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zu Frommels Aetna hat er die Figuren geliefert. Ausser die-
sen fertigte er für Professor Rauch dessen in Nürnberg aufge-
stellte Statue Albrecht Dürers, für den Albrecht Dürer-Verein
in Nürnberg die Madonna mit dem Kinde nach L. da Vinci und
für das k. k. Ministerium des Innern eine Allegorie auf die Er-
ziehung, Schule und Wohlthätigkeit nach R. Langer. Zu den
bedeutendsten Werken unseres Meisters gehören: Ludwig L,
König von Bayern, im Krönungsornat nach Stieler, die vier
Apostel nach Dürers berühmten Gemälden in München und Nürn-
berg (der Kopf des Paulus erschien besonders gestochen), das
Grabmal des heil. Sebaldus von Peter Vischer, Kaiser Carl der
Grosse, nach dem berühmten Bilde Albr. Dürers in der Nürn-
berger Galerie, und Paulus in Ephesus nach Le Sueur's Gemälde
im k. Museum des Louvre. An letzterem Bilde hat unser Mei-
ster über acht Jahre gearbeitet und es leider nicht vollendet.
Zu dem Blatt „das Sebaldusgrab" müssen wir noch bemerken,
dass Reindel nicht nur, wie oben bemerkt, die zwölf Apostel,
■sondern auch die Statue des heil. Sebaldus, die des Peter Vi-
scher und vier Basreliefs,an dem Grabmal besonders gestochen
hat, welche in gesonderten Sammlungen herausgegeben wor-
den sind.

Von der altdeutschen Malerei wendete sich Reindel auch
zu den Werken der alten deutschen Baukunst und fertigte eine
grosse Zeichnung der St. Lorenz-Kirche und eine colorirte
Zeichnung des damals sehr schadhaft gewordenen, schönen Brun-
nens auf dem Marktplatz in Nürnberg an. Diese Zeichnung
wurde die Veranlassung, dass ihm die Restauration dieses Brun-
nens übertragen wurde. Er unterzog sich dieser Arbeit vom
Jahre 1821 — 24 mit der ihm eigenen Gründlichkeit und Aus-
dauer und erhielt zur Anerkennung seiner Verdienste die Me-
daille des bayer. Civilverdienstordens. In gleicher Weise hat
er mit vielem Glück die protestantische Hauptkirche und die
israelitische Synagoge in Fürth restaurirt, und die Ausführung
des Denkmals, welches dem Burggrafen von Nürnberg, Frie-
drich III., in der Kirche zu Kloster Heilbronn errichtet wurde,
geleitet.

Auch auf dem literarischen Gebiete hat er sich versucht,
indem er Thibaut's Perspective lineaire, herausgegeben von Cha-
puis, übersetzte. Original und Uebersetzung erschien bei Schräg.

Einen grossen Theil seiner Zeit und Kraft nahm die Nürn-
berger Kunstschule in Anspruch.

Bald nach seiner Zurückkunft nach Nürnberg übernahm er
das Directorium der damaligen Maler-Akademie, welche im
Jahre 1819 nach seinen Vorschlägen verbessert und erweitert
wurde, den Namen Kunstschule und später den Namen Kunst-
gewerbschule erhielt. Er leitete die Anstalt mit grosser Um-
sicht, wusste ihre Attribute und Sammlungen bedeutend zu ver-
mehren, ertheilte in einigen Fächern selbst Unterricht und lei-
tete namentlich die Zeichnungen nach dem lebenden Modell.
Durch diese Anstalt wirkte er wesentlich auf die Kunstleistungen
in Nürnberg ein. Er wusste mit strengem Ernst die freund-
lichste Milde zu paaren und war von seinen Schülern aufs in-
nigste geliebt und verehrt. Nachdem sie längst aus seinem Un-
terricht getreten waren, blieb er ihnen Freund und Berather
und hat viele derselben durch seine vielvermögende Fürsprache
und Empfehlung zu lebenslänglichem Danke verpflichtet. Dies
gilt besonders von denjenigen, welche er in seinem eigenen
Atelier bildete und deren Leistungen ein rühmliches Zeugniss
von seinem Lehrtalent ablegen. Wir nennen die bereits ver-
storbenen Weber, Buser, Zwinger, und die noch'lebenden Wal-
ther, Wagner, Enzingmüller, J. G. Wolf, Perlberg, v. Stadler,
Serz u. A. Neben der Leitung der Kunstschule wurde ihm zu-
gleich unter dem Titel eines Conservators die Aufsicht über
die städtischen und königlichen Bildergalerien in Nürnberg über-

