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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 4.1853

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https://doi.org/10.11588/diglit.1197#0475
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Zeitung

für bildende Kunst und Baukunst.

JSunftMatt

Organ

der deutschen Kunstvereine.

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaasc
in Berlin — Förster in München — EiteZberger v. Edelberg in Wien

herausgegeben von Dr. P. Eggers in Berlin.

Jl?51.

Sonnabend, den 17. December.

1853.

3nhalt: Theodor Valerio's Aquarelle und Radirungen. Frenzel. — Der Dom zu Eichslätt. C. Becker. — Kunstliteratur. Die Bronzethüre des
Domes zu Augsburg von Dr. Franz Joseph v. Allioli. Ernst Förster. — Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte von Franz Kugler.
W. Lüblie. — Lithographie. Kinderhimmel von Gust Süss. II. Weiss. — Zeitung. Berlin. Liegnitz. Dresden. München. Nürnberg. Brüssel.
Rom. — Kunstvereine. Die Direction des Kunstvereins in Bremen über das Looff-Eggers'sche Project. — Zur Nachricht an unsere Leser.

Theodor Valerio's Aquarelle und Radiningen.

Ti

heodor Valerio aus Paris, schon früher bekannt als
tüchtiger Künstler in der Aquarellmalerei, worin er treffliche
und mit ausserordentlicher Kraft vollendete Genregemälde lie-
ferte, bereiste seit einigen Jahren Deutschland.

Nach längerem Aufenthalt in Dresden, wo er ausgezeich-
nete Studien in der k. Gemäldegalerie fertigte, begab er sich
nach Wien. Dort war es, wo die Neigung des Künstlers zur
Auffassung des verschiedenartigen nationalen Lebens, (las sich
ihm hier zeigte und worin Wien ein eigenthümliches Charak-
terbild durch die vielen Nationalitäten der Monarchie darbietet,
aufkeimte.

Er bereiste die ungarischen Kronländer in den verschie-
denen Comitaten und Kreisen, von dem eultivirtesten Theile des
Reiches an bis an die türkische Grenze, wo er die mannichfal-
tigen, reich abwechselnden Charaktere des eigenfhümlich Na-
tionalen kennen lernte.

Obgleich die Schreckenszeit der Revolution in Ungarn vor-
über war, so zeigten sich hier und da noch einzelne Spuren
der Zerstörung, nicht allein in den Oertlichkeiten, als auch in
dem moralischen Wesen einzelner der entfernteren und zer-
streuten Einwohnerschaflen, wodurch der Künstler, wiewohl er
durch die k. k. Oberbehörden den besten Schutz und die grössle
Vergünstigung genoss, dem ohngeachtet manchen grossen Un-
annehmlichkeiten ausgeselzt war, zumal er auch die dortige
Landessprache wenig oder gar nicht kannte.

Ohne alle diese Beschwerlichkeilen der Reise und alle Ent-
behrungen zu achten, liess er sich nicht abhalten, seinen Plan
durchzuführen, und es gelang ihm, bei dem ausdauernden Fleiss
ein reich gefülltes Portefeuille der verschiedenartigslen Studien
als die Früchte seiner Thätigkeit zusammenzubringen, Gegen-
stände, welche ein doppeltes Interesse darbieten, da sie ein-
mal rein künstlerischer Natur sind, andererseits dem Gebiet der
Wissenschaft der Ethnographie in der Darstellung der verschie-
denen Völkerstämine angehören.

Bei des Künstlers Rückkehr nach Wien beeiferten sich die
dortigen Kunstfreunde und Notabililäten, eine grosse Zahl aus-

IV. Jahrgang.

geführter Blätter jener Volksdarstellungen für ihre Albums oder
Portefeuilles zu .erwerben, wodurch der Künstler auf längere
Zeit reichlich beschäftigt ward.

Doch dieses nicht allein füllte seine Zeit, er fasste den
Entschluss, einen Theil seiner charakteristischen Studien durch
die Radirnadel zu bearbeilen, wo er das Malerisch-Originelle
jener Volksbilder, besonders aus der ungarischen Nation in
trefflich geordneten Gruppen oder einzelnen Figuren darstellte.

Unter dem Titel: „Souvenir de la Monarchie Autrichierme"
vollendete der Künstler bei seiner Rückkehr nach Dresden das
lste Heft mit 6 Blatt Radirungen ungarischer Nationalitäten
welche folgende Darstellungen enthalten:

1. Eine junge Frau von Arockszallas; sie ist in reicher
Pelzkleidung, das Gebelbuch in der Hand und von sehr feinem
Charakter.

2. Ein junger Slawake von Tyrnau.

3. Ein Schäfer mit seiner Heerde an der Pusta.

4. Gruppe von zwei angelnden Fischern in einem Kahne
an den Ufern der Theiss.

5. Ein Hirt (Kondas) oder Schweinhüler an der Theiss.

6. Ein Gulyas oder Ochsenhirt mit seiner Heerde, aus dem
Pesther Comitate.

Sämmtliche Blätter sind in kl. Fol.-Format und vier noch
folgende Hefte werden die erste Abtheilung bilden.

Ein ausserordentlich treuer und wahrer Charakter herrscht
in der Zeichnung dieser Blätter, man möchte sagen, der Künstler
lauschle jenen Naturen das Originelle bis ins Kleinste ab. Er
legte zugleich das Feine und Zarle eines ausgeführten Bildes
in seine Radirung, da er Geschmack und fleissige anspruchs-
lose Vollendung durch die Nadel und durch das Aetzen, so
wie durch die Behandlung mit der kalten oder trocknen Nadel
in der trefflichsten Betonung vereinigle, wodurch nächst dem
Geist der Auffassung vieles im Geschmack der Rembrandtschen
Radirungen erscheint. Denn in den dunkeln Tönen verbindet
sich das tiefe Farbige und Sammetarlige zu einer herrlichen
Wirkung, im Einklang mit den grauen Tönen des Helldunkels.

Der Künstler hat bestimmt, keine zu grosse Zahl der Ab-
drücke von den Platten machen zu lassen, um jene Blätter nicht
in geringen, abgenutzten Drucken zu überliefern, wo natürlich
Wmm
 
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