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Bömer, Aloys [Hrsg.]; Degering, Hermann [Gefeierte Pers.]
Mittelalterliche Handschriften: palaeographische, kunsthistorische, literarische und bibliotheksgeschichtliche Untersuchungen ; Festgabe zum 60. Geburtstage von Hermann Degering ; mit 1 Farbentaf. und 16 Taf. in Lichtdr. — Leipzig, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.44802#0266

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RIGAER HANDSCHRTFTENFRAGMENTE
VON PHILIPP STRAUCH, HALLE

IE hier zum Abdruck gebrachten, der Rigaer Stadtbibliothek gehörigen Hand-


Schriftenfragmente wurden mir bereits im Jahre 1923 von der Deutschen Kommission
der Preußischen Akademie der Wissenschaften zur näheren Bestimmung überwiesen.
Wenn ich sie jetzt hier veröffentlichen darf, so verdanke ich das dem freundlichen Ent-
gegenkommen des Rigaer Stadtbibliothekars Herrn Dr. N. Busch. Die Stücke ivurden
von Einbänden der Rigaer Bibliothek abgelöst und zwar hat das Pergament-Folio-
blatt Nr. I zum Einbande von Theodoreti de providentia orationes interprete Strigelio,
Lipsiae (s. a.) gedient, die Pergamentstreifen Nr. II fand Dr. Busch in dem Ein-
bande des Buches: Erasmus, Ecclesiastae Libri IV, Antuerpiae 1535.
Nr. I, mitteldeutsch, trägt die Schriftzüge des 14. Jahrhunderts; das Blatt ist 33,2 cm
hoch und 24,4 cm breit, zweispaltig beschrieben mit je 40 Zeilen, von denen einzelne
stark verblichen und deshalb nicht einwandfrei lesbar sind. Wo ein sicheres Entziffern
ausgeschlossen war, habe ich überhaupt darauf verzichtet, etwaigen Möglichkeiten
Raum zu geben. Inhaltlich handelt es sich um einen geistlichen, vielleicht an eine
KlosterSchwester gerichteten Traktat, ivohl nach scholastischer Vorlage übertragen.
Der Text verherrlicht in gehobener, apokalyptisch schwungvoller Sprache das himm-
lische Leben, die Gottesstadt, deren Bürger wir tverden sollen, betont eindringlich die
Aufgaben, die dem Menschen gestellt sind, um zu Gott zu gelangen. Die Schilderung
der Gottesstadt mutet augustinisch an, doch findet sich in De civitate Dei nichts direkt
Entsprechendes. Vielleicht handelt es sich bei der aeternitas manentis, der beatitudo
cognoscendi, der securitas requiescendi nur um allgemeine Wiedergabe augustinischer,
in den mittelalterlichen Kommentaren weiter ausgesponnener Gedanken. — Aus dem
Wortschatz mögen hervorgehoben werden: eintrehte 25, die gehufte setunge 131, ge-
lachte 9, gemachsam 15 fi, gespring 130, gezunge 126 fi, *glensterunge 61, *hyin-
melscbouwende 52fi, *himmelschouwunge 86, minnik 22, *minninwesen 89, obir-
tredinde „ausgezeichnet“ 134fi., ruweser 143, unvermudet „unerschöpflich“ 101,
*vorgesmac 138 soivie das Bild vom Wermut der Welt (44 f.). Ob das Zitat di getruwe
min(n)e vns schribet mit vlise dannoch (145f.) iveiterführt?
Nr. II liegt in zwei Pergamentstreifen (14. Jahrh.j vor, die einem mittelnieder-
ländischen Brevier angehört haben. Die Länge der Streifen, die zwei Doppelblättern ent-
nommen sind, beträgt 15—15,1 cm, die Höhe 3,8 cm. Die Schrift ist sorgfältig und ge-
fällig, sie kennzeichnet die Psalmenversanfänge durch abivechsehid rot und blau aus-
gemalte Majuskel. — Für die Anordnung ist die Psalmenfolge etitscheidend; diese
 
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