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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0195
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Schätze durch den Druck veranlassten, folgte Wien durch An-
regung des Architekten und Malers Ernst. — So wie diese
ausgezeichneten Blätter aus Oesterreich unter der Ens unge-
achtet all des vielseitigen Interesses, ungeachtet der Liehe und
Sorgfalt, mit welcher sie ausgeführt sind, in Wien wenig An-
klang im Kunsthandel erlangten, da Zeit- und Mode-Verhält-
nisse das kauflustige Publikum auf Gegenstände von heterogen-
ster Art hinleiteten, so war auch nicht zu erwarten, dass die
Leistungen einzelner Kunst- und Alterthumsfreunde in den
Provinzen nur einigermaassen entschädigend anerkannt werden
konnten.

Die Zeit der Revolution hat auch den letzten Faden abge-
rissen, bis jetzt, bei etwas heiterer Aussicht in die Zukunft,
derselbe wieder aufgefasst wird und manche gehaltvolle Fort-
setzung erwarten lässt.

In Salzburg hat man sich gar manches, mitunter grossar-
tige Projekt zur Aufgabe gestellt, welches nicht nur allein in's
theoretische, sondern auch in's praktische Leben eingreifen soll.
Das Wirken Einzelner durch die Presse und Einsicht auf dem
Kunstverein hat uns aus jahrelangem Schlafe gehoben; allein
es ist bis jezt nur Ueberraschung und Neugierde, was uns in
das Reich der Projekte versetzte, nicht etwa die innere Ueber-
zeugung, dass es so und nicht anders sein muss, wenn anders
unsere Nachkommen uns nicht grollen sollen, die ernste Zeit
der zeitgemässen Saat verträumt zu haben. So wie die Ueber-
zeugung fehlt, gebricht es auch an der Kenntniss der allmäh-
ligen Entwickelung der Kultur. Man weicht den Grundsteinen
der Bildung, der geistigen wie der körperlichen aus, man will
nicht begreifen, dass Hochachtung für die Werke der Vorzeit
uns in die Vorschule der höheren Bildung einführe,^män igno-
rirt mit dreister Taubheit den untrüglichen Warnungsruf der
Geschichte, der unparteiisch genug in's alltägliche Leben her-
übertönt.

Nach Vorschlägen von Künstlern und Kunstfreunden sollte
mancher Verstümmelung an würdevollen Bauten und Kunstwer-
ken Einhalt gethan werden; allein nicht nur, dass man zaur
dert, dies edle Werk der Barmherzigkeit baldigst in Angriff zu
nehmen, man vergeht sich in neuem Irrthum, indem nie der
zu behandelnde Gegenstand, sondern egoistisch stets der Be-
handelnde zur Hauptsache gemacht wird.

Vor Allem wollen wir bei dem vaterländischen Museum
Carolino-Augusteum stehen bleiben. Was der verdienstvolle
Minutoli für die preussisch-schlesische Provinz durch sein in
alle Lebenssphären eingreifendes Institut sich erworben hat, sol-
ches Verdienst hat auch der Gründer unseres Museums, der
Direktor V. M. Süss, nur mit dem Unterschiede, dass Letzterer
wahrlich aus Nichts eine beträchtliche Sammlung zu Tage brachte,
jetzt aber oft genug den bitteren Tadel der freien Gemeinde
zu tragen hat, mit würdevoller und systematischer Aufstellung
und Erhaltung der, wenn auch reich dotirlen, Gemeindekasse
eine drückende, ja sich stets vergrössernde Last aufgebürdet
zu haben. Ein Glück, dass mit Vorbehalt unumschränkter Lei-
tung der Gründer diese mühevoll zusammengestellte Sammlung
zum Gemeindegute gemacht hat.

Der Gemeinderath hat nebst einem Vorstande ein Comite
ernannt, wodurch die Interessen dieses vaterländischen Insti-
tutes möglichst gefördert werden sollen. Allein bisher haben
diese Männer kein inniges Interesse für heimatliche Kunst und
Wissenschaft an den Tag gelegt, im Gegentheil man weiset
stets auf bessere Zeiten hin, als gelte es, eine Luxusauslage
sich vom Halse zu schaffen; kurz, man will in Zukunft ernten,
ohne jemals sich um die Saat gekümmert zu haben. So sei
es denn zur Schande Salzburgs gesagt, dass nicht einmal das
nöthige Lokal errungen werden kann, um die vielfachen reich-

lichen Erwerbungen aus allen Zweigen der Wissenschaft syste-
matisch und anständig unterzubringen, obschön es an ausge-
dehnten und feuersicheren Räumlichkeiten nicht im geringsten
gebricht, welche aber, als Eigenthum der Stadtgemeinde, zu-
fällig als Schüttboden von dem Militär-Aerar gepachtet sind.
Des Gründers Hauptaugenmerk, — sollte nur einigermaassen sein
sechszehnjähriges Mühen und Streben seinen Landsleuten from-
men,,— muss durchaus auf eine systematische Aufstellung aller
vorhandenen Gegenstände hinarbeiten.

