188
Heilung.
rE Der Dr. Joh. Christ. Elster, Verfasser eines Werkes über
„die höhere Zeichnenkunst", welches im vorigen Jahrgange des D. Kunstblattes
S. 377 eine sehr günstige Beurtheilung fand, ist Plötzlich in Helmstädt gestor-
ben. Er war mit der Herausgabe seiner lateinischen und deutschen metrischen
Uebersetznng von des Appnlejus „Amor und Psyche" aus dem „goldenen Esel"
beschäftigt und hatte eben den lOten Druckbogen corrigirt, der die Ueberschrift:
„Psyche's Auffahrt zum Himmel" hat. Das Werk wird demnächst bei Rud.
Weigel in Leipzig erscheinen und von diesem mit beigegebenen Illustrationen
nach Rafael u. A., so wie mit einer Composition von der Hand Rudolph
Elster's, Sohnes des Verstorbenen, geschmückt sein.
*ch*M1ieN, im Mai. Trotz dem nahen Kriegsgetümmel und der Furcht
vor gewaltigen Ereignissen, welche die Kunst leicht in den Hintergrund drängen
können, ist es in unserem Kunstlebeu nicht ganz todt, nicht so stille, als in den
Friedensjahren vor 1848. Die Modellirung der Reiterstatne des Erzherzogs
Karl, welche dem Bildhauer Fernkorn anvertrant ist, schreitet rüstig vorwärts;
es ist nicht unmöglich , das; das ganze Modell bis im Spätherbste im Thon
vollendet ist. H. Gasser's Wielandstatue wird demnächst nach München in die
k. Gießerei und eine für den Fürsten Schwarzenberg in Lebensgröße gearbeitete
Madonna mit dem Jesuskinde nach Böhmen wandern. Auch zur Ausschmückung
der Lerchenfelder Kirche mit Fresken werden die Gerüste aufgerichtetz in den Ateliers
der beschäftigten Künstler wird an den Kartons gearbeitet. Prof. Bl aas ist
nebenbei noch mit Kartons für die Fother Kirche *) beschäftigt; sie sollen noch
im Laufe dieses Sommers al freseo ausgeführt werden, . Auch aus anderen
Gegenden der südöstlichen Donauländer kommen unseren Künstlern Aufträge, so
den Professoren Rösner und Kupelwieser ein großartiger Altar für die
Kathedrale in Kalocza, und dem erstgenannten Künstler der Bau einer Kirche in
Syrmien. — Die letzten Feierlichkeiten haben Künstler nur sehr wenig beschäf-
tigt; am thätigsten waren jene, welche, wie Prof, van der Nüll, mit Zeich-
nungen für die prachtvollen Kapseln der Adressen beauftragt wurden. Bon Bild-
hauern war allein H. Gasser beschäftigt, und zwar mit einem Genius der Stadt
Wien, welcher oberhalb des Kärnthnerthores ausgestellt wurde.
Ein großartiger Auftrag ist den Professoren van der Nüll und v. Si-
cardsburg zu Theil geworden — die Entwersnug von Plänen für ein neues
Universitätsgebäude. Dieses soll ans dem Glacis der Alservorstadt in der Nähe
des sogenannten Schwarzszainerhanses aufgesührt werden.
Unter den Architekten herrscht auch sonst eine lebhafte Bewegung, welche
durch den Konkurs der Votivkirche angeregt wurde. Man erwartet eine zahl-
reiche Betheilignng deutscher Künstler, wenngleich der Termin sehr kurz- ist, und
die Bedingungen so allgemein gestellt sind, das; über manche weseMiche Punkte
Ungewißheit und Unsicherheit selbst in hiesigen Künstlerkreisen herrscht.
*) Foth ist der Name eines Dörfchens in der Nähe von Pesth, wo Gras
Karoly eine prachtvolle Grnftkirche von dem Pesther Architekten Hild er-
bauen ließ. -Ten erani liefert die Skulpturen; der Ban und die Ausschmückung
kosten dem ebenso kunstsinnigen als reichen Grafen mehr als eine halbe Million
Gulden E.-M.
Angenehm wurde mau durch (in Alt-Oesterreich nicht üblichen) Auszeich-
nungen an Künstler überrascht, welche denselben bei Gelegenheit der Vermählung
des Kaisers zu Theil wurden. Die Professoren van der Nüll, v. Sicards-
burg, I. N. Geiger, der Sekretair der Akademie, in Venedig Architekt P. Sel-
vatico und der.Architekt Kranner wurden dekorirt. Auch wird in den An-
nalen Oesterreichs ausgezeichnet werden, das; das allerhöchst genehmigte Volkslied
die Verse ausgenommen hat:
Mit des Geistes heil'gen Waffen
. Siege Kunst und Wissenschaft!
