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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0362
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das Grabmal Kaiser Rudolf IV., den Orgelfuß, den Schlußstein
und Taufbrunuen der Katharinen-Kapelle und das Grabmal Kaiser

besitzt, der, wenn denn einmal über derartige künstlerische Dinge ge-
redet werden soll, dies in einer dem Gegenstände wie dem Orte
entwrechenden Weise Lbue. Da aber die Rede im Druck veröffent-

Friedrich M darstellen. Diese Illustrationen sind zwar sauber und
reich ausgeführt, entbehren indeß in den charakteristischen Details
nicht minder als im Figürlichen des bestimmteren Stylverständnisses,
so daß man aus ihnen nur den Gesammteindruck des dargestellten
Gegenstandes erhält. Indeß mag das fi'ir den angegebenen Zweck
genügen. Ein schöner Stahlstich, der das Aeußere sammt dem pracht-
vollen Thurme zeigt, ist außerdem beigegeben. Als Anhang findet
sich ein Abschnitt über die Kirchengeschichte des Domes, sowie Be-
lege des im Texte Ausgeführten und sämmtliche Inschriften des
großen Gebäudes. Ein sorgfältig gearbeitetes Namen- und Sach-
verzeichniß erhöht die Brauchbarkeit der Schrift.

3. Der Kölner Dom, eine Kunstbetrachtung. Vortrag, gehalten
zur Feier des Geburtstages Sr. Mas. des Königs in der Aka-
demie der Wissenschaften zu Berlin von Adolf Trend eleu-
burg, Sekretair derselben. Köln 1853. 24 S. 8.

Wenn aus einer gelegentlich gehaltenen Festrede, die einen Ge-
genstand der Kunst oder Wissenschaft umfaßt, eine Brochüre gemacht
wird, so darf man voraussetzen, daß der Verfasser seinem Vortrage
eine über das Momentane hinausreichende Bedeutung zuschreibt; und
wenn solche Schrift aus dem Schooße einer Akademie der Wissen-
schaften von dem Sekretair derselben, von einem anerkannten Kory-
phäen der Gelehrsamkeit, ausgeht, so darf man eine ausgezeichnete
Leistung mit Recht erwarten, eine Leistung, die entweder eine ganz
neue oder eine besonders tiefe und gediegene Anschauung darbietet.

Wir bedauern, daß. die vorliegende Gelegenheitsschrift diese
Voraussetzungen und Erwartungen nicht erfüllt. Was Richtiges
darin enthalten, ist nichts weniger als neu, da es nur eine ver-
dünnte Wiederholung von Bemerkungen ist, die viel folgerichtiger,
bündiger und klarer in Kugler's bekanntem Aussatz über den Kölner
Dom sich finden; was aber als des Verfassers Eigenthum betrachtet
werden darf, ist eine Reihe von nicht eben klaren oder tiefen Aeuße-
rungen, die um so weniger befriedigen, je mehr ste den Schein phi-
losophischer Tiefe an sich tragen. Am wenigsten glücklich zeigt sich
der Vers, da, wo er durch ein aus poetischer Anschauung geschöpftes
Bild ein architektonisches Glied zu erklären sucht. So vergleicht er
die Strebebögen S. 14 mit dem Gießbach, der in ähnlicher Linie
„dem Gesetze seiner Schwere folgend, hoch vom Steine fällt"; er
vergleicht ferner diese Bewegung mit der Linie der „fallenden Stern-
schnuppen", der das Auge gern folge u. s. w. Als Beweis von
der Art, wie er über die Kunst philosophisch räsonnirt, diene die
Stelle S. 20, wo es heißt: „Jndeni sich das Erhabene in's Schöne,
das Ueberlegene in's Gefallende kleidet, befreiet sich das Gemüth
des Anschauenden in die Empfindung eines in der Erscheinung sich
offenbarenden Wesens, das Macht und Heil ist." Das Einzige darf
als neu betrachtet werden, daß S- 16 dem gothischen Don: die
Faaade abgesprochen wird, eine Neuerung, die jedoch wohl besser
mit der flüchtigen Rede verhallt, als durch den Druck aller Welt
vor Augen gebracht worden wäre.