Die zahlreichen celtischen und römischen Antiquitäten müs-
sen von dem mittelalterlichen Kunstkabinette und von der Rüst-
kammer geschieden werden; wie .auch der Dekadenz der Kunst
und der Leistung der Gegenwart in der Pinakothek ihr eigener
Platz angewiesen sein muss. Das Näturalienkabinet mit seinen
weit verzweigten heimatlichen Schätzen, wo die grossmüthigen
Beiträge des Kardinal-Erzbischofs Fürsten Schwarzenberg: eine
grosse entymologische Sammlung, und die mineralogische des
Bergrathes Mielichhofers aufgestellt sind, verlangt, — soll es
fruchtbringend sein, einen weit ausgedehnten Raum; eben
solche Räumlichkeit bedingt; die bändereiche Bibliothek mit der
kostbaren numismatischen Sammlung.

Der Eingang zu diesem Landes-Museum, der jetzt in dem
tiefsten, schmutzigsten Winkel der Stadt sich befindet, kann
von der entgegengesetzten Seite des grossen Gebäudes, nach
so eben bewilligter Abbrechung einer düsteren hohen Festungs-
mauer, einen breiteren, bequemeren, anständigem Zugang aufs
Einladenste darbieten.

Man hat erwartet, indem das Comite Schritte gethan hat,
das Protektorat der hohen Gönnerin der KaiserinrMutter Caro-
lina Augusta für dieses Institut zu erbitten, dass alsdann dem
hohen Namen gemäss die geziemende Rücksicht hinsichtlich einer
entsprechenden Ausstattung eifrigst getroffen werde. Jedoch
weil zufällig der Gemeinderath für den Militär-Proviant keine
tauglichere Stätte finden will, bleibt alles ernste Anstreben von
Seiten des Direktoriums leider erfolglos, und so steht uns der
Besuch der deutschen Land- und Forstwirthe bevor, ohne dass
denselben anstatt eines dürftigen Magazins ein Landes-Museum
gezeigt werden kann.

Von Seiten des Ministerium des Unterrichts wiederholen sich
stets die gründlichsten Vorschläge, durch GeWerbs - und Real-
schulen die Volksbildung zu heben, allein sowohl der hiesige
Gemeinderath, als auch unsere Handelskammer übersieht die
Mittel, die eine emsige Biene an die Hand lieferte, ja man
gönnt ihnen nicht einmal eine anständige Unterkunft. Wie kann
nun die lernbegierige Jugend in dem zerstreuten Wirrwar sich
zurechtfinden; welch erbärmlicher Eindruck wird ihr zurück-
bleiben, indem keine Wahl, keine Anordnung den Gegenstand
aus der Alltäglichkeit hervorhebt. Wie ist ein freier edlerer
Aufschwung des praktischen Lebens denkbar, wenn Alles das,
was zum Exempel aufgestellt sein soll, sich nicht im besten
empfehlbaren Lichte zeigen kann?

So wollen wir denn hoffen, dass eine baldige Einberufung
der Landstände diesen Uebelständen vorgreife und auch Mittel
schaffe, das notwendige Decorum für dieses Institut behaupten
zu können. — Diesen wohl sehnlichst erwarteten Landständen,
denen bereits im Staatshaltereigebäude die alten Landschaftssäle
für ihre Tagung eingeräumt werden, muss dann auch die Her-
stellung der erübrigten Bruchstücke der römischen Mo-
saikböden angelegentlichst ans Herz gelegt Werden!

Durch eifrige Verwendung des Herrn Stalthalters Grafen
von .Herberstein ist es kürzlich unserem Gemeinderath gelungen,
diese bei Gelegenheit der Grundsteinlegung des Mozart-Monu-
mentes im Jahre 1841 aufgefundenen Reste römischer Pracht-
liebe für das Museum Carolino-Augusteum von dem Kaiser als

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