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Das zweite Bild, die Maria, die auf-dem schönen Bialte
. die fast unbewussle Strahlenpracht der Himmelskönigin mit dem
innigsten und zärtlichsten Mullerstolze vereint, hat Flegel in
Leipzig geschnitten. Von Kretschmar ist der Titel zu der
grossen Passion nachgebildet, dieser herzschneidende Ausdruck
des grossartigsten Schmerzes, der um eine ganze Menschheit
erduldet worden, und der mit einer grösseren künstlerischen
Gewalt wohl nicht wiedergegeben worden ist. Die ausdrucks-
volle Figur des Heilands auf dem Titel der kleinen Passion hat
dann wieder Bürkner mit Meisterschaft nachgeahmt.

Die letzte Tafel endlich, von Krüger's Hand, ist der hei-
lige Georg zu Pferde, ein sehr schön geschnittenes und selten
vorkommendes Blatt, und deshalb ganz geeignet, den Krete der
Darstellungen zu schliessen, womit der unvergleichliche Mei-
ster dem Sammelwerke. eingereiht wird. (Schluss folgt.) F. E.

Zeitung.

'Eöetlttt. Das lang erwartete Concertzum Besten des Kölner
Dombaues, welches der hiesige akademische Dombau-Verein
schon- im Frühjahr d. J. veranstalten wollte, hat, nach man-
cherlei Verhinderungen, am 29. November im Kgl. Opernhause
unter Taubert's Leitung stattgefunden. Der unmittelbare Bezug
desselben zur Angelegenheit des Dombaues trat nur in dem
Prologe hervor, dessen Abdruck unser heutiges Blatt bringt;
an mittelbaren und sehr tiefen Beziehungen fehlte es aber kei-
nesweges, wie denn das ganze Goncert, durch die edelsten
Kräfte unterstützt, das Gepräge jener höchsten Würde trug,
welche der Zweck des Abends erheischte. Der Domchor trug
u. A. einen Psalm von Job. Gabrieli, in heilig alterthümli-
cher Feier, und das bekannte, rührend fromme Weihnachtslied
„Stille Nacht, heilige Nacht;', vor. Das Finale des ersten Actes
von F. Mendelssohn's Op*er ,';LoreIey", mit dem Texte von
E. Geibel,. Hess die Rhein-Sage lebendig werden und führte
uns ein Kunstwerk von ergreifendster Schönheit vor, das leider,
nach dem zu frühen Heimgänge des Meislers, als ein rätsel-
voller, deutungsreicher Torso stehen gebliehen ist. Die Haupt-
gabe des Abends aber war jene' letzte, gewallige Symphonie
Beethovens, mit den Chören aus Schillers Ode an die Freude,
die, bei ihrer fast unüberwindlichen Schwierigkeit, in einer
Meisterschaft ausgeführt wurde, wie bisherfvielleicht noch nie.
Aeusseren Bezug auf den Zweck des Abends hatte dies Werk
darin, däss Beethovens Heimat, wie bekannt, das schöne Rhein-
land ist; aber sie hatte zugleich eine noch viel bedeutungs-
vollere innere Beziehung. Wie in den Bauhütten des Mittel-
alters das humanistische Princip der Zeit seinen Ausdruck ge-
funden hatte, wie ihr Streben, mehr oder weniger gleichartig
durch die Nationen verbreitet, sich immer edler läuterte, immer
harmonischer durchbildete, bis es im Bau des Kölner Domes
seinen Gipfel erreichte, so ist es dasselbe Ringen nach höch-
ster geistiger Läuterung, welches in jenem letzten Riesenwerke
Beethovens, des grössten Meisters unseres Zeitalters, zur freien
künstlerischen Gestalt gekommen ist. Wie der Dom in seiner
tausendfältigen Gliederung in die Lüfte emporsteigt, so trat auch.
dies ungeheure Werk, zum freudigsten Welt-Hymnus sich auf-
schwingend und die Herzen mit aufwärts reissend, dem gei-
stigen Auge der Versammelten gegenüber.

