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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0203
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191

der zwei kleine Oelbilder geliefert, die aufs Neue den Beweis von
der seinen Auffassungsweise desselben geben. Es sind anspruchslose
architektonische Situationen, aber mit eigenthümlichem Reiz in Farbe
Beleuchtung und detaillirter Zeichnung ausgestattet. Es sei uns
jedoch die Bemerkung erlaubt, daß bei Dielmann ein gewisser Ein-
fluß der Courbet'scheu Weise hie und da wahrzunehmen ist, der
nicht ganz zu der Eigenthümlichkeit unseres deutschen Meisters zu
stimmen und ein falsches Element in dieselbe hineinzutragen scheint.

Von An gilb er t Göbel sahen wir ein kleines Bild: „Mädchen
mn Fenster." Bei diesem Gemälde tritt das oben Gesagte deutlich
zur Anschauung: sein gestimmte graue und gebrochene Farben, ein
magisches Helldunkel, das über dem Ganzen liegt, wirken allerdings
wohlthuend auf das Auge des Beschauers — aber — irgend eine
geistige Beziehung wird vergeblich gesucht. Es ist eben „ein Mäd-
chen," von dem wir nicht wissen, ob dasselbe froh oder traurig,
alt oder jung, schön oder häßlich sei, oder gar warum dasselbe am
Fenster sitze. Die Gestalt ist -nämlich weniger als Profil fast vom
Rücken gesehen und die Zeichnung unbestimmt und verschwommen.
Ganz vorzüglich muß iudeß Göbel aus dem Felde des Porträts ge-
nannt werden. Es sind uns in dieser Richtung, wo seine realistische
Neigung ergiebigen Spielraum findet, mehrfache Leistungen von über-
raschender Wahrheit, von sattestem Farbenschmelz — Leistungen von
höchster Trefflichkeit bekannt geworden. '

Philipp Rumpf, den der Vorwurf einer allzu ausschließlichen
Realistik am wenigsten treffen darf, da seine Bilder in der Regel
doch irgend eine Situation darstellen, welcher der Beschauer, außer-
dem rein materiellen Interesse, noch ein geistiges abzugewinnen ver-
mag, ist mit einer Anzahl hübsch empfundener und mit gediegener
Technik durchgeführter kleiner Bilder aufgetreten. Sie geben in
einfachster Weise Darstellungen des gewöhnlichen Lebens z. B. ein
Mädchen am Wasser mit der Wäsche beschäftigt, einen Bauernhof
durch einzelne Figürchen reizend staffirt, ein Kind mit der Puppe
spielend Und dergl.; Farbe und Behandllmg ist in diesen Bildern
schön, bisweilen meisterhaft, die Zeichnung fein gefühlt; und doch-
geht ein gewisses Einerlei der Empfindung durch dieselben, das aus
die Dauer etwas ermüdendes hat; der Grund dieser Erscheinung
dünkt uns in der oben gerügten zu großen Einseitigkeit der ganzen
Richtung zu liegen.

Anton Burger, mit reichem Talent begabt, schließt in seiner
Weise sich am nächsten an Dielmann au. Die - Gegenstände seiner
Bilder find ähnliche wie bei diesem Künstler. Lokalitäten oder land-
schaftliche Sceneu mit Figuren staffirt, oft die Bedeutung der Figu-
ren vorherrschend — meistens Stimmungs-Bilder — doch die
Stimmung der Art, daß sie zu wenig von einem stimmenden Ge-
danken getragen erscheint. Burger hat erst in den letzten Jahren
sich entschieden dieser Richtung ergeben. Seine srühcrn Arbeiten
sind bei weitem gedankenreicher, ja sogar oft von einem köstlichen Hu-
mor durchwebt. In technischer Beziehung, weniger in einer strengen
Durchbildung, hat Burger gewiß Fortschritte gemacht. Doch möch-
ten wir am liebsten seine gegenwärtige Richtung als ein Durchgangs-,
stadium zu einem weitern geistigen Aufschwung bezeichnen. Ein
Talent, wie das seinige, darf sich an bedeutendere Aufgaben machen.

, i

Ueber den Landschaftmaler Jacob Maurer dürften ähnliche
Bemerkungen wie über den Vorgenannten zu machen sein. Maurer
hat in einzelnen seiner Werke ein sinniges Streben nach künstlerischer
Erfassung der landschaftlichen Natur an den Tag gelegt. Nur scheint
er in seinen jetzigen Arbeiten in der Einfachheit bisweilen etwas zu
weit zu gehen. Wir sahen von ihm zuletzt eine kleine Landschaft,
deren Motiv aus der Taunusgegend genommen und in Farbe und
Zeichnung fein durchgeführt war. Zwei größere Bilder, eine Mühle

und eine Flußgegend von waldigen Hügeln umgeben, verdienen be-
sonderes Lob.