tragen, und auch zu ihrer Hebung wusste er mit eben so vieler
Einsicht und Geschick, als stätiger, ruhig fortschreitender Für-
sorge und Thätigkeit zu wirken. Die Akademie der Künste und
Wissenschaften in München ernannte ihn zu ihrem Ehrenmitgliede.
Reindel zeichnete sich auch als Mensch aus. Er war
für alles Wahre und Gute erwärmt und zeugte dafür mit Wort
und That. Pflicht und Recht galt ihm über Alles. Um seinem
vielseitigen Berufe völlig zu genügen, lebte er in gänzlicher
Zurückgezogenheit von den Zerstreuungen und Freuden des
Lebens. Nur im engeren Zirkel erwählter Freunde oder im
Kreise seiner Familie, die er mit aller Liebe umfasste, gab er
sich ungeheuchelter Heiterkeit hin. Sein ganzes Leben athmete
Wohlwollen und Menschenfreundlichkeit. Seine Freunde durften
unwandelbar auf ihn bauen, und wer seines Rathes, seines Bei-
standes, seiner Hülfleislung bedurfte, der fand ihn stets dazu
willig bereit. Er wusste sich selbst zu beherrschen und jede
leidenschaftliche Aufwallung fern zu halten, und bethätigte in
allen Verhältnissen die Ruhe und Würde des Weisen. Seine
ganze Persönlichkeit halte eben so viel Achtunggebietendes als
Verlraueneinflössendes. Mit dem Selbstgefühl, zu welchem seine
Talente und Leistungen ihn berechtigten, verband er die an-
spruchloseste Bescheidenheit und erkannte mit gerechter Wür-
digung und ehrender Anerkennung fremde Verdienste an. Dafür
erfreute er sich der allgemeinen Verehrung und Liebe seiner
Kunslgenossen und seiner Mitbürger. Die Letzteren bekundeten
dieselbe dadurch, dass sie ihn dreimal nach einander in das
Collegium der Gemeindebevollmächtigten wählten. Achtzehn Jahre
lang diente er in diesem Collegium den Interessen der Stadt,
liess auch in diesem Verhältnisse nie von Gunst oder Ungunst
sich leiten, wusste das Wahre sicher zu treffen und folgte auch
hier einzig der Stimme der Pflicht und des Gewissens. Ein
Anfall von Grippe machte nach wenigen Tagen seinem Leben
ein Ende. D. E. Ii.

Aus Düsseldorf.

Auf unserer permanenten Ausstellung sind die Leistungen
im Landschaftsfache noch immer die hervorragendsten. Den
besten, früher genannten reiht sich vollkommen ebenbürtig ein
„Sommerabend im Park" von Wille an, ein Bild von ebenso
poetischer Auffassung, wie meisterhafter Durchführung. Der
Strahlenkampf zwischen untergehender Sonne und aufgehendem
Monde, der in Luft und Wasser, wie auf den Blätterwänden
mächtiger Eichen den günstigsten Tummelplatz findet, gewährt,
wo er noch unentschieden, den interessantesten Anblick, wo
er zu mildem Dämmerlicht sich besänftigt, den wohlthuend-
sten Eindruck. Die Gefahr, in Künstelei zu verfallen, die bei
Durchführung einer solchen Aufgabe nahe lag, ist durchaus ver-
mieden und überall dem wahren, ernsten Zwecke der Kunst
genug gethan. — A. Achenbach giebt von Neuem eine Art
Scheveninger Strand, die weit in den Hintergrund zurückwei-
chende, gekräuselte Meeresfläche: ein Bild von überwältigender
Wirkung. — Zwei treffliche Bilder sind auch die Landschaften
von Michelis und Weber, voll frischen Waldduftes und
stillen, unentweihten Lebens; ähnlich eine kleine Landschaft
von L es sing, eine norddeutsche Gegend darstellend. Ueber
das Gewöhnliche erhebt sich auch ein „norwegisches Hochge-
birge" von Bagge, wirksam in der Zusammensetzung und glän-
zend in der Farbe.

Als seltene Erscheinungen begegneten in der letzten Zeit
uns zwei historische"Bilder, eine Scene aus der französischen
Revolution von TousSaint und eine andere aus dem dreissig-
jährigen Kriege von Seil; ebenso zwei Darstellungen aus der
kirchlichen Malerei, die „heil. Cäcilie" von A. Müller und
 
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