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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0194
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den Degen, kommandirte den Truppen das Gewehr zu präsen-
tiren und — Tausende von Stimmen, der Donner der Geschütze,
die geneigten Standarten, das Geläute der Glocken, die schmet-
ternden Klänge des Hohenfriedberger Marsches begrüssten das
im Nu in der Sonnenpracht des Tages enthüllt stehende Sta-
tuengebäude; dem hellen Aufjauchzen des Staunens und der
Freude folgte eine feierliche Stille der stummen Bewunderung
nnd des Genusses dieses imposanten Anblicks. Klar und feier-
lich strömte der helle Gesang von dem hinter der Statue auf-
gestellten Domchor her durch die Reihen der Tribünen; der
ernste Schall der Posaunen begleitete ihn. Man betete den
Choral: „Nun danket Alle Gott". — Nach Beendigung des Ge-
sanges redete der König das Heer und sodann den Oberbürger-
meister der Stadt an. Dann wendete er sich zu dem Meister
Rauch, den er. wiederholt die Hand drückte und drei nach
eigener Anordnung in Gold, Silber und Bronze geprägte Denk-
münzen, die sich auf die Enthüllungsfeier beziehen, überreichte.
Ein lebhafter Jubelruf der Zuschauer begleitete diese Aeusse-
rung der Anerkennung. Später wurde der Künstler in den
Pallast des Prinzen von Preussen zu den fürstlichen Damen ge-
rufen. Freudiger Zuruf und Grüsse begleiteten ihn dahin. —
Ueber eine Stunde dauerte nun der unter fortdauernder Musik
der sich ohne Unterbrechung abwechselnden Chöre stattfindende
Parademarsch der Truppen, Infanterie, Cavallerie, Geschütz u. s. w.
Alle Waffengattungen kamen auf die Bühne, in ihren verschie-
denen glänzenden und zum Theil sehr geschmackvollen Uni-
formen. Fast eben so lange dauerte das ebenfalls unter Musik
vollzogene Vorüberziehen der Gewerke mit-ihren Fahnen und
oft sehr kunstreichen lind zierlichen Insignien, der Schützen-
gilden und Vereine. Unter den ersteren erregten allein die
Fischer den lauten Beifallruf des Publikums wegen ihres hüb-
schen Costüms und der kunstreich gefertigten Embleme ihres
Berufes, ein Beweis, dass dem schaulustigen Auge der heitere
Schmuck beim Feste Bedürfniss ist; sie trugen baldächinartig
ein grosses glitzerndes Netz mit vergoldeten Fischen darin,
Ruder, Hecht- und Aalspeere, flatternde Bänder an den Hüten
u. dergl. Alle andern Gewerke hatten ihrem Costüm kein eigen-
thümliches Gepräge gegeben. Schade, dass diese schöne Sitte
zu schwinden scheint und der gleichmässige Frack und schwarze
Hut die gefälligere und charakteristische Tracht verdrängt, wel-
che der Beruf so natürlich zu schaffen weiss. Wir bemerkten
nur wenige im bunten Costüm dazwischen gestreute Fahnen-
schwenker , die aber das althergebrachte Fahnenspiel noch sehr
gut zu üben wussten. Am wenigsten festlich sah ein hiesiger
patriotischer Verein „der Treubund" aus, welcher, mit schwarzen
und weissen Fahnen und Zeichen und schwarz und weiss ge-
kleidet, einem Leichenzuge glich. Wenn auch die Landesfarbe
für die Fahnen das einfache Schwarz und Weiss gebietet, so
sollte man doch im übrigen bei solchen Gelegenheiten die hei-
tere Pracht der Farben nicht gegen die traurige Einförmigkeit
weggeben, welche nur die eigensinnige Mode für die Farbe
des Festes erklärt hat.

Der ganze Verlauf des Festes wurde, durch die Anord-
nungen der Commission, an deren Spitze Hr. v. Olfers stand,
zu einem grossartigen, prachtvollen Schauspiel. Auch die
Schnelligkeit und Präzision, womit alle näheren Vorbereitungen
in wenigen Tagen beschafft wurden, kann nicht genug gerühmt
werden. Die obere Leitung hatte hier der Hofbaurath Strack,
von dem auch die Entwürfe zu den vier improvisirten 50 Fuss
hohen Pfeilern hinter dem Denkmal herrühren. Wir erwähnten
schon früher, dass dieselben folgende 10 Fuss hohe Staluen
tragen: Albrecht der Bär, von Dankberg, Friedrich I, Chur-
fürst, von Afinger, Friedrich I, König, von Stürmer, Fried-
rich Wilhelm I, von Dankberg. Nach drei Seiten hin und in

2 Reihen (oben und unten eine) sind die Pfeiler mit geschicht-
lichen Darstellungen geziert, welche theils von Kolbe theils
von Stürmer entworfen sind. Von Letzterem ist Composition
und Ausführung des Churfürstenpfeilers.

