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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0426
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404

Phäaken breitet sich in diesen Studien vor unsern Blicken aus,
und gern gestatten wir auch unserer Phantasie dies Land in
ihnen wiederzuerkennen, um es mit den von der Poesie er-
zeugten Gestalten zu heieben.

Die Anzahl der auf der Insel Corfu gefertigten Blätter ist
ebenfalls bedeutend und auch in ihnen zeigt sich das Bestreben,
diejenigen Punkte besonders hervorzuheben, wo die Dichtung
das landschaftliche Interesse erhöht. .'• ' :

■ Mehrere Studien zeigen uns die Aussicht auf die in der
Nähe gelegene kleine Insel, die der Dichtersage zufolge aus
dem von Ithaka heimkehrenden Phäaken-Schiffe erstand, indem
der rächende Poseidon dasselbe ■ .
. „SchTirg mit der Fläche der Hand, und schuf zum Felsen es plötzlich,

Der fest wurzelt' am Boden des Meers; — ■—"
Andere, besonders malerische Darstellungen bot auch hier das
Gebirgemit dem riesigen S. Salvador, der seinen Gipfel mächtig
in den. duftblauen Aelhererstreckt. Auch die Quelle des lang-
sam dahinfliessenden Flüsschens Cressida beschäftigt durch seine
eigenlhümliche Umgebung die gern im griechischen Alterthum
verweilende Phantasie, während die mannigfach verschieden
gestalteten Ufer anderer Flüsse uns unwillkürlich zur Verge-
genwärtigung jener reizenden Scene auffordern, in welcher der
vielgewanderte Odysseus zum erstenmal der lieblichen Kausikaa
gegenübertrilt. -

Doch es würde zu weit führen, wollte.n wir uns in alle
die interessanten , landschaftlichen und poetischen Einzelheiten
dieser Blätter noch tiefer versenken; das bleibe Sache der An-
schauung.

Bevor wir uns jedoch von ihnen trennen, können wir nicht
umhin, schliesslich ein Wort über die Art der sie auszeichnenden
künstlerischen Beharidlungsweise hier folgen zu lassen.

Sämmtliche Studien sind.in Wasserfarbe und zwar unmit-
telbar vor der Natur ausgeführt. .So schwierig auch diese Auf-
gabe war, die sich der Künstler dadurch stellte, so glücklich
hat sie derselbe gelöst. Mit wahrhaft künstlerischer Gewandt-
heit hat er es verstanden stets den günstigsten Moment der Natur
abzugewinnen und auf das Papier zu übertragen. Die Schnel-
ligkeit in der Behandlung, welche dieses, bei solcher Gelegen-
heit verwendete Material, bedingt, ist nicht bei ihm zur Ober-
flächlichkeit herabgesunken, sondern verleiht diesen Arbeiten
vielmehr den eigenthümlichen Reiz der naturgemässen Freiheit.
Dieser wird hauptsächlich erhöht durch die das Gefühl fesselnde
Sicherheit, mit welcher Form und Farbe erfasst und wieder-
gegeben sind.

Kein ängstliches Nachpinseln oder kleinliches Ausputzen
der Einzelheiten stört in diesen Blättern den Eindruck des To-
talen: sie sind gewissermassen als ein Abklatsch von dem er-
sten und kräftigsten Eindruck, den der jedesmalige Gegenstand
auf den Künstler-hervorbrachte, zu betrachten. In eben: der
Weise wirken sie, denn auch zurück auf den Beschauer,. der
gefesselt von dem Massenhaften in der Darstellung, nicht nach
dem Grashalm im Vorgrunde begehrt.

Mit dieser Herrschaft über das Material war denn auch der
Künstler im Stande die verschiedensten Momente der Beleuch-
tung gleich wirksam darzustellen — und hiernach zeichnen
sich diese sämmtlichen Studien nicht sowohl durch die sinnige
Wahl der Gegenstände, als auch durch die treffliche Art der
Behandlung. in einer Weise aus, die uns bei einer Benutzung
derselben zu grösseren Oclgemälden bedeutsame Resultate er-
warten lässt. .; M. Weiss.

