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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0196
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Geschenk zu. erhalten.: Man hat diese zierlichen mnsivischen
Gebilde in 155 Kisten, meist zu 5—4 und 4—3 Schuhen, ver-
schlagen und in einem dumpfen Kellergewölbe der k. k. Winter-
residenz unbeachtet durch volle 10 Jahre aufgeschichtet. In
diesen Tagen hat der Conservator des Museums diese mit einer
Gypsdecke verhüllten Tafeln in Empfang genommen und, un-
geachtet aller sorgsamen Vorkehrung, ein Gräuel der Verwü-
stung entdeckt, welches bedeutenden Verlust an diesen abwech-
selungsreichen Verzierungen und figürlichen Darstellungen nach
sich, gezogen hat.

Diese 155 Tafeln wurden unter Leitung des damaligen
Kreis-Ingenieurs aus der Erde gehoben, auf Gips gelegt und
dann ohne eine Ölige Zwischenlage mit einer schweren Gyps-
decke übergössen. Nachdem diese Böden nach ihrer Erhebung
durch regnerisches Wetter ganz durchnässt waren, mussten sie
ohne. erfolgte Trocknung zwischen den beiden harten Gyps-
krusten gänzlich ersticken. Wo demnach das Bindungsmittel
der Steinchen nicht ganz vermorscht ist, dort ist häufig der
Marmor ganz in mürben Kalk verwandelt. Ueberdies hatten
die Kisten, worin diese Theile gelegt waren, keinen engge-
schlossenen Boden, sonach durch den schweren Druck von oben
die Masse leicht durchgedrückt und durch Öfteres Hin- und
Herschieben gänzlich aus ihrer Lage gerückt wurde. Auf
diese Weise sind zwei lebensgrosse Brustbilder, mit Ausnahme
eines Auges, gänzlich verloren gegangen, so auch eine Gruppe
von zwei Kämpfenden, von der nur noch einige kleine Frag-
mente vorhanden sind. 51 Kisten sind somit dem gänzlichen
Ruin anheimgefallen, 43 Kisten wären, wenn auch mit grossen
Kosten1, noch herstellbar, nur 44 Kisten sind wohl erhalten ge-
blieben; jedoch ist in keinem Falle an eine Zusammensetzung
nach der vom k. k. Kreiszeicliner Flamischberger seiner
Zeit erhobenen Zeichnung mehr zu denken, da eben unter den
gänzlich zerstörten Tafeln die Verbindungsformen sich befinden.
Zwei Tafeln mit Inschriften sind so ziemlich erhalten, am 'be-
sten aber zwei mit figürlichen Darstellungen, welche bald nach
der Herausnahme von der gefährlichen Gypsdecke befreit wurden.

Leider abermals ein trauriger Beleg für den Satz, dass
man bei Aufbewahrungen von Alterthümern nie vorsichtig und
sorgsam genug umgehen könne, und dass man häufig erst dazu
kommt conserviren zu wollen, wenn es wenig oder gar nichts
zu conserviren giebt.

Schon im Jahre 1842 wurde der Referent dieser Zeilen,
durch Anregung des Cardinal-Erzbischofs Fürsten Schwarzen-
berg, beauftragt, einen Mosaikarbeiter aus Rom nach Salzburg
zu ziehen, um diese Schätze wieder ans Licht zu bringen. Der
Mosaicista konnte sich aber nicht entschliessen, von einem von
der k. k. Baubehörde vorgelegten amtlichen Kontrakte Gebrauch
zu machen, indem ihm der ungewisse Zustand dieser verhüllten
Fragmente, wie auch das Lokal, welches damals zur Einsetzung
ausersehen war, nicht genügend konnte beschrieben werden.
Auch ein zweiter Versuch mit einem Mosaiker aus Venedig
scheiterte an eben diesen widersprechenden Bedingnissen, und
so blieben diese mehr als tausendjährigen Praehtreste, unge-
achtet vielfacher Anregung von Seite der Kunst- und Alter-
thumsfreunde, mündlich und durch die Presse, in ihrem feuchten
Verstecke gebannt, bis endlich Herr v. Arneth, k. k. Regie-
rungsrath und Direktor des k. k. Münz- und Antiken-Cabinets
zu Wien, den Herrn Statthalter veranlasste, zur Lichtung die-
ser Schätze energische Schritte zu machen.

