Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0286
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
272

letzte wurde/ wenn ich nicht irre, im Jahre 1841 im..oberen-.Ge-,
schosse des.Rathhauses abgehalten — Loten hinsichtlich der Ausstel-
lung der vielen. Gemälde, aber namentlich in Betreff der Ankäufe,
so traurige Resultate, daß man sich seit der Zeit auf die gelegent-
liche Ausstellung von einzelnen Gemälden beschränkt Haft/,

Eine Haupterrungenschaft des Kunstvereins ist jedoch die Grün-
dung des hiesigen Provinzialmuseums, '.welches nebst- interessanten
Gemälden aus der westphälischen Schule des. Mittelalters..verschie-
dene gute Gemälde, der.Niederländer *) und auch.eine Sammlung
altitalienischer Bilder enthält, welche von, Se. Majestät dem Könige
hergeliehen worden sind, um einstweilen das Museum zu ergänzen.

Auch befinden sich am untern Geschosse des Museums -77- das
vormalige Stadtkellergebäude — eine Anzahl Ghp.sabgüffe und. ist
mit der Anstalt.eine Zeichnenschule verbunden, welcher Hr. Welsch
der Vater, .-Couservator• des Museums, vorsteht. .-; r
■ • Unter den modernen Gemälden gereicht namentlich A. Schröd-
ter's „Fallstaff mit dem Friedensrichter beiin Schmause", ein sein
durchgebildetes, wenn , auch in der- Zeichnung etwas karrikirtes. und.
in der. Färbung etwas, konventionell und - gläsern gehaltenes Bild,
welches auf .Bestellung des M. .Vereins gemalt wurde-, zur . beson-
deren Zierde, unvu •• rHnvvi:, ,, . • i<-

Ein großer Verlust für Münster ist die Entfernung der vor-/
trefflichen.Sammlungen von Gemälden, Zeichnungen, Antiquitäten
u. s. s. des Herrn vr. Heindorf, der eben jetzt mit. seinen Kunst-
schätzen nach Hamm auf ein Landgut übersiedelt. Die Sprickmann-:
schen Sammlungen sind bekanntlich unlängst versteigert und jetzt bleibt,
lediglich das v. Zur-Mühlensche Kabinet von Gemälden und An-
tiquitäten, wovon aber auch bereits vor mehreren Jahren-der be-
deutendere Theil veräußert worden ist. Freilich, besitzen Patrizier
und Adlige noch manches werthvolle Gemälde, besonders der nie-
derländischen Schule, doch sind diese Sachen, vereinzelt wie sie sind,
dem Kunstfreunde nur selten zugänglich.^) Auch das Storpffche!
Kabinet ist sehenswerth. . ?

Wenn nun auch der Vorstand des^ Knnstvereins in
mühungen Seitens des begüterten .Bürgerthums und des reichen
münsterschen Adels sich keiner oder nur sehr geringer Theiluahme
erfreute — der Adel besonders scheint die Pflege der schönen Künste-
nicht zu den noblen Passionen zu zählen, indem er fast nur den
einen oder andern reisenden Portraitmaler zur Ergänzung des Ahueu-
saals in Aktivität setzt — so ist doch in den letzten Zeiten der Kunst
von Seiten des edlen und kunstsinnigen Bischofs Müller vielfach
Unterstützung zu Theil geworden. - ;...... • .....

Durch die Vorsorge und den Eifer dieses trefflichen Kirchen-
fürsten sind säst an sämmtlichen Kirchen der Stadt zweckmäßige
Restaurationen bewerkstelligt und in Angriff genommen, und wenn
auch bei manchen, wie bei der Ludgeri- und der Lamberti-Kirche,
die Baugerüste noch in manchen Jahren nicht verschwinden dürften,
so läßt doch das Begonnene und bereits Vollbrachte ein erfreuliches
Ende der unternommenen kostspieligen Arbeiten erwarten. Mit Ver-
gnügen gewahrt man, wie sich überall an den ehrwürdigen Bau-
denkmalen bereits auch in den äußeren Verzierungen das Maßwerk
ersetzt, wie aus den Strebepfeilern die schlanken Fialen neu empor-
steigen und die neu aufgeblühten Kreuzblumen zeigen; auch die sta-
tuarischen Bildwerke,, namentlich der Ueberw.afferkirche, sind mit Ein-
sicht und Geschicklichkeit ergänzt und. ersetzt, wie es denn nicht fehlen

*) Auch ein Hvbbema, wenn auch ein stark übermalter, findet sich vor.

