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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0282
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268

Leitung.

'5E Derlin. Im Namen Sr. Kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten
Erzherzogs Ferdinand Max ist uns auf unsere am Schluß des Leitartikels in
No. 27 ausgesprochene, und sehr huldvoll aufgenommene Bitte freundlichst er-
widert worden, wie vollkommen sich dieselbe im Einklänge mit so eben gefaßter
Willensmeinung besinde. Der von uns dankbarlichst entgegengenommenen Aeuße-
rnng war folgende Nachricht' beigefügt:

Kundmachung.

Mit Bezugnahme auf das in der kaiserl. „Wiener Zeitung" vom 2. April
d. I. kundgemachte Konkurs-Programm für die in Wien zu erbauende Votiv-
lirche wird hiemit zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß Se. k. Hoheit der
durchlauchtigste Herr Erzherzog Ferdinand Max auf Anlaß eines von kon-
kurrirenden Künstlern mehrseitig geäußerten Wunsches den im §. 7 des er-
wähnten Programmes auf den 1. November 1854 festgesetzten Termin zur
Ueberreichnng der Konkursausarbeitungen bis zum 31. Jänner 1855 zu er-
weitern sich bestimmt gefunden haben.

Wien, den 17. Juli 1854.

Der Secretair des leitenden Comitc
^ Dr. Perthal er.

Der Geh. Regierungsrath Dr. Kugler ist nach München abgereist. Der-
selbe wird nach dem Besuch der Ausstellungen einen mehrwöchentlichen Aufent-
halt in Possenhofen am Starenberger See nehmen. — Unser Mitarbeiter
W. Lübke ist zu einem mehrwöchentlichen Besuch nach Dresden abgegangeu.

ptfrlilT. Von der verstorbenen Wittwe des berühmten Landschaftsmalers,
Professors Blechen, ist der Akademie der Künste in Berlin eine Anzahl Bilder-
und Skizzen, welche der Letztere hinterlassen mit der Bestimmung vermacht wor-
den, daß dieselben verkauft und die Zinsen des Erlöses zur Unterstützung armer
junger Künstler zu einer Reise nach Italien verwendet werden sollen. Des
Königs Majestät haben nun mit der Begründung der Stiftung zu genehmigen
geruht, daß die durch den Verkauf erlöste Summe von 1952 Thlr. 11 Sgr.
durch Zins aus Zins so weit erhöht werde, bis aus den Zinsen des Kapitals
die Bewilligung fortgesetzter Reise-Unterstützungen für unbemittelte junge Künstler
möglich sein wird, und zwar mit der Maßgabe, daß, sobald der Zinsbetrag auf
. jährlich 200 Thlr. angewachsen ist, jedes dritte Jahr die Smnme von 200 Thlrn.
als Reise-Unterstützung verliehen, wenn aber derselbe ungeachtet dieser theilwei-
sen Verwendung die Höhe von 500 Thlr. jährlich erreicht hat, von einer weite-
ren Vermehrung des Kapitals Abstand genommen und der Zinsbetrag jedes
Jahres zu Reise-Unterstützungen verwendet werde. Die sonach aufkommenden
Unterstützungs-Beiträge sollen ausschließlich an Landschaftsmaler verliehen werden,
nach jedesmaliger Bestimmung des Senats der Akademie der Künste und unter
den von diesem für die Benesiciaten festzustellenden Bedingungen. (P. C.)

N. Ö. flPu'll; int Juli. Daß es dem Comitc für Beschickung der
Münchener Kunstausstellung, an deren Spitze Graf F. Thun stand, gelungen
ist, ein günstiges Resultat zu erzielen, ist Manchem unerwünscht. Diese hätten
gerne gesehen, daß das Unternehmen in München mißglückte. Da wäre denn
ipso facto erwiesen, daß es mit der deutschen Kunst zu Ende und das Eldorado
der Kunst in Frankreich und Belgien zu suchen sei. Nun aber wird nicht bloß
Wien einen recht stattlichen Kontingent stellen, sondern auch München wird, siche-
rem Vernehmen nach, ganz tüchtig vertreten, daS München, von dem man be-
hauptet, es sei verfallen, ohne Halt, ohne Zukunft in der Kunst.

Von Wien ans wurden 50 bis 60 Gemälde abgeschickt, und zwar von
folgenden Künstlern: Amerling (Portraits und Studienköpfe), Gauermann,
Ranftl (Thierstücke), Führich, Geiger (Kompositionen), Hanoch, Marko,
van Haanen, Raffalt (Landschaften), Neugebauer, Schäffer (Blumen-
- stücke und Stillleben), Blaas, Enderjun., Romaks, Rahl, Eng erth (Hifto-
riengemälde), Danhauser, Waldmüller, Pettenkoffen, Eybl, Alle-
mand (Genrebilder und Schlachtstücke), Heinrich, R. Alt (Aquarelle), Bal-
dinger, Springer (Architektonische Zeichnungen), Laufberger (Karton) u.
a. m. Die meisten von diesen Gemälden sind ans Privatsammlungen entnom-
men, die sich mit einigen Ausnahmen und mit seltener Bereitwilligkeit dem
Comitc zur Verfügung stellten. Sie werden sicher mit Vergnügen die Thatsache
notireu, daß die meisten von unseren Kunstliebhabern sich im Mittelstände befin-
den, der aus die Richtung der hiesigen Künstler nicht ohne Einfluß gewesen ist. —

