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Bömer, Aloys [Hrsg.]; Degering, Hermann [Gefeierte Pers.]
Mittelalterliche Handschriften: palaeographische, kunsthistorische, literarische und bibliotheksgeschichtliche Untersuchungen ; Festgabe zum 60. Geburtstage von Hermann Degering ; mit 1 Farbentaf. und 16 Taf. in Lichtdr. — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.44802#0130

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EIN SPÄTANTIKER PERGAMENTKODEX
DES DIONYSIUS THRAX. P. Hal. 55a.
VON WILLI GÖBER, HALLE A. S.
Mit 1 Tafel
DAS Philologische Seminar der Universität Halle besitzt in seiner kleinen, aber
doch nicht unbedeutenden Sammlung von Schriftdenkmälern1), die der Boden
Ägyptens der Wissenschaft wiedergeschenkt hat, auch einige Pergamentblätter,
neben zwei guterhaltenen Resten koptischer Bücher auch ein Doppelblatt aus der
wohl ältesten Pergamenthandschrift der Griechischen Grammatik des Dionysius
Thrax. Wenn es auch erheblich beschädigt ist, so muß es doch seines hohen Alters
wegen einer Veröffentlichung wert erscheinen, zumal es uns ein Bild von dem Aus-
sehen eines Schulbuches aus der Zeit der ausgehenden Antike zu geben vermag2).
Dazu kommt, daß das Blatt nicht späteren Korrekturen und Überholungen aus-
gesetzt gewesen ist wie die Mehrzahl seiner Verwandten, der Kodices der sog.
Bibelklasse. Auch von den Akzenten und sonstigen Lesezeichen ist mindestens ein
Teil sicher dem Schreiber zuzuweisen — bei etlichen könnte man an Hinzufügung
durch einen Korrektor denken, der aber sicher nicht viel jünger wäre, oder etwa
durch den einstigen Besitzer des Buches —, während sie in den Bibelhandschriften
sämtlich erst später hinzugesetzt sind3).
Das Pergament ist fein und dünn, so daß des öfteren die Schrift der Gegenseite
durchscheint. Es zeigt Spuren einer früheren Beschriftung, die aber so gründlich
beseitigt ist, daß ich nichts davon habe entziffern können. Die Buchstabenformen
*) Vgl. die von der Graeca Halensis veranstaltete Publikation der älteren Papyri: Dikaiomata (Berlin) 1913,
die vor Erwerb der Pergamentblätter abgeschlossen ist. Auch an dieser Stelle danke ich den Herren Direk-
toren des Philologischen Seminars für die bereitwillig erteilte Erlaubnis zur Veröffentlichung.
2) Der genaue Fundort ist unbekannt; doch ist so viel sicher, daß die Fundumstände den bei den Papyri
üblichen gleich gewesen sein müssen. Unser Blatt ist zusammen mit den genannten koptischen Texten vom
Deutschen Papyruskartell (Kaufliste vom 21. Juni 1913 Nr. 85/86) von Mansur Jomair in Kafr el Haram
erworben.
3) Vgl. z. B. über den Wiener Dioscurides C. Wessely Seite 137 der Praef. des Facsimiledruckes (Codices
Graeci et Latini. T. X. Lugduni Bat. 1906): antiquum accentus exemplum exstat nullum. Wenn ich zweifelnd
bei den Lesezeichen an eine zweite Hand denke, so nur deshalb, weil die Tinte gelegentlich etwas blasser ist;
es wird das aber wohl darauf zurückgehen, daß sie bei geringerem Drucke von Seiten des Schreibers schwächer
geflossen ist. Eine Trennung nach den einzelnen Gattungen dieser Zeichen läßt sich nicht durchführen; die
Form verlangt nirgends jüngeren Ansatz.
 
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