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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0038
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38

S 10.

Die Wallfahrtskirche im Weggenthal unter der
Leitung der Jesuiten.

(Von der „jedermann bekannten" 103) Legende ü ber
die Entstehung der Wallfahrt im Weggenthal han-
delt ein Artikel, der in Or. Hofeles Diöcefanarchiv, Jahrgang
1889 S. 84 f. und S. 87 erschienen ist.)

Im Jahr 1517 war eine hölzerne Kapelle gebaut und
1521 vom Bischof geweiht worden.104)

Wie im Jahr 1665 die Jesuiten in den Besitz
des Wallfahrtsortes kamen, ist schon oben (in § 5)
berichtet worden. Das Kirchlein entbehrte damals aber jeg-
licher Zier.105) Daher sorgten die Jesuiten vor allem für eine
würdigere Ausstattung. Sie schafften neue Glockeu au (»cam-
panae sonantiores«). Die Wände wurden mit Bildern,
welche die Schmerzen Mariä darstellten, bemalt, an der Decke
wurden Gipsstuccaturen angebracht.

Ans Befehl des Ordinarius mußteu die Jesuiten aber
im Jahr 1672 Schlüssel, Opferbüchse und Inven-
tar des Wallfahrtsortes wieder dem Magistrat über-
geben; die Pastoration blieb ihnen aber voll und ganz. 10G)

An Mariä Geburt 1682 wurde der Grundstein zu
der neuen Wallfahrtskirche gelegt, welche heute noch
steht. „Stadtpfarrer Edelmann verrichtete die Weihung107)
in Gegenwart des ganzen Klerus und des Magistrats.

Die Pilger kamen zum Teil aus sehr weiter
Ferne ins Weggenthal: ans Elsaß und Burgund, aus der
Pfalz und den Rheinlanden, sogar aus Ungarn. 108)

Mehr als 50 Wallfahrer-Prozessionen, mit
Kreuz und Fahnen, zogen alljährlich hinaus in die Wallfahrts-
kirche — »non sine magno tum ipsorum Rottenburgen-
sium tum accolarum emolumento«. Im Jahre 1668
zählte man 53 solcher Prozessionen, 1739: 59, 1756: 60,
1765: 59.^9)

Als eines Tages (ums Jahr 1655) in Rottenburg alles
verhagelt worden war, machten die Einwohner von Rotten-
bnrg und Ehingen fast V2 Jahr lang jede Woche eine Bitt-
prozessiou ins Weggenthal. no)

Den Wallfahrern war stets reichliche Gelegenheit
zum Empfange der hl. Sakramente der Buße und des
Altars und zum An hören heiliger Messen geboten.

103) Häßler S. 33 ff.

104') Ib.

105) »Inglorium jacuerat Sacellum in Weggenthal Bmae Vir-
gin! sanctum nudis solummodo muris conclusum.«

106) »Hoc anno sacrae aedis Weckenthalensis claves, ob-
lationum arculam reliquamque sacrarn suppellectilem [= In-
ventars magistratui curandam tradidimus, labores tarnen et functio-
nes spirituales prius consuetos nobis reservavimus, ita volente
o r d i n a r i o.«

107) Häßler S. 179.

10S) 1747: »Ab ipsä adeo Alsatiä et ultimo fere Rheno in-
gentem hominum multitudinem affluere mirum non est.«

1756: »ex remotissimis Hungariae, Palatinatus et Burgundiae
fit peregrinantium concursus.«

109) 1668: »Illuc quinquagies ter volantibus vexillis institutae
Processiones.«

1739: »Supplicationes volantibus vexillis eductae novem et
quinquaginta.«

1756: »60 turmae supplicantium volantibus vexillis.«

1765: »Supplicum agmina volantibus vexillis advenerunt 59.«

110) »Ex quo tempore grando vineas pessumdedit, utraque
parochia volantibus vexillis integrum fere semestre semel in heb-
domade (plerumque die Lunae) Magnae Matris pulvinaribus adgeni-
culata supplicavit, ut fruges in agris, uvas in vineis salvas veil et.«
(Historia p. 69.)

Besonders an Samstagen war der Zudrang zu den Deichs
stühlen sehr stark. i") " .