Dieser Verse allein halber, durch welche Kunst und Wissenschaft als eine Macht
in Oesterreich anerkannt worden sind, hätte der Dichter des Volksliedes, Herr
I. G. Seidl, den Franz-Josephs-Orden verdient. — Einen minder günstigen
Eindruck haben die bei dieser Gelegenheit veröffentlichten Medaillen und Denk-
münzen gemacht. Bei den letzteren wurden theilweise Medailleure beschäftigt,
die unserer Meinung nach nie dazu hätten berufen werden sollen; überdies sind
die Denkmünzen (Gulden- und Zwei-Gulden-Stücke) so schlecht geprägt, wie nur
immer möglich. Desto prachtvoller wird das Gebetbuch, welches die Akademie
der Kaiserin überreichen wird, ein wahres Mnsterstück in Geschmack. Auch das
Künstleralbum, das mehr als hundert Zeichnungen, Aquarelle rc. enthalten wird,
dürfte nicht unwürdig der hiesigen Künstlerschast werden, besonders wenn eine
strenge Sichtung und Ausscheidung des Mittelmäßigen, das sich hier so breit
macht, eintritt.
Die Betheilignng unserer Künstler bei der Münchener Ausstellung dürfte
nicht unbedeutend werden, so weit sich die Sache jetzt voranssehen läßt. In
Mailand wird wieder an- dem Cenacolo von Leonardo da Vinci ein Resiaura-
tionsversnch gemacht. Direktor Böhm und Custos Engert sind jetzt dort, um
die vorgeschlagenen Mittel zu prüfen.
Die Kunstausstellung in Magdeburg
ist am 8. April c. eröffnet und wird gegen Mitte Mai geschlossen werden; der
Katalog weiset 541 Gemälde lt. s. w. nach. Unter den größeren Figurenbildern
stehen entschieden obenan: C. Hübner's „Rettung aus der Feuersbrunst", dann
S. Diez „armes verlassenes Weib", Reichert'S „Blendung Arthurs", daneben
eine „Magdalena" in Doppelbeleuchtnng von Maes, Morhag en's „Landleben
am Comersee", und unter den Genrebildern ist van Schendel's „Scene bei
einer Geflügelhändlerin" das schönste und meisterhafteste. Von den Landschaften
schätzt man am höchsten „Schluß eines italienischen Kirchweihfestes" von O. Achen-
bach, „Mondscheinbild", „Wald nach dem Gewitter" von Jab in, dann die von
W. Schirmer, Scheuren, W. Klein, nicht minder aber eine norwegische
Gebirgslandschaft von U. Leu. Unter den Architekturen treten vorzugsweise
hervor als besonders meisterhaft und vollendet die von Neher und Bossuet,
dann die von Hasenpslug und Talke. Der Verkauf gestaltet sich täglich
günstiger._^ .
Berichtigung.
In dem Berichte aus Wien in Nr. 17. S. 152. Sp. 2. Littet man zu
lesen: Karajan st. Karagan — Salm st. Solm — Camesina st. Cauresina.
Der Knustverein zu Frankfurt out Main
beabsichtigt, einen Kupferstich oder eine Lithographie znr Bertheilnng an seine Mitglieder für die Jahre 1854 und 1855 anznlanfen.
Es werden daher alle diejenigen Künstler, welche im Stande sind, zn diesem Zwecke geeignete Platten dem Vereine in Vorschlag zu
bringen, hiermit eingeladen, alsbald ihre Anträge demselben einznsenden (pi\ Adresse: An den Knnstverein zn Franksnrt am Main).
Nach den Statuten des Vereins können nur solche Blätter berücksichtigt werden, welche noch nicht in die Oesfentlichkeit und
den Handel gelangt sind. Frankfurt am Main, im Mai 1854.
Die Direktion des Frankfurter Kmnstvereins.
Leipziger K u n st a u c t i o n.
Der Katalog der von dem verstorbenen Herrn Friedr. Jul. von Tschirschky, K. Sächs. Kriegsrath zu Dresden, mit ächt
ki'mstlerischer Anschauung, Liebe und Ausdauer gesammelten Aetznngen oder Radirungen berühmter holländischer, deutscher und anderer
Meister, unter welchen sich ein schönes Werk Dietrichs besonders anszeichnet, welche den 14. Zuni und folgende Tage zu
Leipzig öffentlich versteigert werden, ist durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen.
Rudolph Wcigel.
Das Blatt erscheint wöchentlich einmal; Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In- n. Auslandes fnr den vierteljährlichen Preis von 1'Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen
an.
Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.
Heilung.
rE Der Dr. Joh. Christ. Elster, Verfasser eines Werkes über
„die höhere Zeichnenkunst", welches im vorigen Jahrgange des D. Kunstblattes
S. 377 eine sehr günstige Beurtheilung fand, ist Plötzlich in Helmstädt gestor-
ben. Er war mit der Herausgabe seiner lateinischen und deutschen metrischen
Uebersetznng von des Appnlejus „Amor und Psyche" aus dem „goldenen Esel"
beschäftigt und hatte eben den lOten Druckbogen corrigirt, der die Ueberschrift:
„Psyche's Auffahrt zum Himmel" hat. Das Werk wird demnächst bei Rud.
Weigel in Leipzig erscheinen und von diesem mit beigegebenen Illustrationen
nach Rafael u. A., so wie mit einer Composition von der Hand Rudolph
Elster's, Sohnes des Verstorbenen, geschmückt sein.
*ch*M1ieN, im Mai. Trotz dem nahen Kriegsgetümmel und der Furcht
vor gewaltigen Ereignissen, welche die Kunst leicht in den Hintergrund drängen
können, ist es in unserem Kunstlebeu nicht ganz todt, nicht so stille, als in den
Friedensjahren vor 1848. Die Modellirung der Reiterstatne des Erzherzogs
Karl, welche dem Bildhauer Fernkorn anvertrant ist, schreitet rüstig vorwärts;
es ist nicht unmöglich , das; das ganze Modell bis im Spätherbste im Thon
vollendet ist. H. Gasser's Wielandstatue wird demnächst nach München in die
k. Gießerei und eine für den Fürsten Schwarzenberg in Lebensgröße gearbeitete
Madonna mit dem Jesuskinde nach Böhmen wandern. Auch zur Ausschmückung
der Lerchenfelder Kirche mit Fresken werden die Gerüste aufgerichtetz in den Ateliers
der beschäftigten Künstler wird an den Kartons gearbeitet. Prof. Bl aas ist
nebenbei noch mit Kartons für die Fother Kirche *) beschäftigt; sie sollen noch
im Laufe dieses Sommers al freseo ausgeführt werden, . Auch aus anderen
Gegenden der südöstlichen Donauländer kommen unseren Künstlern Aufträge, so
den Professoren Rösner und Kupelwieser ein großartiger Altar für die
Kathedrale in Kalocza, und dem erstgenannten Künstler der Bau einer Kirche in
Syrmien. — Die letzten Feierlichkeiten haben Künstler nur sehr wenig beschäf-
tigt; am thätigsten waren jene, welche, wie Prof, van der Nüll, mit Zeich-
nungen für die prachtvollen Kapseln der Adressen beauftragt wurden. Bon Bild-
hauern war allein H. Gasser beschäftigt, und zwar mit einem Genius der Stadt
Wien, welcher oberhalb des Kärnthnerthores ausgestellt wurde.
Ein großartiger Auftrag ist den Professoren van der Nüll und v. Si-
cardsburg zu Theil geworden — die Entwersnug von Plänen für ein neues
Universitätsgebäude. Dieses soll ans dem Glacis der Alservorstadt in der Nähe
des sogenannten Schwarzszainerhanses aufgesührt werden.
Unter den Architekten herrscht auch sonst eine lebhafte Bewegung, welche
durch den Konkurs der Votivkirche angeregt wurde. Man erwartet eine zahl-
reiche Betheilignng deutscher Künstler, wenngleich der Termin sehr kurz- ist, und
die Bedingungen so allgemein gestellt sind, das; über manche weseMiche Punkte
Ungewißheit und Unsicherheit selbst in hiesigen Künstlerkreisen herrscht.
*) Foth ist der Name eines Dörfchens in der Nähe von Pesth, wo Gras
Karoly eine prachtvolle Grnftkirche von dem Pesther Architekten Hild er-
bauen ließ. -Ten erani liefert die Skulpturen; der Ban und die Ausschmückung
kosten dem ebenso kunstsinnigen als reichen Grafen mehr als eine halbe Million
Gulden E.-M.
Angenehm wurde mau durch (in Alt-Oesterreich nicht üblichen) Auszeich-
nungen an Künstler überrascht, welche denselben bei Gelegenheit der Vermählung
des Kaisers zu Theil wurden. Die Professoren van der Nüll, v. Sicards-
burg, I. N. Geiger, der Sekretair der Akademie, in Venedig Architekt P. Sel-
vatico und der.Architekt Kranner wurden dekorirt. Auch wird in den An-
nalen Oesterreichs ausgezeichnet werden, das; das allerhöchst genehmigte Volkslied
die Verse ausgenommen hat:
Mit des Geistes heil'gen Waffen
. Siege Kunst und Wissenschaft!
