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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 11.1987

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Funke, Rainer: Handlungstheoretische Erklärung der Bildung von Gegenstandsbedeutungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31835#0128
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Qualität der Sprache ist entscheidend abhängig, was in welcher Exakt-
heit auszudrücken oder zu verstehen ist. Denn die Gestalt der Gegen-
stände, der Produkte,liefert den unmittelbaren Sinnesbezug der Men-
schen zu ihrer sozialen Gegenständlichkeit.

Als dritte Bedeutungsebene von Gegenständen führt Holzkamp die
Symbolbedeutungen an. Im Unterschied zu Gegenstandsbedeutungen
sachlicher und personaler Art, die zweistellige Relationen zwischen
Menschen und Gegenständen Ckonkrete Befind'iichkeit von Subjekten
und Objekten der gegenständlich-sozialen Umwelt) bzw. zweistellige
Relationen zwischen Beziehungen zwischen Menschen und Beziehungen
zwischen Gegenständen sind, haben die Symbolbedeutungen semiotischen
Charakter. Sie verweisen auf ein Drittes, Gemeintes bzw. Verstandenes
und bilden aufgrund dieser Repräsentanzfunktion relativ eigenständige
Systeme wie die' Sprache. Über diese wirken sie in die Gegenstands-
bedeutungen hinein. Aufgrund der Tatsache, daß menschliches Be-
wußtsein seinem Wesen.nach se,miotisch organisiert ist, werden die
objektiven sachlichen und personalen Gegenstandsbedeutungen in den
Formen der geläufigen Symbolbedeutungehirezipiert. /8/ Die Symbolbe-
deutungen schieben sich über die Bedeutungsbeziehungen der sinnlichen
Wahrnehmung; gegenständliche'und personale Bedeutungsinhalte werden
durch Begriffe hindurch erschlosset,

Diese Ebene nun - un,d sie sei, um der Gefahr der Verkürzung auf
spezifische Symbolbegriffe zu entgehen, allgemein "semiotisch"
genannt - ist für das Design besonders wichtig. Geht es doch hier
um die Zeichenrelationen von Gestalten.

Die Semiptisierung von Produktgestalten ist elementarer Bestandteil
der allgemeinen Zeichenbildung. Ähnlich wie die Laute, die zunächst
nur Begleiterscheinungen der Atmung sind und im Laufe der Entwicklung
immer systematischer mit dem Ziel der gegenseitigen Verständigung
erzeugt und gebraucht werden, tritt bei den Produkten neben die ma-
teriell-praktische geistig-kommunikative Verwendung und damit ent-
sprechende Intentionen der Produktion. Es entwickeln sich relativ
selbständige semiotische Systeme, die für die Sicherung des gesell-
schaftlichen Lebens unmittelbar notwendig werden. Die Nahrungsauf-
nahme w.ird zum Ritual, die Kleidung zur Mode, die Wohnung zur Archi-
tektur usw. bis hin zur Produktion von Gegens-tänden, die ausschließ-
lich zum Zweck der kommunikativen Verwendung hergestellt werden

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