Sehr vollkommen gelang der Akt der Enthüllung selbst.
Wie durch Federdruck rauschten die schweren Zeltwände herab
und waren sofort wie von der Erde verschlungen; denn man
hatte es so eingerichtet, dass die Hülle, so bald sie lag, von
einer niedrigen und mit Laubwerk reich verzierten Befriedigung
völlig verdeckt wurde.

Abends war bei allgemeiner Illumination der Stadt auch
das Denkmal durch zwei grosse Büschel von Gasflammen tages-
hell beleuchtet, welches einen grossartigen Anblick gewährte.

Am selbigen Tage dieses Festes waren auch zwei Bronze-
gruppen von dem eben heimgegangenen Tieck auf den beiden
Treppenwangen des Schauspielhauses in aller Stille enthüllt
worden. Sie stellen dai* einen Flötenspieler auf einem Löwen
und einen Leyerspieler auf einem Panther reitend. Wir müs-
sen es ein grosses Unrecht gegen den verstorbenen Meister
nennen, dass man versäumt hatte, auch diese neue Zierde eines
unserer schönsten Gebäude am Abend würdig zu beleuchten.

Fr. Eggers.

Kunst und Altertimm in Salzburg.

In der weiten österreichischen Monarchie verursachte nicht
leicht ein (Beschluss der Ministerien einen so wohltätigen Son-
nenblick auf dem Gefilde der Kunst und Wissenschaft, als der
in Betreff der Durchforschung und Erhaltung der Baudenkmäler
und überhaupt kunstvoller Alterthümer. Die Aufträge, welche
hierüber die Bauämter sämmtlicher Kronländer von dem Mini-
sterium der öffentlichen Bauten erhielten, wurden meistens mit
grösster Bereitwilligkeit entgegengenommen; leider fehlte aber
diesen ministeriellen Wünschen die durchgreifende Exekutiv-
gewalt.. Die noch schwankende Willkür der freien Gemeinde
und vorzüglich der freien Kirche wird ohne diese unerläss-
liche Exekutive stets hemmend auf die Pläne dieser wohlthä-
tigen Staatsanstalt einwirken. Trotz allen Wünschen und trotz
aller Ueberzeugung von der bedeutsamen Folge dieser Pflege,
entschwindet der jungen Freiheit der Gemeinsinn, wenn es
sich darum handelt, monumentale Zwecke in unsere Sphäre
einzuführen. Die Kirche, wie die Gemeinde, folgt noch immer
Einzelnen, deren rege Phantasie die Glieder der Berathung all-
zuleicht hinreisst, unbedacht, ob mit derlei Neuerungsvorschlä-
gen ein Fortschritt oder ein bleibender Nutzen für das Allge-
meine erzielt wird.

Den beauftragten Baubeamten ist daher kein Einfluss an
die Hand gegeben, dieser oder jener Neuerungssucht nach den
Grundsätzen der Kunstanforderungen Einhalt zu thun, demnach
man mit gespannter Sehnsucht dem Augenblick entgegensieht,
in welchem das Ministerium sich entschliessen wird, Männer
von erprobter Kenntniss als Conservatoren in den Kronländern
anzustellen. Zwar haben uns Wiener Blätter das Bedenken zur
Kenntniss gebracht, dass gegenwärtig das Ministerium nicht in
der Lage sei, Männer von hinlänglicher Capacität und ausdau-
erndem Eifer für solche exponirten Punkte aufzufinden, worauf
ganz beruhigend zu entgegnen ist, dass eben solche exponirte
Kräfte die Ersten waren, welche, fern von allem wissenschaft-
lichem Verbände, leider veranlasst durch die himmelschreiende
Verwahrlosung, in welcher kunstvolle Alterthümer sich befan-
den, zur Aufklärung, Aufnahme und Erhallung sich bereitwil-
ligst herbeiliessen. Erst nachdem Innsbruck, Klagenfurt und
Salzburg Forschungen und Zeichnungen über ihre heimatlichen
 
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