Nachrichten; über ältere Künstler in Würzbnrg.

Von C. Becher.

Die früheste Notiz über einen Würzburger Maler ist wohl
folgende Stelle in dem-Gedicht: „die Minneburg" von Egen von
Bamberg, aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Pfäl-
zer Handschrift 455, Bl. 182a.

ich wolt uzzer mosen gern -.;

daz meister Arnolt, der maier
. von Wirtzburg, in irre Kuntschaft were,

an gut must es in helfen ser,

wan er bedörft nimmer mer

brisiligen-varb') kaufen kein,

er nerii nur sin pensei rein

und habt in an iren roten munt

zu haut und an der selben stunt,

so vil der rötd darin schösse,

daz ein ganzes jar dann flüsse,
. : paris-varb genug dar uz.
Leider fehlt alle Kunde über diesen Künstler, dessen Ruf
bei seinen Zeitgenossen ausgebreitet gewesen sein müss.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte ein aus-
gezeichneter Maler, Namens Wilhelm, von dem sich nur zwei,
in den Sammlungen der Würzburger Universität und des dor-
tigen historischen Vereins befindliche Flügelbilder erhalten ha-
ben, welche von einem grossartigen Altarwerk herzurühren
scheinen. Die eine Tafel stellt zwei lebensgrosse weibliche
Heilige, die h. Dorothea und die h. Christi na, auf Gold-
grund dar. Auf der verwaschenen Rückseite zeigen sich noch
schwache Spuren ähnlicher Gestalten. Auf der anderen Tafel
sind ebenfalls lebensgross zwei Kirchenväter dargestellt. Die
Rückseite bildet die Hälfte einer Darstellung der Verkündigung,
von welcher sich blos der Engel Gabriel erhalten hat. Auf
einem Blumentopf mit der Lilie steht die Inschrift:

WILHELME

■ Dieser Maler, dessen Vorname blos erhalten zu sein scheint,
zeigt sich in diesen Gemälden als einen vorzüglichen Künstler.
Die weiblichen Figuren, von gutem Verhältniss und Zeichnung,
haben einen anmuthigen und edlen Ausdruck, eine warme und
klare Färbung in den rundlichen, etwas vollen Köpfen. Die
Gewänder, mit scharf gebrochenen Falten, sind sehr reich und
fleissig ausgeführt. Der Brokat ist zum Theil. durch plastisch
gebildete Blumen auf Kreidegrund dargestellt. Die beiden Kir-
chenväter sind durchaus edel und wahr. Besonders ausdrucks-
voll ist der Kopf des älteren Heiligen, wahrscheinlich der h.
Auguslin. Diese Bilder zeigen im Allgemeinen den Einfluss
der Eyckschen Schule und insbesondere eine Verwandtschaft
mit Bartholomäus Zeitbiom.

Nachdem das Zunftwesen im Laufe des 15. Jahrhunderts
eine weitere Ausbildung erhalten hatte, verbanden sich die Ma-
ler, Bildhauer und Glaser in Würzburg durch eine gemein-
schaftliche Zunft oder Gilde. Das älteste Zunftregister, vom
Jahre 1470 anfangend, war bereits im Anfange des 16. Jahr-
hunderts verloren, worauf im Jahre 1501 die damaligen Ge-
schworenen oder Zunftmeister, der Maler Hans Wagenkn echt
und der Glaser Hans Zirbel, ein neues Register anlegten,
in welches auch die früheren Meister,. bis 1470 rückwärts,
aufgenommen wurden. Dieses Register, unter dem Titel: Ver-
zeichniss der Bruderschaft Lucas, des h. Evangeli-

1) Der Ifame Bra silienhol z kommt schon lange vor der Entdeckung
Amerikas vor und das Land Brasilien hat seinen Namen von diesem Holze
bekommen. ■-■;■-:■- , ■.
 
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