Man ist hier sehr gespannt, wie Norddeutschland in München vertreten sein
wird. Viele besorgen, daß die Düsieldorfer aus zärtlicher Sorge für ihren engli-
schen und transatlantischen Markt nichts nach München schicken werden, und daß
Berliner von gewissen Richtungen nicht gerne mit Oesterreichern werden beisam-
menstehen wollen. Doch theilt man diese Besorgnisse nicht allgemein, und würde
ich mich mit vielen Künstlern und Kunstfreunden, die im August aus Wien sich
in München einfinden werden, sehr ftenen, Berlin und Düsseldorf recht zahlreich
und glänzend vertreten zu sehen. — Düsseldorf hat uns (im Vorbeigehen sei es
bemerkt) ein vortreffliches Gemälde nach Wien geschickt, A. Achenbach nämlich,
eine große und großartige „norwegische Landschaft". Kaum war sie im Vereins-
lokale ansgestellt, so hat sie unser kunstbegeisterter Bildhauer Haus Gasser (dessen
Wieland jetzt in München gegossen werden soll) angekauft um den Preis von
mehr als 3000 fl. C. M. Solch' ein Bild, hieß es, darf von Wien nicht weg-
gelaffen werden! Sie sehen, es giebt hier warme Herzen und auch Geld für
Kunst, trotz der ungünstigen Zeitläufte und der immer näher und näher rücken-
den Kriegsereignisse; wenn diese nicht allzu schwer auf uns fallen, so kann man,
ohne Prophet sein zu wollen, der Kunst in Oesterreich eine Zukunft zusprechen.
Das sinnliche genußsüchtige Element unseres Volkes oder vielmehr unserer Völ-
ker, kommt unserer Kunst sehr zu statten.

Ans dem Gebiete der Kuustarchäologie mache ich Sie auf einige neuere
Werke aufmerksam und zwar: auf die „Beschreibung der Stephanskirche in Wien"
von Ant. Ritter von Perger, welche eine fleißige Zusammenstellung des
vielfach zerstreuten Materiales über den Dom und eine detaillirte Beschreibung
desselben enthält. Einen besonderen Werth verleiht dieser (aus der artistischen
Sektion des österr. Lloyd) in Triest hervorgegangenen Schrift die Einleitung des
gründlichen Forschers F eil. — Ein anderes nicht zu übersehendes Werk sind
die „Piaui c memorie delf antica basilica di Aquileja con i eapolavori d’arte
in essa si trovano" von Gaetano Ferrantc i. r. ingegnere in Trieste. Auch

dieses Werk mit 104 S. Text in 4. und vielen Tafeln ist in Triest erschienen,
und von der artistischen Sektion des österr. Lloyd verlegt. — Aus derselben
außerordentlich thätigen Anstalt geht auch ein Stahlstichwerk hervor, welches,
ähnlich wie Payne's Unternehmungen, die Gemälde der hiesigen Galerieen
illustrirt. der Text ist von A. Ritter von Perger. — Endlich mache ich Sie
auf die hier erscheinende Zeitschrift „der Faust" aufmerksam; ein Prachtwerk,
was typographische Ausstattung anbelangt. Die Seele desselben ist Negierungs-
rath A. Auer, der Vorstand der hiesigen Staatsdruckerei. Für die Kunst dürfte
dieses Uuteruehuteu deßwegen nicht ohne Bedeutung sein, als es berufen ist, die
Polygraphie in allen ihren Richtungen zu vertreten und neue Methoden zu er-
proben, die insbesondere für die zeichnenden Künste anwendbar sein dürften. —

Endlich die Nachricht, daß St es. Barozzi in Mailand mit Glück Restau-
rationSversuche am Abendmahl von Leonardo da Vinci macht. Sein Unterneh-
men geht darauf hinaus, das Gemälde von allen'fremden Uebermalungen und
Retonchen zu reinigen, und die Originalstellen zu befestigen. In diesem Mo-
mente liegt mir ein Gutachten des tüchtigen (schon verstorbenen) Chemikers
A. de Krammer in Mailand vor, vom 10. Mai 1851, der nach genauen Unter-
suchungen die Ueberzeugung gewonnen haben will, das; Leonardo das Gemälde
enkaustisch behandelt, oder wenigstens Wachs dabei benutzt habe. Näheres demnächst!

Der ältere Kunstverein in Wien hat, wie bekannt, in den letzten Jahren
Förderung der monumentalen Kunst in sein Programm irr viel bestimmterer
Weise ausgenommen, als der neue österreichische Kunstverein in Wien. Letzterer
beschränkt sich bloß auf die Kunstwerke, welche für das Privatvergnügen des
Mittelstandes einen Werth haben. Für monumentale Kunst hat er trotz feiner
bedeutenden Mittel bis jetzt nichts gethan. Der ältere Verein hingegen, der
sonst keine besonders hervorragende Thätigkeit entwickelt, hat wenigstens Eine
Sache unablässig gefördert: die Ausschmückung der neuen Brücke über den Wien-
fluß (die s. g. Elisabethbrücke) mit Statuen, und zwar speziell mit Heerführern,
die sich um die Stadt Wien vorzugsweise verdient gemacht haben. Vor meh-
reren Monaten hat der ältere Verein in Folge eines von demselben zu diesem
Behufe ausgeschriebenen Konkurses unter Wiener Künstlern die Ausführung von
überlebensgroßen Modellen der Grafen Stahrenberg, dessen Biographie jüngst
Dr. Arneth (Sohn des Direktor Arneth) schrieb, und des Grafen Salm durch
die Bildhauer Feßler und Purkarthofen beschlossen. Heute wurden die
bronzirten Gypsmvdelle versuchshalber auf der Brücke aufgestellt. Der erste
Eindruck ist ein zufriedenstellender; schade nur, daß die Postamente etwas zu
hoch und die männliche Gestalt Salm's durch einen Mantel theilweise ver-
deckt ist. ,

(Dieser Nummer ist Nr. 15. des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

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