*'•■) Stil vorigen Jahrhunderte namentlich wurden viele schöne Gemälde der
niederländischen Schule nach Westphalen verhandelt. Eö sind dies freilich meist
Bilder von sekundären Meistern, oder etwas retouchirte von den größeren, weil
man damals in Holland nur ganz reine und wohlerhaltene Gemälde wollte. So
sah ich einen unzweifelhaft ächten, wenn auch etwas verwaschenen G. Metzn im
Besitze des Herrn H. Schulte.

seinen Be-:

konnte, daß geschickte Bildhauer, -Glasmaler und Steinmetzgcr bereits
ihre.Werkstätten am hiesigen Orte ausgeschlagcu haben und reichlich

WMHMchMMzWDM WWMMiWWMW MHWs

Bekanntlich ist .dev Bildhauer A cht e r m a n n in Rom eilt ge-
borner Münsteraner und hat bereits vor mehreren Jahren für den
hiesigen Dom eine Pieta,::eine äußerst fleißig gearbeitete- und schöne
Gruppe, in-Marmor geljes.er.t-; .die Kreuzabnahme, womit sich Ach-
ternmnn gegenwärtig beschäftigt, ist gleichfalls für den Dom be-
stimmt.- Freilich■' wollen hiev viele .ascetisch. Gesinnte den Christus,
der Achtermannschen -Pieta zu voll? und üppig, selbst reizend, .finden,
und Solche, möchten das Kunstwerk lieber in einem Museum/ als
in- .einer Kirche sehen, ob mit Recht — möge dahin gestellt bleiben.
Wunder in der Art, wie mau sie dem berühmten- Gnadenbilde.dev'
Madonna in dem benachbarten Telgte zuschreibt, möchten, schwerlich
vor der. Achtermannschen Pieta Statt , haben, aber ein wahrhaft
schönes . Kunstwerk ist ja auch etwas Göttliches, Verehrungswürdiges
und Wundervolles, auch' wenn es von Menschenhänden, gemacht, und
nicht in einem'Baume gewachsen ist, wie die Legende es-von der
Madonna in Telgte erzählt, die freilich weder schön noch reizend,,
sondern nuv durch ihr hohes Alter ehrwürdig erscheint.^

Zu dem bevorstehenden Jubiläum in Telgte trifft mau glän-
zende Vorbereitungen und selbst die Kapelle der Maria, der bedeu-
tende Kapitalien zu Gebote flehen, hat mau mit Fresken verzieren
lassen, die jedoch leider zu dem Feste der - Heimsuchung Marien's
nicht vollendet sind. Herr Büchtemann aus Hamburg ist mit den-:
selben beschäftigt. . stm Zckm'l

Wie Sie sehen, bewährt Münster auf dem artistischen Gebiete
gleichfalls seinen Ruf einer „frommen" Stadt und dient aus diese
Art. der ganzen Provinz zum Vorbilde, wo man gleichfalls überall
ansäugt, den kirchlichen Kunstdenkmalen neue Sorgfalt zuzuwenden,
indem jetzt, Dank der Fürsorge des hochwürdigen Bischofs, den:
jungen Geistlichen Sinn für Kunst und Kunstwissenschaft zur rechtem
Zeit im Seminar beigebracht wird. Denn wie manches edle Kunst-
werk ist auch hier zu Lande durch die. Unkenntniß. der Geistlichkeit
verschleudert und verkommen! —: . .. . ' ,

. --.Aber nicht allein die Kirchen, .auch der weltberühmte Friedens-
saal im Rachhause mit. seinen trefflichen Holzschnitzarbeiten ist re-
staurirt worden; die Gesellschaft: der Alterthumssorscher Westphalens
wird bei der General-Versammlung im Herbste in demselben tagen.

Der Daumeifler Stephan Krummenaucr.

An der Südseite der gothischen Kirche zu Braunau im österr.
Jnnviertel, welche in der Mitte des XV. Jahrhunderts erbaut
wurde, befindet sich das aus rothem Salzburger. Marmor gefertigte
Grabmal des Baumeisters mit folgender Inschrift:

Anno . Om. m° cccc° . tm . Ijti. Iar. an. freicag. nach . vnsers .
Herren . froleichnas . rag . ist. geütorben . XYlaister . Steffan .
Rchrumenawer. Sreinmezu . Oer. ai'n. Maioter. Oes. paws .

hie . gebesen . Isr. Oe. Gor. genaO .

Unter dieser Inschrift steht ein Wappenschild, worin schräg
links drei snnfblättrige Rosen übereinander lausen. 3

Dieser Meister Stephan kommt unter den, in den Jahren
1427 — 30 am Stephausdom zu Wien arbeitenden Meistern als
Stephan Kromawrer vor. *) Auch findet er sich in dem Ver-
zeichniß der Werkleute und Meister, welche auf dem Versammlungs-
tage zu Regensburg im I. 1459 die Steinmetzgenordnung beschlossen

*) Tschiska, der Stephansdom in Wien. 1832. Fol. S. 4.
 
Annotationen