Dieser Verse allein halber, durch welche Kunst und Wissenschaft als eine Macht
in Oesterreich anerkannt worden sind, hätte der Dichter des Volksliedes, Herr
I. G. Seidl, den Franz-Josephs-Orden verdient. — Einen minder günstigen
Eindruck haben die bei dieser Gelegenheit veröffentlichten Medaillen und Denk-
münzen gemacht. Bei den letzteren wurden theilweise Medailleure beschäftigt,
die unserer Meinung nach nie dazu hätten berufen werden sollen; überdies sind
die Denkmünzen (Gulden- und Zwei-Gulden-Stücke) so schlecht geprägt, wie nur
immer möglich. Desto prachtvoller wird das Gebetbuch, welches die Akademie
der Kaiserin überreichen wird, ein wahres Mnsterstück in Geschmack. Auch das
Künstleralbum, das mehr als hundert Zeichnungen, Aquarelle rc. enthalten wird,
dürfte nicht unwürdig der hiesigen Künstlerschast werden, besonders wenn eine
strenge Sichtung und Ausscheidung des Mittelmäßigen, das sich hier so breit
macht, eintritt.
Die Betheilignng unserer Künstler bei der Münchener Ausstellung dürfte
nicht unbedeutend werden, so weit sich die Sache jetzt voranssehen läßt. In
Mailand wird wieder an- dem Cenacolo von Leonardo da Vinci ein Resiaura-
tionsversnch gemacht. Direktor Böhm und Custos Engert sind jetzt dort, um
die vorgeschlagenen Mittel zu prüfen.
Die Kunstausstellung in Magdeburg
ist am 8. April c. eröffnet und wird gegen Mitte Mai geschlossen werden; der
Katalog weiset 541 Gemälde lt. s. w. nach. Unter den größeren Figurenbildern
stehen entschieden obenan: C. Hübner's „Rettung aus der Feuersbrunst", dann
S. Diez „armes verlassenes Weib", Reichert'S „Blendung Arthurs", daneben
eine „Magdalena" in Doppelbeleuchtnng von Maes, Morhag en's „Landleben
am Comersee", und unter den Genrebildern ist van Schendel's „Scene bei
einer Geflügelhändlerin" das schönste und meisterhafteste. Von den Landschaften
schätzt man am höchsten „Schluß eines italienischen Kirchweihfestes" von O. Achen-
bach, „Mondscheinbild", „Wald nach dem Gewitter" von Jab in, dann die von
W. Schirmer, Scheuren, W. Klein, nicht minder aber eine norwegische
Gebirgslandschaft von U. Leu. Unter den Architekturen treten vorzugsweise
hervor als besonders meisterhaft und vollendet die von Neher und Bossuet,
dann die von Hasenpslug und Talke. Der Verkauf gestaltet sich täglich
günstiger._^ .
Berichtigung.
In dem Berichte aus Wien in Nr. 17. S. 152. Sp. 2. Littet man zu
lesen: Karajan st. Karagan — Salm st. Solm — Camesina st. Cauresina.
Der Knustverein zu Frankfurt out Main
beabsichtigt, einen Kupferstich oder eine Lithographie znr Bertheilnng an seine Mitglieder für die Jahre 1854 und 1855 anznlanfen.
Es werden daher alle diejenigen Künstler, welche im Stande sind, zn diesem Zwecke geeignete Platten dem Vereine in Vorschlag zu
bringen, hiermit eingeladen, alsbald ihre Anträge demselben einznsenden (pi\ Adresse: An den Knnstverein zn Franksnrt am Main).
Nach den Statuten des Vereins können nur solche Blätter berücksichtigt werden, welche noch nicht in die Oesfentlichkeit und
den Handel gelangt sind. Frankfurt am Main, im Mai 1854.
Die Direktion des Frankfurter Kmnstvereins.
Leipziger K u n st a u c t i o n.
Der Katalog der von dem verstorbenen Herrn Friedr. Jul. von Tschirschky, K. Sächs. Kriegsrath zu Dresden, mit ächt
ki'mstlerischer Anschauung, Liebe und Ausdauer gesammelten Aetznngen oder Radirungen berühmter holländischer, deutscher und anderer
Meister, unter welchen sich ein schönes Werk Dietrichs besonders anszeichnet, welche den 14. Zuni und folgende Tage zu
Leipzig öffentlich versteigert werden, ist durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen.
Rudolph Wcigel.
Das Blatt erscheint wöchentlich einmal; Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In- n. Auslandes fnr den vierteljährlichen Preis von 1'Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen
an.
Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.