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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 4.1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.1197#0421
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Ifeutfdii*

Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

üunftblatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt —■ Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf
in Berlin — Förster in München — Eitelberger V. Edelberg in Wien

■herausgegeben von Dr. P. Eggers in Berlin.

J& 45.

Sonnabend, den 5. November.

Schnaase

1853.

3rthatt: Die Einweihung des Lessingdenkmals in Braunschweig. — Bau-Sagen. F. Kugler. V. Von der Gründung der Stadt Kairo. VI. Von der
Wasserleitung zu Kairo. — Mittelalterliche Wandmalerei in Westfalen. W. Lübke. (Schluss.) — Eunstliteratur. Die romanischen Dome des
Mittelalters zu Mainz, Speyer und Worms, kritisch untersucht und historisch festgestellt durch Fr. v. Quast. K. Schnaase. — Zeitung. Berlin.
Rom. Neapel. Florenz. —- Briefwechsel.

Die Einweihung des Lessingdenkmals in Braunschweig.

JJjinen nach dem andern von den Pflegern seiner Sprache
und Poesie, von den Trägern seiner Gedanken, Iässt unsere Nation
doppelt wiederauferstehn, einmal, indem sie neue Ausgaben ihrer
Schriften fordert oder das Dargebotene dankbar annimmt, dann
indem sie im Verein mit den Fürsten die Bildnisse ihrer Lieb-
linge aufrichtet.

Charakteristisch ist das äussere Auftreten jener neuen Aus-
gaben. Der populärste von Allen, Schiller, schuf ein eigenes
bequemes Format und wanderte damit in jedes Haus, in jede
Familie. Goethe und Herder kamen hinterdrein im Schiller-
rocke. Jener erfährt aber daneben jetzt noch eine sehr vor-
nehme und stolze Ausgabe. Jean Paul erschien ausser in einem
neuen Kleide auch in einer kleineren Auswahl seiner Werke,
was auch bezeichnend ist. Lessing feierte seine neue Auf-
erstehung unter Beihülfe Lachmann's, des bewährten und
scharfen Kenners unserer Sprache, eine — man möchte sa-
gen — gepanzerte Ausgabe, keck und mit grosser Schrift.
Wenden wir uns zu den Standbildern, so machte auch hier
Schiller den Anfang. Nachdem ihm (1839) in Stuttgart ein
Denkmal gesetzt war, stellte König Ludwig Jean Paul in Bai-
reuth auf (1841), Frankfurt seinen Goethe (1843). Die Nation
errichtete dann das Standbild Herder's in Weimar (1850). Dass
Schiller und Goethe dort an dem Heerd ihres Wirkens noch ein-
mal zur Aufstellung gelangen werden, ist bekannt. Für Wieland
geht eben der Säckel durch die Lande um und Lessings Bild-
säule ist jetzt am 29. September zu Braunschweig enthüllt worden,
nachdem er schon, von Rauch's Meisterhand gefertigt, am Frie-
drichsdenkmal die Enthüllung desselben am 31. Mai 1851 ge-
theilt hatte.

Den ersten Anstoss zu dem hier in Rede stehenden Denk-
mal verdankt man den unablässigen, auch im Verlauf der An-
gelegenheit niemals ermüdenden Anstrengungen des Doctor Karl
Schiller in Braunschweig. Dieser in der Geschichte der
Kunst wohlbewanderte, auch allen Freunden mittelalterlicher
Kunst, als deren Conservalor in den Braunschweigischen Lan-
den, wohlbekannte Gelehrte ist zugleich einer der eifrigsten

W. Jahrgang.

Kenner und Sammler auf dem Felde unserer Nationalliteratur.
Mit der grössten Sorgfalt forschte er nach dem Grabe des am
15. Februar 1781 in Braunschweig verstorbenen grossen Mannes,
dem diese Zeilen gewidmet sind. Er entdeckte es glücklich,
gab Veranlassung zur Erhaltung und fasste die Idee zu einem
Denkmal. Im Jahre 1834 hatte er den noch in Braunschweig
bestehenden „Kunstklubb" gestiftet, der nun auf seinen Gedan-
ken mit Freude einging und zu dessen weiterer Ausführung
einen Ausschuss wählte, der aus Schiller selbst, dem Dr.
phil. Schröder und dem Architekten Krähe bestand und sich
ausserhalb des Kunstklubbs durch den Staatsminister v. Schlei-
nitz, den Geh. Hofr. Prof. Petri, den Stadtdirektor Bodo und
den Generalmajor v.Erichsen ergänzte. Alle diese Männer ha-
ben auf eine dankbar anzuerkennende Weise mitgewirkt, allein
die Seele des Ganzen blieb der zum Sekretär erwählte Schiller.

Die Aufforderung zu Beiträgen beschränkte sich Anfangs
auf das Herzogthum Braunschweig welches sich wohl als Les-
sings zweites engeres Vaterland betrachten darf, da der Dichter
sich dort in Folge seiner Anstellung an der Wolfenbütteischen
Bibliothek häuslich niedergelassen, eilf Jahre dort gelebt und
auch seine Ruhestätte in Braunschweig gefunden hat. Diese
Sammlung zeigte sich aber nicht hinlänglich wirksam und da
mit der neuen Ausbreitung seiner Schriften die Verehrung ge-
gen Lessing, damit aber auch die Ansprüche an das ihm zu
errichtende Denkmal wuchsen, so ergingen im Jahre 1837 Auf-
forderungen an ganz Deutschland zur Spendung von Beiträgen.
Auch die Fürsten Deutschlands wurden besonders gebeten, und
auf 34 Bittgesuche gingen vier zum Theil wahrhaft erhebende,
von Beiträgen begleitete und vier abschlägige Antworten ein.

Für die deutschen Bühnen, die Lessings Dichtungen und
seiner Kritik so unendlich viel verdanken, konnte man die Be-
theiligung fast eine Pflicht nennen; es wurde jedoch die zu-
erst ergangene allgemeine Aufforderung nur von der hiesigen
Hofbühne durch ein am 9. August 1842 veranstaltetes Benefiz
berücksichtigt, die auf ein ferneres gegebene Anwartschaft sieht
dem Erfolge noch entgegen. Später ergingen an 28 andere
deutsche Bühnen besondere Auiforderungen, denen in Berlin,
Dresden, Hannover, Leipzig, München und Weimar durch Be-
nefize entsprochen wurde, 16 haben gar nicht geantwortet, die

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