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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 4.1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.1197#0171
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Ueittfctit*

Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

Uunftblatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unler Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf
■ in Berlin — Förster in München — Eitelberger V. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.

Schnaase

J\f 19.

Sonnabend, den 7. Mai.

1853.

SlttjaÜ; Nekrolog von August Kopisch. —e— — Die diesjährige Kunstausstellung in Hannover. (Fortsetzung.) -
deutschen Kunst von Ernst Förster. Zweiter Theil. H. A. Müller. — Zeitung. Berlin. Düsseldorf. Dresden,
Kunstvereine. Der Kunst- und Literaturverein in Mainz. —- Bücher- und Zeitschriftenschau.

Beiblatt. Die Versteigerung der Ackermann'schen Ifupferstichsammlung in Leipzig. — Literarische Anzeigen.

Kunstliteratur. Geschichte der
München. Warschau. Paris. —

Von

Aiigast Kopisch.

Kon einem Freunde des Verstorbenen sind uns die folgen-
den Notizen über Kopisch als Maler mitgetheilt worden; wir
glauben, sie unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen.

August Kopisch, dessen plötzlicher Tod die mannig-
fachsten Kundgebungen einer aussergewöhnlichen Theilnahme in
den weitesten Kreisen erregt hat, ist nicht allein durch seine
schriftstellerische, sondern auch durch seine künstlerische Thä-
tigkeit so bekannt geworden. Freilich begegnet man unter Künst-
lern öfters der Ansicht, nach welcher Kopisch nur als Dilettant
betrachtet wird; doch dulden seine Leistungen als Maler ein solches
Urtheil entschieden nicht. Er bestimmte sich früh speciell für die
Malerei, bezog im 16. Lebensjahre zu seiner künstlerischen Aus-
bildung die Akademie zu Prag, ging später zu demselben Zwecke
nach Wien und Dresden und dann nach Italien, wo er etwa
vier Jahre, mit künstlerischen Studien beschäftigt, verweilte.
Allerdings haben zwei Dinge ihn von der alleinigen Beschäfti-
gung mit der bildenden Kunst abgehalten: einmal sein Uebel an
der rechten Hand — in Folge eines Sturzes auf dem Eise —,
sodann seine ausgedehnten klassischen Studien, die er fortwäh-
rend zugleich betrieb. Aber dennoch hat Kopisch nie aufge-
hört, die Malerei als seine Aufgabe zu betrachten und sich zu
den Künstlern zu zählen. Vergegenwärtigen wir uns seine Ar-
beiten, mit welchen er seit einer Reihe von Jahren die hie-
sigen Kunstausstellungen beschickte; so werden wir den Grund
zu jenem Urtheil, welches ihm nicht unter den Künstlern, son-
dern unter den Dilettanten seinen Platz anweist, wohl angeben
können. Eins der ersten seiner Bilder, welches durch höchst
eigenlhümliche Auffassung allgemeine Aufmerksamkeit auf sich
zog, war „der Sonnenuntergang in den pontinischen Sümpfen".
Es ist dies eine Landschaft mit so feurigrothem Himmel und glü-
henden Reflexen auf jedem Halme der sumpfigen, durch die Win-
dungen eines Flusses und viele Gräben durchschnittenen Ebene,
dass wir durch die Intentionen dieses Bildes nur an einen
Maler der neueren Zeit, der solche Auffassungen gezeigt hat,

IV. Jahrgang.

an Eduard Hildebrandt erinnert werden. Der wesentliche Un-
terschied zwischen diesem und Kopisch hierbei ist der, dass
Hildebrandt mehr Meister seiner Kunst ist, um solche Stoffe
bewältigen zu können. Dem Streben nach dem Aussergewöhn-
lichen begegnen wir bei Kopisch überall, auch auf den anderen
Gebieten scinsr Thätigkeit. Aber, wiewohl ein solches Streben
sehr wohl einer künstlerischen Natur conform ist, so ist es er-
fahrungsmässig doch zugleich häufig ein Kennzeichen unterge-
ordneter Talente oder des Dilettantismus. Das erwähnte Bild,
um bei diesem stehen zu bleiben und daran unsere Ansicht zu
entwickeln, giebt uns indess nicht Veranlassung, in dem Stre-
ben des Malers ein solches Kennzeichen zu finden, wohl aber
bietet es Gelegenheit, dergleichen darin zu suchen. Die Mo-
tive zu dieser Landschaft nämlich, die im Mittelgrunde stehende
umlaubte Ruine, das in der Ferne sichtbare Vorgebirge der Zau-
berin Kirke, monte circello, die den FIuss durchschwimmende
Bülfelheerde, darum die Ruhe der weiten, saftigen Grasfläche,
bieten ein so poetisches Ganze, dass wir ihm die künstlerische
Conception nicht absprechen dürfen. Dagegen zeigt sich in der
Technik nicht der Grad der Ausbildung, der namentlich bei den
Beleuchtungs-Effeklstücken erforderlich ist. Aber selbst in diesen
Mängeln war Kopisch so geistreich, dass mancher Künstler ihm,
trotz grösserer technischer Ausbildung, nachstand. Uebrigens
hat gerade das erwähnte Bild doch solchen Beifall gefunden,
dass Kopisch es mehrmals auf Bestellung copirt hat. Eine die-
ser Copieen befindet sich in Sanssouci. Seine anderen Bilder,
der Wasserfall von Terni, der Golf von Neapel, die blaue Grotte,
Mondschein an der Küste gegenüber dem Vesuv (aus einer be-
leuchteten Grotte gesehen), eine Aussicht über Potsdam, zur
Zeit des grossen Kurfürsten, eine Landschaft mit Nilpferden,
unter dem Titel Afrika, eine ovale, sicilianische Küstenland-
schaft, sind fast alle in dem Charakter der erstangeführten, mit
der Absicht auf ungewöhnliche Lichteffekte, gemalt. Indem wir
hier ganz übergehen, was sich principiell gegen diese Richtung
im Allgemeinen sagen lässt, müssen wir noch einer seiner Land-
schaften erwähnen, in welcher er freilich auf dem gefährlichen
Fusssteige zwischen dem Sublimen und Sonderbaren einen of-

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