^ Ätetltlt. Der Regierungsrath A. v. Minutoli, der Her-
ausgeber der leider nicht fortgesetzten ,, Denkmäler mittelalter-
licher Baukunst in den Brandenburgischen Marken", von des-
sen herrlichem Institut der Vorbildersammlung zur Beförderung

der Gewerbe und Künste Hr. Sammler unsern Leser in No. 8ff.
eine Beschreibung gegeben bat, ist mit einer Geschichte der
skandinavischen Architektur des Mittelalters beschäftigt, welche
wahrcheinlich schon bis Ostern nächsten Jahres erscheinen wird.
Die Academie der Künste in Florenz hat den Director Peter
von Cornelius zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt, und dem-
selben das Diplom vor wenigen Tagen übersandt.

$£tlin. Unser werther Mitarbeiter Herrmann Weiss ist
seit mehreren Jahren mit einer umfassenden Arbeit beschäftigt,
deren erste Abschnitte nunmehr, in nicht zu ferner Frist, in
die Oeffentlichkeit treten dürften. Es ist dies ein „Handbuch
der K o s t ü in g e s c h i c h t e ". Dasselbe wird die baulichen Ein-
richtungen, die Tracht und das Gerälh umfassen und die ge-
schichtliche Entwickelung dieser Dinge bei den verschiedenen
Völkern der Erde, namentlich den Cullurvölkern, zum Gegen-
stande haben. Bei der Zerstreutheit, der massenhaften Fülle
und der bisher meist sehr unkritischen Behandlung des vor-
handenen Materials, war ein bequem handliches und zugleich
mit wissenschaftlicher Gründlichkeit gearbeitetes Buch über die-
sen gesammten Gegenstand schon seit lange ein sehr dringen-
des Bedürfniss für jeden, dem an historischer Anschauung ge-
legen ist, und für'die darstellenden Künstler, Maler, Bildhauer
und Schauspieler, insbesondre; nicht minder auch für das Ge-
sammtgebiet der kunstgeschichtlichen Studien, indem die Ko-
stümgeschichte gewissermaassen die auf das praktische Bedürf-
niss des Lebens angewandte Kunstgeschichte ist. H. Weiss
aber erscheint zu einer solchen Arbeit vorzugsweise berufen,
indem sich in ihm eine vollständige künstlerische Durchbildung
mit dem Sinn für strenge wissenschaftliche Forschung verbin-
det, er daher die Ergebnisse der letzteren sofort in die be-
stimmte Anschauung zu übertragen im Stande ist. Wir dürfen
auch. voraussetzen, dass er in seinem Werke nicht blos das
wissenschaftlich durchgearbeitete Material geben, sondern das-
selbe, jene Veranschaulichung zu befördern, zugleich mit den er-
fof^erlichen''künstlerischen Illustrationen begleiten wird. F. Ii.

Emir.. Der Bildhauer Crawford ist im Auftrage der Ver-
einigten Staaten mit der Anfertigung einer Gruppe von sieben
Golossal-Statuen beschäftigt, deren jede ein Reiterstandbild von
12 Fuss Hohe werden soll. Die Münchner Erzgiesserei wird .
dieselben giessen. Augenblicklich arbeitet der Künstler an den
Figuren von Washington, Patrick'Henry und Jefferson. Er er-
hält für diese drei die Summe von 100,000 Dollars.

W. 2lmft«!ram, im Nov. Die Maler C. Krusemann im
Haag, Louis Meyer, so wie D. Bles ebendaselbst sind unter
den holländischen Künstlern, welche in Brüssel Gemälde ausge-
stellt hatten und von dorther mit der goldenen Medaille be-
schenkt wurden. Den geistreichen Genremaler D. Bles, der
seinen gefälligen und humoristischen Stückchen auch sonst noch
bleibenden Werth zu verleihen weiss, hat der König von Holland
überdies noch zum Ritter des Eichenkronordens ernannt.

Kunstvereiiie.

Aus dem Bericht über die. Wirksamkeit des Kunst-Vereins
für Böhmen, für das Jahr 1850 — 1851.

Wir tüeilen in Folgendem den wesentlichen Inhalt eines Vortrags
des Grafen Franz v. Thun in der am 27. Juli 1851 zu Frag abge-
haltenen General-Versammlung mit.

„Geehrte Vcrcinsmitglieder! Erlauben Sie mir, dass" ich diessmal
meinen Bericht mit mir selbst beginne. Mit a. h. EntSchliessung vom
 
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