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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.20709#0048
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geschriben, welche in Zweifel setzen, und strittig machen wollen,
daß das Heil. Schweiß-Tuch zu Turin keines seye auß den
jenigen, in welchem der Heil. Leichnam Unsers vom Crentz
abgenommenen Erlösers Christi JEsn eingewicklet gewesen.
Die Wort deß jetzt gedachten ?. Joannis Croiset lauten also:
Man thut sich nit wenig ärgeren und befrembden über die
gar zu freche Beschuarchung einiger neuen Schrifft-Stellern,
welche weiß nit auß was für einen Verdruß und Widerwillen,
sich immer gegen den heiligsten Reliquien zimlich feindselig
erzeigen, und nur gedacht seynd zu vertilgen, oder aufs we-
nigst zu schwächen die Andacht der Völcker gegen disem Heil.
Schatz, ungeachtet der Zengnuß, und allezeit im höchsten
Werth gehaltenen Berichts der Vor-Eltern, nngeackt der so
bewehrten nnlangbaren Wuuderwerck, deren sich Gott bedienet
die Andacht deß Volcks, und ihren gottseligen Glauben zu
vermehren, ungeacht der grossen Hochachtung, und Ehrerbie-
thnng so viler vornehmen und heiligmässigen Persohnen, unge-
achtt endlich so viler hochgelehrten und ansehnlichen Bischöffe,'
und auch Römischen Päpsten, welche alle dises kostbare Heilig-
thnm in hohen Ehren halten. Bißhero ?. Joannes Eroizet
von den Verleümbdern des Heil. Schweiß-Tuchs §u Turiu.
Ich aber kan und will dises alles, mit höchster Billichkeit,
von Wort zu Wort, auch verstände haben von den jenigen,
welche sich anmassen sollen, disputierlich zu machen, ob Christus
JEsus etwas von seinem allerheiligisten Seiten-Blnt auf Erden
hinderlassen habe.

(Fortsetzung folgt.)

Miszellen.

Wie' s auf schwäbischen Kreistagen dann und wann
znging. Die Verhandlungen ans den schwäbischen Kreistagen
zeichneten sich in der Regel durch sprichwörtliche Langweile und
Pedanterie aus. Hin und wieder kam es indes vor, das; man hitzig
aneinander geriet und sogar vom Konventionellen einen Sprung ins
Unkommentmäßige machte. Ein starker — allerdings wohl vereinzelt
gebliebener — Fall dieser Art liegt von der am 9. Mai 1699 zu
Memmingen stattgehabten Kreistagssitznng vor: die Gesandten von
Konstanz und Allwürttemberg stellten hier nämlich den Antrag, man
solle verschiedene Kreisvölker (d. h. Kreistrnppen) abdanken. Ans de»
verwunderten Einwand des Baden-Dnrlachschen Abgesandten, warum
man denn jetzt gerade, wo doch bekannt sei, das; Frankreich nichts Ge-
ringeres im Schild führe, als die Kreishanptstadt Ulm zu überrumpeln
und zu besetzen, Truppen entlassen wolle, entgegneten Württemberg wie
Konstanz imisono, davon keine Wissenschaft zu haben. Was, rief der
Dnrlachsche Bevollmächtigte entrüstet ans, davon wollt Ihr nichts
wissen?! Worauf Konstanz abermals leugnete, irgend etivas von
Frankreichs Anschlägen zu wissen. Nun zog Durlach ein Schreiben ans
der Tasche, welches er der gesamten Kreisversammlung vorlas, des In-
halts: Schon ans den 1. Mai sei die Besetzung bezw. Belagerung Ulms
durch die Franzmänner in Aussicht genommen gewesen, wegen cin-
getretencr Hindernisse aber nun ans den 20. Mai bestimmt. Dnrlach
hielt daran; der Versammlung vor, man habe vorgegeben, diese Session
unter dem Vorwände der damaligen Streitigkeiten des Wengenstiftes
niit der Stadt Uln; von da nach Memmingen zu verlegen, nun trete es
aber klar zu Tage, das; der Kreistag einfach deshalb nicht an seiner
gewöhnlichen Tagungsstätte zu Ulm gehalten worden sei, damit die
Franzosen denselben nicht hätten anfheben können u. s. >v. Dabei schlug
der empörte Gesandte ans den Tisch, versetzte seinem Konstanzischen
Kollegen iit^ einem Augenblick eine kolossale Ohrfeige, ging hinaus und
schlug die Thüre zu, worüber eine allgemeine Aufregung entstand und
die Versammlung unverrichteter Dinge sofort auseinander ging. Der
Ulmische Gesandte Daniel v. Baldinger eilte mit dieser Sensationsnach-
richt spornstreichs nach Hause. So rasch ging es nun mit den Fran-
zosen nicht; was indes jetzt noch nicht eintrat, sollte in der baldigen
Zukunft möglich werden, soferne schon nach etwas über zwei Jahren die
vereinigten Bayern und Franzosen sich mittelst List des vielbegehrten
Ulms bemächtigten! Insofern batte also der schlagfertige Dnrlachsche
Gesandte, dessen Namen so wenig >vie den des Bevhrfeigten uns leider
die Geschichte nicht mitüberliefert hat, nicht so ganz unrecht! Uectz.

