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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Funke, Rainer: Handlungstheoretische Erklärung der Bildung von Gegenstandsbedeutungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0127
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schaftlich nützliche Tätiflkeit". /5/ Gegenstände bedeuten uns also
nicht nur sachliche Verf'ügbarkeit, sondern auch Möglichkeiten des
Zusammenwirkens von Menschen, sind dem einzelnen somit Verweis auf
die anderen und die Gesellschaft. "Insofern im Gegenstand 'Strukturen
potentieller Kooperation' objektiviert sind, ist gegenständliche
Tätigkeit - auch wenn man sie allein für sich, nicht im unmittelbaren
Zusammenwirken mit anderen ausführt - ein !In-Beziehung-Treten' zu
anderen. ...

Im unmittelbaren kommunikativ-kooperativen Zusammenwirken werden die
sachlichen und personaien Gegenstandsbedeutungen auch in ihrer indi-
vidualisierten Form.in Gestalt von Fähigkeiten, Fertigkeiten, Eigen-
schaften der aufeinander bezogenen Individuen wahrgenommen." /6/

In diesem Sinne werden Liber die Gestalt von Produkten, also wesent-
lich über Design, über die Vermittlung faktibilitärer, utilitärer
und operationaler Bezüge hinaus Angebote für Formen des Zusammenle-
bens gemacht. Diese sind je nach dem Charakter der gesellschaftlichen
Verhältnisse manupulativ (vgl. Warenästhetik) oder persönlichkeits-
bildend.

Klaus Holzkamp und Lothar Kühne haben mehrfach die sozialökonomische
Formationsbestimmtheit der Gegenstandsbedeutungen nachgewiesen. Kühne
drückt das Wesen dessen in einem Satz aus: "Der bürgerliche Gegen-
stand v-ermittelt konkurrierende, der kommunistische Gegenstand ver-
mittelt solidarische Beziehungen der Menschen zueinander." /7/

Bedeutungsgeleiteter Umgang der Menschen mit Gegenständen der sozia-
len Umwelt ist also ein entscheidender Raum der Determination des
individuellen Handelns durch die gesellschaftlichen Verhältnisse
und der Realisierung der Verhältnisse durch individuelles Handeln.

Auf der Grundlage der hohen Spezialisierung und Arbeitsteilung kommt
dem Designer für das bedeutungsgeleitete gegenständliche Handeln
der Menschen in einer Gesellschafir eine Schlüsselrolle zu. Zwar be-
stimmt er weder den Charakter der gesellschaftlichen Verhälnisse
noch funktionale oder interpersonelle Verhaltensmuster autonom, aber
er gestaltet die entscheidenden gegenständlichen Anlässe zur sinn-
lichen Umsetzung der Gegenstandsbedeutungen. Somit bestimmt er, um
eine Metapher zu gebrauchen, zwar nicht das, worüber gesprochen wird,
aber die Sprache, in der sich die Menschen verständigen. Und von der

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