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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 2.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.1195#0470
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358

Novütätenschäu.

The Art-Journal. 1851. — Octoberheft. — George.
Wallis: Kunst, Wissenschaft und Gewerbe, eine Einheit. —
Der Kunstverein von London. — Kunst in den Provinzen. —
Die grossen Meister der Kunst; Philip Wouwermans. —■ Ro-
bert Hunt:'Von dem Einfluss der Wissenschaft auf die schönen
und nützlichen Künste. — Die Künste in den vereinigten Staaten.

— Ausstellung von Skizzen und Zeichnungen. — Ueber en-
kaustische Ziegel. — Der sechste und letzte Theil des illu-
strirten Catalogs wird durch eine zusammengefasste Geschichte
des Gebäudes und der Projecle des Crystallpalastes eingeleitet.

— Aus der Vernon- Galerie liegen folgende Stiche bei: „Ruhe
am Wege in Italien" nach P.Williams, gest. v. Rolls; „das
alte Strandwehr zu Littlehampton", nach A. W. Calcott, gest.
v. Co.usen. — Ferner in, Punctirmanier „der gefangene Amor3
nach einer Statue von C. A. Fraikin, gest. von J. H. Baker.

— Endlich Muster zu enkauslisclien Ziegeln.

L'Artiste. 1851. Revue de Paris. — Zweites Septem-
berheft. — Th. Gautier: Studien über Rembrandt. — Cle-
ment de Ris: Ueber die Statue des General Marceau von
Preault. — Theophile Silvestre: P.-P. Rubens.

Erstes Octoberheft. — Charles Asselineau: La Chil-
debert (Geschichte eines berühmten Hauses in Paris, das nur
von Malern bewohnt ist). — Clement de Ris: Neuste Be-
wegungen in den Künsten (Reiterstatue Kapoleons: Project einer
immerwährenden Kunst-Ausstellung; Preisverteilung etc.).

Das Neue Testament, deutsch durch Dr. Marlin Luther
nach der Ausgabe von 1545. 110 Bogen Oliphant-Folio-For-
mat, mit historischen Illustrationen von Cornelius und Kaul-
bach, im Holzschnitt ausgeführt von Unzelmanri, Otto Vogel
und A. Vogel. Leder-Einband von Vogt, mit Krampen und
Beschlägen in vergoldeter Bronze von Netto. Bei Gelegenheit
der londoner Industrie-Ausstellung in circa 70—80 Exemplaren
veranstaltete Ausgabe. Berlin, Decker'sche Geh. Ober-Hof-
buchdruckerei. Preis: 291 Thlr. 20 Sgr,.

Hauschronik. Herausgegeben von Kaspar Braun und
Friedrich Schneider. München. I. Band, istes Heft. — Die-
ses Werk erscheint in monatlichen Heften (ä 36 Kr. oder 10 Sgr.
im Subscriptionspreis) zu etwa 4 Bogen. „Es soll ein echtes
deutsches Hausbuch werden" und „in lebendigen Schilderungen
die Grossthaten einer gewalligen Vorzeit, die ritterlichen Thaten
gefeierter Helden" etc. — „das Wirken der Männer des Frie-
dens auf dem geistigen Gebiete, der Kunst und Wissenschaft,
des Handels und Gewerbfleisses", ferner „historische Erzählun-
gen, Skizzen und Antiquitäten etc.", endlich „ Erzählungen und
Novellen aus dem Leben und der Zeit" enthalten.

Octobersitzung des wissenschaftlichen Kunstvereüis
in Berlin.

Hr. Hittorf aus Paris, als Ehrengast eingeführt, legte sein grosses
Prachtwerk: „Restitution du temple d'Empedocle ä Selinonte, ou Tar-
chitecture polychrome chez Ies Grccs" vor, und hielt einen Vortrag über
griechische Architektur. . Derselbe legte ferner die grosse. Zeichnung
einer römischen Basilica, als Gerichtshalle aus der Kaiserzeit, vor. —
Ausgelegt waren noch: fünf Originalzeichnungen von Führich, ■—
eine Grablegung, Zeichnung von Wehnert. -—.Prof. Gerhard gab
den neusten illustrirten Katalog i&s british Museum, in London, zur
Ansicht. -

Joseph HeJIer.