Gefechte im Jahr 1800 im Oberamtsbezirk LanpU'^
Als der französische Obergeneral Moreau im Frühsommer ^0
dem grössten Teile seiner Armee gegen Augsburg vordrang, um die
reicher zum Rückzug von Ulm zu nötigen, ließ er den Generallieu ^
Ruhepause mit drei schwachen Divisionen in weiter Ausdehnung ^
Schönebürg, Schwendi, Gntenzell n. s. w. in dem Winkel zwilchU.^
Donau und Iller zurück. Diesen Augenblick ersah der Feldzengw
Kray richtig, nur Richepanse mit Uebcrmacht anznfallcn. Man lolT, ,[[<
drei Angriffskolonnen, welche, und zwar die erste unter Feldmaus
lieutenant Ricsch von Gögglingen über Achstetten und LanplstU"^,
zweite unter dem Feldmarschalllieutenant Prinzen Joseph von ^
ringen, ivelche über Unterkirchberg und Altheim nach Rothdie
am rechten Jllcrnfer unter Feldmarschalllieutenant Graf Bastlet v
Brandenburg gegen Dietenheim Vorgehen sollten. Der Erzherzog
dinand befehligte die Vorhut der zweiten Kolonne und ging von
hofen*) teils über die Brücke bei Unterkirchberg, Altheim und v
heim (Ortschaften in den sog. „Holzstöcken") nach Oberholzheim, testv ^
Steinberg und Schnürpflingen nach Roth. Zwischen Orsenhause) ^
Schwendi stieß man ans den Feind. Dieser unterhielt ein so
wvhlgezieltes Kanonenfener, das; dem jugendlichen Erzherzog
von Oesterreich-Este das Pferd unter dem Leib getötet und eins
von Offizieren ans der Suite, hauptsächlich durch die ans dem
Boden kollernden Kugeln zum Teil scharf blessiert wurde. Nan ^^s
traf den Generalstabsmajor Friedrich v. Bianchi, den
f. k. Feldmarschalllieutenant und Herzog v. Casalanza, den
militärischen Begleiter des Prinzen dicht an dessen Seite ein ^,i»
splitter nahe unter den; linken Auge so heftig, das; man eine . ^
entzündnng besorgte. Inzwischen wurde Schwendi genommeni w „„n1
Feind über Gutenzell gegen Roth verfolgt. Feldmarschalltzs , gs
Prinz v. Lothringen, der mit dem Gros nnlhütig bei Schwendi
blieben war, unterstützte leider und schwer begreiflicher Weise
Fortschritte des Erzherzogs, noch unternahm er sonst etwas pN

leistung für die dritte Kolonne, die bereits über Brandenburg

Iller vorging. So wurden die schönsten Erwartungen aufs .
getäuscht! Dies — wenn cs auch zum Teil anders als die
Oberamtsbeschreibnng von Lanphcim (S. 87) gegebene Dast^ Ki»'
lautet — nach zuverlässigen Quellen, u. a. nach der anottyU"
graphie Bianchis (Wien, 1857, S. 170—171).

Rosenkren z- oder Kränz lins orden. Unter diesem • jC1*

hatte sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Ülm nnd MeniM -^
ein gesellschaftlicher Verein von patrizischen Frauen und vss

gebildet, die je ein Jahr um das andere sich in Gemeinschaft tn‘ c{ #
such gaben, lvobei, so verlangte es die Ordensregel, jede einen.)

die andere zu tragen hatte, den sie im Laufe seit ihrer letzten
befanden sich Frauen und Jungfrauen aus dem Kraftischcn,

knnft verflossenen Jahres mit eigenen Händen gesponnen
sollen noch mehrere Regeln ähnlicher Art gehabt haben. Jm st^Tscl!^'

(Ilt; QlUUlll UllU .yjllliy | lllUl U llllv UUll .)UÜ|U|U|Uv : *,£

Hainzelischen, Schadischen, Schermarschen, Leiberschen GestM pi(>(
diesem Orden. — Mit dem eigentlichen Rosenkreuzerorden
harmlose Frauen- und Jungfernbnnd, welcher mit Beginn
jährigen Krieges von selbst wieder anfhörte, jedenfalls nichts
den Namen gemein. M

Aus alten Neisbüchern. — Wie wenig zuverlässig.^
Geographie- und Reisbücher, Jtinerarien und dergl. vielfach v' ^'se^'
mag unter vielem anderem folgender Beleg ans einem der
deutschen Reisehandbücher des vorigen Jahrhunderts, den „B"
europäischen Reiten, wie solche durch Deutschland rc. anfFtzT
und bequeme Weise anzustellen sind rc. von Gottlob
Hamburg in der Heroldschen Buchhandlung 1783" dienen.
es z. B. im II. Teil (S. 48 und 49) bei Gelegenheit der ;- ^ lin-

der Reiseroute von Hamburg über Frankfurt a. M. und Strub xv'Q
Genf von Buchhorn, jetzt Friedrichshafen, das; es eine k ,,,-isE.hi
gel ische freie Reichsstadt a/B. sei, wo doch dasselbe uaol)
vorigen Jahrhundert ausschließlich katholisch war. D;e
Zangen treibt nach derselben Quelle „mit feinem Postpui -^

wand," Sensen, Sicheln u. a. Eisenarbeit, auch dem

roten Weine guten Werke h r. Daß in Wangen "" "gchseh

vorigen Jahrhundert Rotwein, und dazu noch ein guter>0^

soll, haben wir sonst noch nirgends gefunden; und dürste
Angabe vielleicht in einer Verwechslung mit dem Weinbal
Dorf Wangen (OA. Canstatt) oder mit einem andern tsteM) tz I
Badischen oder in der Schweiz gelegenen Orte ihren Grund havc -

*) Gerlenhofen, im jetzigen bayerischen Bezirksamt
legenes Dorf, ivelches damals den Grafen Fugger-Kirchbehw
und znnr kleineren Teile auch dem Benediktinerreich->
gehörte.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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