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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0373
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351

werde«, welche vermöge Lage, Bevölkerung, Wohlhabenheit
und Ertragsfähigkeit hinreichende Garantie für die Subsistenz des
Theaterunternehmens bieten. Ferner richten sich seine Vor-
schläge auf die Sicherstellung der Existenz des Personals, die
in Form direkter Gesetze in Bezug auf Engagement u. s. w. auf-
treten, daher auch ein Disciplinarreglement für sämmtliche Büh-
nenmitglieder als Abschnitt einer Theatergeselzgebuilg gelten
soll. Dabei treten als ein richterliches Element und als ver-
waltender Beirath des Direktors Ehrengerichte auf, welche
alle drei Monate aus der freien Wahl der Mitglieder eines jeden
einzelnen Theaterverbandes hervorgehen.

Der ganze Schauspielerverband nimmt nun Theil an Gewinn
und Verlust des Unternehmens. Der Gagenetat wird nach dem
Umfange der Ertragsfähigkeit -bemessen und festgestellt. Das
dem Unternehmen zugehörige Irtventarium soll nach einer Taxa-
tion von Sachverständigen abgeschätzt, kapilalisirt und dem
Unternehmer mit 5 pCt. aus der Theaterkasse verzinset werden.
Am Ausgang der Wintersäison würde die Bilance gezogen und
der Gewinn so gethcilt, dass ein Drittel dem Direktor und zwei
Drittel den Mitgliedern zuGelen, welche nach Gagenverliältniss
theilnehmen. Eben so würde der Verlust gemeinsam durch Ga-
genabzug getragen.

Auch Hr. Steiner will das ökonomische Verhältniss der
Bühnen unter die gesicherte Autorität der Stadtbehörden brin-
gen; auch er wünscht, die fortwährende Thätigkeit der Gesell-
schaften, denen nur der Monat Juli als Ferienzeit gegeben
werde; durch Verbindung von zwei oder drei benachbarten
Städten gesichert zu sehen, so dass erst.Städte von 40—80,000
Einwohnern stehende Theater unterhielten. Da die erzielten
Einnahmen die Revenuen der Stadtkassen sind, so hätten diese
auch die entstehenden Unkosten zu decken. Mit einem Worte,
die Stadt habe sich mit dem Direktor über einen vorgelegten
Etat zu" einigen, zahle die Gagen und werde überhaupt das
ökonomisch-verwaltende Prinzip. Auch die Dekorationen etc.
seien städtisches Eigenthum, wogegen Bibliothek und Garde-
robe dem Direktor gehören, dem die Stadt eine Unterhallungs-
summe beisteuert.

Die städtischen Interessen würden durch ein Gomite von
zehn Mitgliedern gewahrt. Eine genaue Untersuchung des Be-
dürfnisses soll stattfinden, wo zwei oder mehrere Theater be-
stehen, damit alle sogenannten Zigeunerbanden entlassen wer-
den können.

Für diese reisende Truppen propohirt Hr. Devrient be-
stimmte Wanderbezirke. Jedes Gebiet soll einem erprobten Di-
rektor übergeben werden, der die betreffenden Städte nach
einer jährlichen Reihenfolge besucht. Im Uebrigen empfiehlt
Hr. D. einen entschiedenen und gewaltsamen Eingriff in das
Wesen der Wanderbühnen, von denen er, äusserst wenige Aus-
nahmen zugestehend, ein abschreckendes Bild des Elends ent-
wirft. Er geht hiei* in dem Änrathen der Beschränkung, ja
Aufhebung soweit, dass er sich besonders deshalb rechtfer-
tigen zu müssen glaubt. Auch von anderer Seite wird wenig-
stens auf das Zuviel der Dorf- und Winkeltheater, des Herum-
zigeunerns demorälisirter Truppen aufmerksam gemacht.

Bei weitem glimpflicher ürtheilt Hr. Benedix über die
kleinen reisenden Bühnen, die er Bildungsschulen für grössere,
zweckmässige Invalidenanstalten für alte Schauspieler nennt,
welche den Ansprüchen des Publikums einer grossen Stadt nicht
mehr genügen. Er fürchtet, dass kleinere- Städte durch das
Verbot reisender Truppen gar keine Theater mehr haben wer-'
den. Auch Hr. Hammermeister findet in jeder kleineren
Bühne, bis zur Wandertruppe herab, eine Pflanzschule für die

grösseren., ,.,, (Fortsetzung fol^t.)

Kaulbaeh's diesjährige Sommerarbeit in Berlin.