A. Umpfenbach hat zur letzten Kunstvereinsverloofung ein
recht hübsches Blumenstück geliefert. Doch wünschten wir bei der-
artigen Gegenständen eine etwas reichere Anordnung, da alle Kunst
doch nun einmal die Natur nicht erreichen, aber durch geschmack-
volle Zusammenstellung einigermaßen ein Aequivalent dafür bieten kann.

Haben wir bei den zuletzt besprochenen Künstlern eine gewisse
Einseitigkeit und einen öfteren Mangel an eigentlich künstlerischer
Idee mehr oder weniger zu rügen gehabt, so bieten sich, indem wir
zu weiteren Leistungen auf dem Gebiete der Landschaft übergehen,
unserer Betrachtung einige Künstler dar, welche die gerade entgegen-
gesetzten Pole zu jenen repräsentiren.

Carl Theodor'Reissenstein zunächst, ist voll unerschöpf-
licher Produktivität. Er besitzt in seinen Darstellungen einen solchen
Rcichthum von neuen und vielseitigen Ideen, daß er selten in sei-
nen zahlreichen Bildern sich wiederholt, sondern immer auf über-
raschende Weise das Interesse des Beschauers auf jedesmal andere
Art anzuregen weiß. Hiedurch, so wie durch einen leichten gewand-
ten Vortrag, erklärt sich der außerordentliche Anklang, den seine
Bilder finden. Die Leichtigkeit der Behandlung und die Fülle der
künstlerischen Ideen verleiten jedoch Reiffenstein mitunter zu einer
etwas zu flüchtigen Technik, die in einzelnen seiner Werke sich zeigt;
seine besten Bilder erfreuen sich dagegen einer durchaus gediegenen
Vollendung. Reiffenstein weiß die Farbe und besonders das Licht
in seinen Abstufungen meisterhaft und effektvoll zu behandeln. Von
seinen neueren Arbeiten sind der Eingang zu einer Burg, ein gro-
ßes Oelbild, sowie zwei kleinere, Gebirgsgegenden aus' dem Harz
und dem Riesengebirge darstellend, besonders hervorzuheben. Gegen-
wärtig ist er im Aufträge eines Kunstfreundes mit einer variirten
Wiederholung des ersteren Gegenstandes beschäftigt.

Peter Becker, in ähnlicher Weise wie Reiffenstein produktiv,
läßt in der Durchbildung seiner Arbeiten zwar noch die gediegene
Vollendung des fertigen Meisterwerks öfters vermissen. Bei seinem
regen Streben und seinem lebendigen Erfassen der Nalnrerscheinun-
gen ist iudeß anzunehmen, daß das Feuer seines noch jugendlichen
Künstlergeistes die Blüthen, die bei ihm in so reichem Maaße vor-
handen find, zur vollen Reife bringen werde. Auf der letzten Ver-
einsverloosung hatte Becker ein sehr klares und frisches Bildchen
„Morgen am Rhein" betitelt. Außerdem hat er in neuerer Zeit
durch eine Reihe trefflicher Aquarell-Zeichnungen einen Beweis sei-
nes großen Talentes abgelegt.

Heinrich Funk, unser trefflicher Meister im landschaftlichen
Fach,, von dessen Hand die hiesige Galerie im vorigen Jahre ein
zweites größeres Bild erworben, das bereits im letzten Bericht des
Kunstblattes erwähnt worden, hat wiederum einige neue Werke ge-
liefert, die sich seinen früheren gediegenen Arbeiten in rühmlichster
Weise anschließen. Wir erwähnen unter andern „das Schloß Th-
rol", das durch großartige Form der Auffassung, interessante Be-
leuchtung und schöne Farbe sich auszeichuet; ferner ein größeres, sehr-
schönes Aquarellgemälde „die Morgendämmerung des Christtages",
das durch die eigenthümliche Stimmung, die darin waltet, besonders
hervorgehoben zu werden verdient.

Von Wilhelm Pose, dessen Name ebenfalls in der Künstler-
welt einen guten Klang hat, sahen wir neuerdings zwei Bilder;
das eine stellt eine „Gegend bei Frankfurt" dar und hat in Com-
position, seiner Auffassung und guter Farbengebung sich allgemeiner
Anerkennung zu erfreuen. Weniger gefiel uns ein zweites kleines
Bild, dessen Motiv ebenfalls aus hiesiger Umgebung genommen ist.
Die Färbung geht hier gar zu sehr ins kalt Grüne. Auch die
 
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