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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 4.1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.1197#0293
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Itaftfdßs

Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

JSunftMfltt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Kugler in Berlin

JJf 32.

Unter Mitwirkung von

■ Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase
in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. P. Eggers in Berlin.

Sonnabend, den 5. August.

1853.

3nljalti Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von Albert Eichhorn. (Fortsetzung.) — Kaulbach's neue Friescompositionen. Fr.
Eggers. (Fortsetzung) — Statue des Bürgermeisters Franke von Magdeburg von Gustav Bläser. Fr. Eggers. (Mit Abbild.) — lieber einen
Theil der ältesten niederländischen und deutschen Bilder in der Sammlung des Hrn. Stadtbaumeisters Weyer in Cöln. M. Unger. (Schluss.) —
Lithographieen aus dem Verlage von F. Hohe und Ä. Brngger in München. E. Pauli.

Beiblatt- Versteigerung der B. Sprickmann-Kerkerinck'sehen Sammlung. — Zeitung. Berlin. Thorn. Düsseldorf. Aachen. Fulda. Weimar.
Nürnberg..— Kunstvereine. Uebersicht der gegenwartigen und nächsten Ausstellungen. — Auswahl von Neuigkeiten des deutschen Kunslhan-
dels. — Berichtigungen. -—Bekanntmachung der Akademie von Mailand. — Versteigerung von Kunstsachen.

Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfanden von
Albert Eichhorn.

(Fortsetzung.)

Die Erfordernisse einer guten Technik für Wandmalerei

mit einem geschichtlichen ITeherhlick des bis jetzt darin

Geleisteten.

JL/ie Ansprüche, welche man überhaupt an eine gute Art
der Malerei zu machen berechtigt ist, müssen noch in einem
viel erhöhterem Grade an die Wandmalerei gemacht werden,
sowohl in ästhetischer als technischer Beziehung; in so fern
nämlich die Wandmalerei vorzugsweise den monumentalen Zwek-
ken der Malerei dient. Diese Anforderungen möchten sich haupt-
sächlich in Folgendem darstellen.

Die erste und wesentlichste Bedingung, welche eine gute
Art der Wandmalerei zu erfüllen hat, ist die, dass sie es ge-
statte, des Künstlers Conceptionen, seine Gedanken und Em-
pfindungen möglichst leicht ausdrücken zu können. Die Blei-
gewichte einer schwierigen Farbentechnik dürfen nicht zu schwer
an seinen Flügeln hängen. Das Gesetz, das ihm seine Technik
vorschreibt, darf ihm nicht die Fesseln des Sclaven anlegen.
Die Behandlung muss eine möglichste Freiheit gestatten. Es
muss dem Künstler ferner frei stehen, ein momentanes Irren
widerrufen, die Vervollkommnung seines Ausdrucks herbeifüh-
ren, Missrathenes verbessern oder eine gewaltsame Verletzung
des Bildes wiederherstellen zu können.

Die erste Bedingung einer guten Art der Wandmalerei
ist daher:

„ Leichtigkeit in Behandlung der Farbengebung und Möglich-
keit der Lasur, Retouche und Restauration."
Die zweite Hauptbedingung, welche eine gute Technik der
Wandmalerei zu erfüllen hat, ist die, dass sie in den Bauwer-
ken, mit denen sie ursprünglich verbunden wurde, fortzuleben
fähig sei. Sie tritt hier als Ornament in höchster Bedeutung
des Worts auf und darf als solches dem Zahn der Zeit nicht

IV. Jahrgang.

eher unterliegen, als das Bauwerk selbst. Sie muss fernerden
so erzeugten Produktionen der Kunst auch die Unveränderlich-
keit der Farbengebung sichern, also weder ein Verbleichen,
noch Verdunkeln der Farben, kein Trübewerden, Reissen oder
Springen derselben gestatten und endlich, als Bildkörper be-
trachtet, eine gehörige Härte und Festigkeit besitzen, um selbst
gewaltsamen Zerstörungen einigermaassen Widerstand leisten
zu können. Die zweite Hauptbedingung, welche daher eine
gute Technik der Wandmalerei zu erfüllen hat, ist:

„Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit der Farbengebung."
Diese beiden Hauptbedingungen aber:

1. Leichtigkeit in Behandlung der Farbengebung und Mög-

lichkeit der Lasur, Retouche und Restauration;

2. Dauerhaftigkeit und Unveränderlichkeit der Farbengebung,
gerathen fast bei allen Arten der Malerei überhaupt mit einan-
der in Conflict, indem die eine leichte Ausführung gestattenden
Malweisen, wie Wasserfarben oder Aquarell, Leimfarben oder
Gouache, sehr der Veränderlichkeit und Zerstörung unterworfen
sind, während die mehr auf- die Daner berechneten Techniken
der Malerei, wie die Oelmalerei, Freskomalerei, Wachs-, Glas-
und Porzellanmalerei, mehr oder weniger mitUeberwindung einer
schwierigen Behandlungsweise verbunden sind.

Als obigen beiden Hauptbedingungen am meisten entspre-
chend hat sich bis jetzt die Oelmalerei bewährt. Sie besitzt
bei richtiger Anwendung eine grosse Dauer und unbestritten
die umfangreichsten Mittel; ihr stehen in ununterbrochener Folge
die Erfahrungen von Jahrhunderten zu Gebote. In so fern sie
nun fast ausschliesslich als Kunstmalerei angewendet wird, so
liegt schon hierin der beste Beweis ihrer Vortrefflichkeit.

In Anerkennung dessen ist es daher sehr einleuchtend, dass
Künstler und Kunsttechniker sich bemüht haben, die Technik
der Oelfarben auch auf Wandflächen anwendbar zu machen.
Wir glauben nicht zu irren, wenn wir behaupten, dass die
Fernbach'sche Enkaustik, ebenfalls von diesem Gesichtspunkte
ausgehend, ihre spätere Vervollkommnung erreichte.

Die Freskomalerei oder die mittelst Kalkwasser-Farben auf
frischen Kalkmörtel getragene und so mit diesem verbundene

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