus lesbar. Gerade bei dem
Charakter der Mischhandschrift, den das Fragment zeigt, ist diese Tatsache von
großem Wert, und Kittelmann hätte bei Kenntnis dieses Sachverhaltes sein Ma-
terial beträchtlich vermehren können.
Ich gebe nun zunächst die nicht zahlreichen Berichtigungen zu dem Schenk-
schen Abdruck der zweiten und dritten Seite, dann die Kollation der ersten und
statt der unvollständigen und fehlerhaften Schenkschen eine erneute Kollation
der vierten Seite.
Zweite und dritte Seite: Die Eigennamen haben mit Ausnahme der mit G
anlautenden fast durchweg Minuskel. 69,29 Die Fußnote muß in Fortfall. 71, n tvr.
72,epoinder. 72, is üurte. 72,23 vor die annulliertes dri. 73,9hor(t) (t unleserlich,
aber ursprünglich vorhanden). 107, 28 der. 108, n baruc. 109,15 nach tode Rasur von
sieben Buchstaben. 111, ig ans barukes.
Erste Seite. Vollständig lesbar ist V. 66,2 10, 68,4-9, 68,17—23, 68,25—69, 1;
zu wesentlichen Teilen zu entziffern ist V 66, 22-67, 1, 67,26—68, 3, 69,2-6. In den nur
l) Zugrunde liegt den Kollationen die 5. Ausgabe von Lachmanns Text, kontrolliert durch die 2.
VON HANS-FRIEDRICH ROSENFELD, AMSTERDAM
VOR kurzem erwarb die Preußische Staatsbibliothek ein, wie es schien, unbe-
kanntes Parzivalfragment, das mir zur Publikation freundlichst überlassen wurde
(Ms. Germ. fol. 1394). Bei näherer Untersuchung aber erwies es sich als das sog.
Berleburger Frgm., Gs, das sich früher im fürstlich Sayn-Wittgensteinischen Archiv
befand und von G. Frhr. Schenk zu Schweinsberg ZfdA. 28, 241 ff. abgedruckt, bzw.
kollationiert ist.
Mag schon die Bekanntgabe der Ortsveränderung dieses wichtigen Fragments
nicht ganz belanglos sein, so erwies sich doch auch Schenks Wiedergabe als keines-
wegs einwandfrei. Insbesondere hatte er den Text der ersten Seite für unkenntlich
geworden erklärt und von zum Teil erloschener Schrift der (kollationierten) vierten
Seite gesprochen. Letzteres deutete F. Kittelmann, Einige Mischhandschriften
von Wolframs Parzival, Quellen und Forschungen Nr. 109, Straßburg 1910, der
die Handschrift auf Grund der Schenkschen Wiedergabe untersuchte, dahin, daß
die letzte Seite „bis auf «inige wenige Worte ganz unleserlich geworden“ sei. Tat-
sächlich ist aber nicht nur auf der ersten Seite — wenn auch mit einiger Mühe —
eine ganze Menge, darunter interessante Lesarten, zu entziffern, sondern es ist
auch die vierte Seite bis auf wenige Buchstaben durchaus lesbar. Gerade bei dem
Charakter der Mischhandschrift, den das Fragment zeigt, ist diese Tatsache von
großem Wert, und Kittelmann hätte bei Kenntnis dieses Sachverhaltes sein Ma-
terial beträchtlich vermehren können.
Ich gebe nun zunächst die nicht zahlreichen Berichtigungen zu dem Schenk-
schen Abdruck der zweiten und dritten Seite, dann die Kollation der ersten und
statt der unvollständigen und fehlerhaften Schenkschen eine erneute Kollation
der vierten Seite.
Zweite und dritte Seite: Die Eigennamen haben mit Ausnahme der mit G
anlautenden fast durchweg Minuskel. 69,29 Die Fußnote muß in Fortfall. 71, n tvr.
72,epoinder. 72, is üurte. 72,23 vor die annulliertes dri. 73,9hor(t) (t unleserlich,
aber ursprünglich vorhanden). 107, 28 der. 108, n baruc. 109,15 nach tode Rasur von
sieben Buchstaben. 111, ig ans barukes.
Erste Seite. Vollständig lesbar ist V. 66,2 10, 68,4-9, 68,17—23, 68,25—69, 1;
zu wesentlichen Teilen zu entziffern ist V 66, 22-67, 1, 67,26—68, 3, 69,2-6. In den nur
l) Zugrunde liegt den Kollationen die 5. Ausgabe von Lachmanns Text, kontrolliert durch die 2.