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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 4.1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.1197#0013
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

JteftMatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Kugler in Berlin

Unter Mitwirkung von

Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.

M\.

Sonnabend, den 1. Januar.

1853.

.Stthalt: Von dem Verhältniss der Künstler zu ihren Stoffen. Fr. Eggers. — Die Wandgemälde von Ed. Bendemann im k. Schlosse zu Dresden. G. A. M.
— Kunstwerke des Mittelalters in Osnabrück. I. W. Lübke. — Erklärung, Dr. Crull, Wismar. — Zeitung. Berlin. london. — Kunstvereine.
"Regensburg.

Beiblatt: Kunstliteratur. R. Weigel's Kunstlager-Catalog. — Auswahl der Neuigkeiten des deutschen Kunsthandels. — Bücher- und Zeit-
schriftenschau. — Anzeigen.

Wie aber jene alten Maler eine gewisse Liebenswürdigkeit hatten, so bist auch Du (was ich auch von unseren Albert
Dürer gerühmt habe) freundlich, gesprächig, freigebig, leutselig und gefällig, nnd deshalb nnserm Kurfürst Friedrich nicht
weniger lieb, als Apelles und Alexander, bist dem Herzog Johannes nicht weniger angenehm, als Prothogenes demPemetrius.
Wenn Staatsgeschäfte und Gottesdienst, denen sie einen grossen Theil des Tages und auch der Nacht widmen, es ihnen ge-
statten, so kommen sie in deine Werkstatt, aber nicht wie Alesander zum Appelles, viel Unnützes zu reden, so dass sie von
den Farbenreibern verlacht werden, sondern die Werke Deines Genies mit grösstem Erstaunen zu bewundern, und mit dem
grössten geistigen Geuuss Deine Meisterstücke zu loben. Deren sind in der That so viele und so grosse, dass, so oft ich zu
Dir komme, und das geschieht häufig, ich verlegen bin, was ich vorzugsweise betrachten soll, was täglich Neues entsteht.
Wohin man sich wendet, in jedem Winkel zeigt sich ein Gemälde, das die Angen mit Gewalt auf sich zieht, so wahr dar-
gestellt, mit soleher Genauigkeit der Züge, dass Wenigen das Werk als leblos erscheint, dass man glaubt, es fehle nichts
als die Seele.

Dr. Christoph Scheurl's Brief anLncas Cranach den geistreichen, schnellen
und vollendeten herzogL säehs. Hofmaler. 150S.

Von dem Verhältniss der Künstler zn ihren Stoffen.

IjCrüss' Dich Gott, ehrenfester Meister Lukas und sei un-
serm Blatte ein echter Schutzpatron, gleichwie es Dein Namens-
vetter allen Malern ist. Du bist ein wackerer deutscher Künst-
ler, bist fleissig gewesen all' Dein Lebelang, hast Gott und Dei-
nem Fürsten mit Deiner edlen Kunst treulich gedient. Du wirst
nicht viel nachgegrübelt haben, ob Du's so oder so machen
solltest, Du hast es gemacht, wie Du musstest, weil es so in
Dir lag. Die echten Künstler machen es noch heut und diesen
Tag so, und ich meine auch, dass sie Recht daran thun. Ich
weiss eigentlich nicht, wie man darauf gekommen ist, zu glau-
ben, als hätte der Schreiber dieses eine andere Meinung; aber
es ist geschehen und Du musst Dir gefallen lassen, dass er
Deinen Jahrgang mit der Auseinandersetzung seiner Ansicht
über bestrittene Punkte beginnt. Wir nennen das Kunstwissen-
schaft treiben, dergleichen Deine Zeit noch nicht gekannt hat.
Aber jede Zeit hat eben ihre Aufgabe. Ihr habt Euch auch
arg genug über die heiligsten Dinge gestritten und ich kann
nicht sagen, dass dieser Streit schon ganz beigelegt worden
sei. Wir führen ihn noch immer weiter und nicht blos auf
dem Gebiete des Glaubens, auch auf dem des Erkennens;
denn auch wir wollen lieber um der Wahrheit willen streiten,
als den Drang nach ihr entbehren.

IV. Jahrgang.

Wer den Aufsatz von Hrn. Schnaase in No. 47 des vor.
Jahrg. „die religiöse Kunst und die Kritik" mit Aufmerksamkeit
gelesen hat und ihn mit demjenigen in No. 43 vergleicht, gegen
den er hauptsächlich gerichtet ist, der wird leicht wahrnehmen,
dass in den an beiden Stellen ausgesprochenen Ansichten man-
cherlei Einklang herrscht. Ich glaube, die beiden Verfasser
befinden sich noch immer auf einem Brette; nur dass Herr
Schnaase auf der einen Seite die Grenze berührt, ich auf der
andern; nur dass ich, wie mein verehrter Freund sehr richtig
bemerkt, manchmal in Dithyramben rede, während er jenes
edle Gleichmaass der Milde und Gelassenheit zeigt, welches
seine Art und Weise so wohlthuenier, ;sö angenehm und so nach-
ahmungswürdig macht. ,'

Eine tiefer gehende Verschiedenheit der Ansichten scheint
mir aber in Bezug auf das Verhältniss der Künstler zu ihren
Stoffen hervorzutreten und man möge mir erlauben, hierüber
das Wort zu nehmen.

Es ist eine ausgemachte Sache, dass nicht alle Ideen künst-
lerisch darstellbar sind. Sehr viele kleidet das gewöhnliche Kleid
der Gedanken, das Wort, am besten, und auf dem „allgemei-
nen Fahrwege", der Sprache, lassen sie sich am geeignetsten
verbreiten und den Andern mittheilen. Rein philosophische Ge-
danken möchten am liebsten auch noch dieses Vehikels entbehren
dürfen. Man möchte durch das Auge die Begriffe in der Seele
des Andern sich bilden sehen und die geborenen Gedanken
einander durch den Blick zuwerfen können. Doch geht das eben

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