Wunderbare Gebetserhörnngen und V
lungeu werden Jahr für Jahr aus dem Weggenthal '
richtet. Es würde uns Viel zu weit führen, wenn wir a
der großen Zahl auch nur einige wenige Berichte hee^
heben wollten. In einem einzigen Jahr (1728) wer
sieben wunderbare Heilungen berichtet und weitläufig L
schrieben.112)

S 11.

»Frequentia sacramentorunv

tiiel)1

Jede Moral und jede Pastoral sagt uns, daß der ^
oder weniger häufige Empfang der hl. Sakramente vtitS
zuverlässiger Gradmesser des Glaubeuslebens in einer
meinde, in einer Stadt, in einer Diöcese sein darf. t ,i
Bei dem großen Eifer, welchen die Jesuiten gleich
Anfang an in dieser Beziehung entwickelten, bei den wst>-
holten Ermahnungen, welche sie den Gläubigen gaben, de)
sehr zahlreichen, ja täglichen Gelegenheiten, welche von .

in ihrer Kollegiumskirche und im Weggenthal zum

Empf"Ä

der hl. Sakramente geboten wurden, bei der großen


der Mitglieder der Marianischen Kongregation und der Brin^
schäften, konnte es nicht anders sein, als daß alljahr^
eine sehr große Zahl von Kommunikanten sich [n
beiden Kirchen etnfaitb. 113) Auch in den Pfarrkirchen t
Martin und St. Moriz) stieg der Empfang der hl.
mente in auffallender Weise. Schon im Jahr 1663 I
der Dekan aä St. Martin., Stier: „Jetzt kommen 111 ^

Wochen beinahe so viel Leute zu den hl. Sakramenten,
früher in der ganzen Osterzeit." 1U)

ni) ». . . unico mense centies, vieles, tricies, quadragieS^os);r^
bantur ad aram sacerdotes, cum prius quam nobis curaeque .„t.
traditum est Sacellum, vix intra mensem terni vel quaterni 3
Quae etiam causa fuit, ob quam Consules auditi sunt dice7®’^ gr
melius a se hactenus factum esse Societati, quam quod ei go»'
cellum istud transscripsissent, e cujus Patrum fervore tan 1
in Sacello proficisceretur.« (Hist. p. 69.) ubi*1 4

»Quovis ferme Sabbati die, extra hiemem, Nuo t 3
tres nostrorum ad usque et ultra meridiem vix suffe
omnes in S. tribunali audiendos.« (Hist. ann. 1728.) . ^jsti30

»Vix una transibat dies, quo non aliquot. Pu
convivas numeraverimus, praesertim diebus Sabbatinis.« .g 9»3

112) »(Miracula) ä P. nro Missionario relata et 3
thematum signis testata reddita:

1. clauda sanata. —

2. caecitas depulsa. —

3. lapsus in praecipitiurn servatus. —

4. brachium aridum sanatum. —

5. erepta ab undis. —

6. moribunda resanata. — „ ,

7. in casu servati innoxii. —« , ^

11S) Um beut Leser eilten kurzen Einblick zu geben ut (s MilOb
abwechslungsreiche Latein, in welchem alljährlich über s in

er-3'

»Erequentia sacramentorum« berichtet wirb, wollen wlt
einige Proben geben.

1677: »In templo convivas

Eucharisticos recensuim


duo millia quadringentos. Multum ipsae publici belli ^ ^

quibus vicinia nostra ardet, ss. Mysteriorum promovere
ut quivis Deum severum ludicem expiata Confessione .

conscientia sibi propitiare allaboraverit.« Kern'1*' "

1700: »Totam vitam in sacris tribunalibus re

non numeratis iis, qui de aliquibus annis se accusärunt.« ^
1 7 4°: ^Confessi sunt generaliter amplius ducenti, non
ra ’s, gui annorum pluritim Confessiones sacrilegas eir*e.0

1748: »Epulo divino in Basilica nostra S. Josep 1
uetunt ultra 40400. Confessi generaliter 178.« aliis 1

. Ut) ■“Omnes id unum agebant, ut et ijrsimet cum ^s(lS 1
virtute proficerent. Ea certe frequentia Sacramentorum ftc#
paroeciam introducta fuit, ut adm R. D. Decanus Paulus St
 
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