Nach solch trauriger theilweiser Verunglückung eines Con-
versations-Versuches hat eine 6 Schuh grosse plastische Dar-
stellung der Ausgrabung am Mozartplatze, nach dem Sachbe-
stande treu angefertigt von dem k. k. Hofgärtner Schmidt, einen
unschätzbaren Werth, und man muss dem Gründer des Mu-

seums, Herrn Direktor Süss, den ungeheuchelten Dank wissen
lassen, der es einigermaassen auf sich nahm, seinen Privat-
kräften gemäss, die grosse Mühe der Anfertigung zu entschä-

digen.

(Fortsetzung folgt.)

Zur Geschichte des Denkmals Friedrichs des Grossen.

Von H. Weiss.

(Fortsetzung.)

Wenden wir uns jetzt zu den Zeichnungen, Skizzen und
Modellen, welche in Folge der auf Allerhöchstem Befehl aus-
geschriebenen Concurrenz entstanden waren, so zeigte sich die
künstlerische Thätigkeit der Maler, Architekten und Bildhauer
zunächst in einer namhaften Zahl von Arbeiten, welche, nebst
weniger bedeutenden architektonischen Entwürfen, als Pyrami-
den, Obelisken, Säulen u. s. w., auf der im Jahre 1791 veranr-
stalteten öffentlichen Kunstausstellung zum Theil ein besonderes
Zimmer des Akademie-Gebäudes füllten.

Wir lassen die in dem Kataloge enthaltene Beschreibung
dieser Werke, unter denen sich nur zwei Pedester-Statuen be-
fanden, hier wörtlich folgen:

Eingesandte Zeichnungen und Modelle zu dem Monumente
Friedrichs des Zweiten.
Im ersten Zimmer.
Vom Herrn Direktor Rode:

1. Die Figur des Königs zu Pferde mit Piedestal in Zeichnung.
Zu dem:PiedestaIl sind noch folgende.Figuren in Basrelief: .

Fig. 1 und 2. Die Eroberung Schlesiens. Die Göttin des Herzogtums
Schlesien überreicht der Göttin des Königreichs Preussen die her-
zogliche Krone.

Fig. 3. Der Krieg von 1756 bis 1763 wider sechs Könige geführt.
Die Kriegsgöttin hat sechs Pfeile mit ihrem Schilde aufgefangen.

Fig. 4. Die Verbesserung des Ackerbaues und die Verbesserung der
Städte. Eine Göttin hält in der einen Hand Garben und in der ari-
deren eine Mauerkrone.

Fig. 5. Westpreusseu kommt ohne Schwerdtschlag zn Ostpreussen.
Eine Göttin verbindet zwei Schilde mit einem friedlichen Oelzweige.

Fig. 6. Die Verbesserung der Künste und aller Manufakturen. Die Göt-
tin hält die Werkzeuge hiervon in den Händen, theiis liegen sie zu
ihren Füssen.

Fig. 7. Der Deutsche Fürstenbund, durch den Baierischen Feldzug ver-
anlasset. Die Göttin hält ein Bund Pfeile, welches mit einem Oel-
zweige zusammengebunden ist. ■■' ■

Fig. 8. Die Gesetzgebung. Die Göttin hält in der einen Hand die
Gesetztafeln, in der anderen die Waagschale.

Fig. 9. Die Wohlthaten zum Besten des Landes. Die milde Göttin ist
im Begriff, aus ihrem FüIIhorne ihren Ueberffuss mitzutheilen.
Von Herrn Vicedirektor Chodowieckit

2. Figur des Königs zu Pferde in Zeichnung ohne PredestaH.

Vom Herrn Rektor Bf eil dem Jüngeren:

3. Der König zu Pferde in römischer Kleidung.
Derselbe in Kleidung der älteren Deutschen.

Vom Herrn Rektor Frisch1):

4. Entwurf zu dem Denkmale des höchstseeligen Königs;.

Da die Vorstellung des Königs in römischer Kleidung schon alle-,
gorisch ist, so würde das altdeutsche Kostüm aus den Zeiten eines
Hermanns solches ebenfalls sein; und die Allegorie hierdurch einen
nähern Bezug auf ein deutsches Volk erhalten; zumal da die altdeut-
sche Häusler-Tracht, den einfachen Rittern jener Zeit gemäss, sich
von der römischen nur durch eine mehrere Bedeckung der Arme und

1) Folgender Aufsatz ist um so interessanter, als er die veraUegorisi-
rende Richtung der Zeit trefflich charakterisirt und dabei von einem Künstler
herrührt, von dem uns Schadow erzählt, dass er „Gelungenes in Decken-
gemälden" gearbeitet habe; von dem es jedoch ferner heisst, „dass er es
unternommen habe, weibliche Porlraits nach dem Leben zu malen, solche
indcss missriethcn, weshalb er in Versuchen der. Art bedenklich wurde".
 
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