. Vom .1. Mai bis 1. November jeden Jabres ging täglich des Mor-
gens gegen 10 Uhr ein kleiner Mann in kornblauem Zeugrocke, weisser
Halsbinde, geblümter Weste, lichtgelbem Beinkleid mit Bandschuhen
und kurzem Stocke durch die Hauptstrassen Bambergs, die bellgraue
Schirmkappe allwärtsbin zum Grusse rückend, bald da, bald dort bei
einem Bekannten gesprächig stehen bleibend, um seinen Fröhgang ins
Freie zu machen, dann in ein behagliches Weinstübchen zu schlüpfen.
Vom 1. November bis 1. Mai jeden Jahres machte derselbe kleine Mann
regelmässig in langbekragtem dunkelblauem Tucküiantel, schwarzem
Beinkleid und Schnürstiefeln, mit Stock und dunkelgrüner Schirmkappe
in gleicher "Weise dieselbe Morgenfahrt. An Sonn- und Feiertagen
zog er, des Wetters nicht achtend, gewöhnlich in Begleitung eines
Freundes nebst einem grossen Regenschirme in Leinwandhülle und einer
lederüberzogenen Weinflasche an einer Schnur über die Schulter ge-
hangt, stockbewaffnet, früh aus in die Umgegend, meist auf die Höhen
und Berge, von da des weiten Blickes in das üppigschöne, frucht-
reiche Regnitz- und Mainthal sich zu erfreuen.

Dieser kleine, freundliche, ruhig fortwandelnde, allbekannte Mann,
der fast jeden Abend im Speisesaal des Gasthofes zum deutschen Hause
seinen ständigen Platz einnahm, und bei einem, auch zwei Schoppen
Wein mit Wasser und reichlichem Zucker, dann einem mit seinem
eigenen Taschenmesser geschnittenen Brode an jeder Unterhaltung leb-
haft Theil nahm, die stockende .durch absichtlich seltsame Behauptungen
in Bewegung, die laue durch wunderliche Einwürfe in Hitze zu bringen
suchte und wusste, eben so gut aber auch durch Mittheilung anzie-
hender geschichtlicher und künstlerischer Neuigkeiten, wovon seine
sämmtsichen Rocktaschen stets erklecklichen Vorrath führten, anspruchs-
los erheiternd zu beleben verstand, dieser eigentümliche Angehörige
Bambergs war Joseph ,HeJIer.

Wie in seiner Vaterstadt jeder Einwohner, kannte ihn auch aus-
wärts, in Deutschland, in Europa, jeder Geschicbts- und Kunstkenner
oder -Freund, und kam ein solcher nach Bamberg, so suchte er ihn
gewiss, wenn er ihn auch vorher noch nie gesehen, als alten Be-
kannten auf. . ■".'--'■-.'

Diesem weiten über die ganze gebildete Welt ausgedehnten Kreise
seines Gekanntseins, wie dem engeren seiner Mitbürger hat ihn unver-
muthet ein schmerzlos sanfter Tod ani 4. Juni 1849 in das Reich des
ewig Schönen entrückt, dessen Dienste er sein Leben treu gewid-
met hatte. .

Joseph Heller, zu Bamberg geboren am 29. September 1798,.
war der zweite und, nach früherem Tode eines Bruders, letzte Sohn
eines Handlungsherrn, dessen Tuchwaarenhandlung zu den ältesten
und angesehensten Geschäften Bambergs gehörte.

Des Vaters Wunsch bestimmte" auch diesen Sohn zur Handlung;
dahin wurde seine erste Erziehung gerichtet, dazu sollte er, nach Be-
such vaterstädtischer Schulen, bei der altachtbaren Tuchhandlung von
Lobenhofer zu Nürnberg herangebildet werden. Somit kam Heller als
Handlungszögling nach Nürnberg, und diese seine Sendung dahin ent-
schied eben so gegen des Vaters Plan, wie über des Sohnes Zukunft.

Elle und Scheere, Kopirbuch und Rechentafel sagten dem schon
in Bamberg für Natur- und Kunstgebilde mehr als für, Tuch- und
Zeugrauster empfänglichen Lehrlinge nicht zu; er machte sich mit ihnen
wenig, desto fleissiger ausser dem Handlungsgewölbe zu schaffen. Der
Lehrherr nahm es mit dem Sohne des wohlhabenden Freundes auch
nicht so streng, mochte wohl dessen auf ganz andere Handelschaft
gerichtete Neigung erkennen, und so hatte er Müsse genug, dieser
nachzugehen.

Das altertümliche Nürnberg war zu jener Zeit, in den Jahren
1810 — 1820 weit ergiebiger, wie noch jetzt Fundgrube für Liebhaber
und Sammler älterer, zumal deutscher, Kunsterzeugnisse. Die grossen
Vorplätze, die weiten Speicher seiner damals noch nicht neuaufge-
putzten Häuser bewahrten gar viele Bilder, Kupferstiche, Schriitzwerk
und dergleichen Zierralh, und der stets berühmte Trödelmarkt reiche
Auswahl von alten Drucken, Bilderbüchern, Glasmalereien, oft im un-
scheinbarsten Gewände. Die Zahl der Reisenden, besonders der überall
aufkaufenden Kunstfreunde oder Kunsthändler, war noch gering, die
 
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