(Scliiuss.)

Wir kommen nun zu den sechs Pilasterstreifen, welche die
unmittelbaren Einrahmungen der grossen Bilder bilden. Jeder
derselben ist einem bestimmten Volke gewidmet und so haben
Indien, Persien und Aegypten, Griechenland, Judäa und Koni
ihre Denktafeln erhalten. Die Pilastef werden übereinstimmend
mit dem Fries grau in grau ausgeführt. Die Anordnung hat
einen damit correspondirenden dekorativen Charakter, indem
symmetrische architektonische Gliederungen .und Felder mit dem
freien Schwung der Arabeskenblätter abwechseln. Dazwischen
ist die beredte Figurenschrift der Darstellungen eingefügt und
eingestreut, welche die ganze kosmogonische und theogonische
Vorstellung der Völker, so wie die Uranfänge ihrer politischen
und Kulturgeschichte zur Anschauung bringen. Das oberste
Feld, ein kleines längliches Viereck, giebt stets die älteste Vor-
stellung des Gottes: hei den Indern, den auf der Schlange
Schecha liegenden Wischnu, den Erhalter, der sich zur Be-
glückung der Welt zehnmal Verwandelte. Bei den Aegyptern
findet sich Kneph, als das Erste, was da war, mit.seinem Sym-
bol der Schlange, welche einen Ring bildet, weil, er ewig ist.
Bei den Griechen ist Uranos vorgestellt, der Urvater des grie-
chischen Göttergeschlechts. Bei den Juden ist der Geist Gottes
durch einen fast jugendlichen Kopf dargestellt, der strahlenbe-
kränzt in den Wolken, den Trägern des Wassers, schwebt. Die
Züge des göttlichen Sohnes sind in dem Antlitz angedeutet, der
geöffnete Mund erinnert an den Logos. Das' römische Feld
zeigt den Göttervaler Saturn. — Das nun folgende Häuptfeld,
das in der Mitte ein Medaillon trägt, lässt ober- und unterhalb
desselben Arabeskenzierde zu, mit der sich zunächst oben je-
desmal die Darstellung der ältesten weiblichen Gottheit oder der
ersten Gottesverehrung verbindet. Bei den Indern sehen wir
die Lakschmi, die indische Venus. Bei den. Persern Zeruane
Akerene, das Urwesen (die unendliche Zeit). Aegypten zeigt
die Weith, die Räthselhafte. Sie hält den Nilschlüssel. Zu ihren
Seilen stehen Ibisse und zwei heilige Schlangen. Bei den Grie-
chen finden wir die ephesische Artemis, die im Hain von Or-
tygia geborene, die als älteste Landesgöttin dort verehrt wurde,
die Brustreiche mit den heiligen Hirschen zur Seite. Judäa hat
ein Wesen, das aus den vier heiligen Tbieren zusammengestellt
ist und vom Ochsen die Hörner, vom Löwen den Kopf, den
Leib vom Engel und die Filtige des Adlers. Unten liegt der
Stein Jacobs, als erste Stätte der Gottesverehrung; aus den Arä-
beskenblumen trieft das Oel darauf. Rom trägt die sabinische
Juno, die speertragende. Mars und Minerva treten ihr zur
Seiten; unten brennt das Feuer der Vesta.

Iii dem nun folgenden Medaillon ist immer der oberste'Gott
der nunmehr geläuterten religiösen Vorstellung abgebildet und
so finden wir bei (\&t\ Indern den vierköpfigen Brahma, bei den
Persern den Ormuzd, bei den Aegyptern Amon mit Widder-
hörnern, bei den Griechen Zeus, bei den Juden das Wort ronr
(Jehovah) mit Flügeln umgeben, bei den Römern den Jupiter
Gapilolinus; Sehr fein hat der Künstler diesen vom griechi-
schen Zeus zu unterscheiden und zu charäkterisiren gewusst. ;

Unter dem Medaillon folgt nun die erste Vorstellung von
der Erde, die bei den Indern von Elephanlen getragen wird.
Bei den Persern finden wir den Urstier, der von Ariman ge-
tödtet wurde. Aus seinem Blute spriesst der Weinstock, äuS
seinem Schweif das Getreide. Bei den Aegyptern ist der Ska~
rabäüs abgebildet, der die Kugel zwischen den Vorderfüsseri
emporhält. Symbolische Thiere umgeben ihn; aus der Sonnen-
blume der Arabeske schiesst der Strahl, aus der Lotosblume

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