Doch genug. Wir suchen kein Vergnügen darin, einen in der
Wissenschaft bewährten und auch von uns hochverehrten Mann aus
einem ihm fremden Gebiete, wenn auch in wohlmeinendster Absicht,
straucheln zu sehen. Wäre der in Frage stehende Vortrag als Fest-
rede bloß an unseren Ohren vorübergeklungen, wir hätten gern ge-
schwiegen und uns bloß im Stillen darüber gewundert, daß eine so
ausgezeichnete Akademie in ihrer Mitte nicht einmal einen Mann

licht sich in das größere Publikum hinauswagen zu müssen glaubte,
so hielten wir es für Pflicht, ein Produkt abzulehnen, welches sei-
nem Ursprünge den Schein einer Wissenschaftlichkeit verdankt, den
sein Inhalt nirgends bewährt.

4. Das Kloster Chorin. Von P. R. Brecht, Architekt. Mit
7 Kupfertafeln. Berlin, Ernst und Korn (Gropius'sche Buch-
handlung). 1854.

Den Freunden mittelalterlicher Kunst ist das Cisterzienser-Klo-
ster Ehorin, bei Neustadt-Eberswalde gelegen, längst als einer der
edelsten Reste älteren Ziegelbaues in den Marken, bekannt. Dem
bisher gefühlten Mangel an einer Herausgabe desselben ist durch ge-
genwärtige, aus der „Zeitschrift für Bauwesen" besonders abgedruckte
Monographie nunmehr abgeholsen. Das Kloster ist aus der Ver-
schmelzung zweier Klöster, zu Parstein uud Mariensee, im I. 1273
durch die Markgrafen von Brandenburg entstanden. Doch soll eine
aus dem I. 1254 datireude ältere Stiftung hier bereits vorher vor-
handen gewesen sein. Ohne Zweifel wurde der Bau gleich in An-
griff genommen und eifrig betrieben, wenn auch die Vollendung der
großräumigen, stattlich ausgesührten Kirche erst in der ersten Hälfte
des folgenden Jahrh. anzunehmen ist. Der srühgothische Styl zeigt
sich hier in seiner Anwendung auf die Formen des Ziegelbaues in
besonders edler und klarer Weise; selbst das Maßwerk der Fenster,
im norddeutschen Backsteinbau der späteren Epochen meistens durch-
aus roh und ungefüge, variirt hier in einer großen Mannigfaltigkeit
der Combinationen, wenngleich immerhin die Natur des Materiales
eine Vereinfachung der im Haustein üblichen Formen bedingte. Ans
Bl. VII. ist eine Auswahl der Fensterkrönungen, so wie der Ge-
simse und Friese in genügender Deutlichkeit und Größe, mit Angabe
des Verbandes und der Profile gegeben. Die drei vorhergehenden
Tafeln enthalten in derselben Weise die Grundrisse, Sockel und laub-
verzierten Kapitäle der Pfeiler, die Tragsteine, Portale, Giebel, Friese
u. s. w., Tas. II. und III. bieten Grundrisse, Durchschnitte und
Aufrisse des imposanten Gebäudes, und Tas. I. bringt als ange-
nehme Zugabe die malerische Ansicht der ganzen Kirche sammt den
anstoßenden, meistens ebenfalls alten Klosterbaulichkeiten von der
Nordwesffeite, in Kreide lithographirt. Die Ausstattung ist würdig
und schön; nur die Tafeln 111. und IV. sind vom Stecher zu ma-
ger und kraftlos behandelt und ermangeln daher der genügenden
Schärfe der Charakteristik. Jedenfalls sind wir den: Herausgeber
für die Sorgfalt und Mühe, die er aus die Darstellung dieses vor-
züglichen Denkmales verwandt hat, zu besonderem Danke verpflichtet.

5. Die Cisterziensembtei Georgenthal und die neuen Ausgra-
bungen daselbst. Von Beruh. Stark. (Aus der Zeitschr. für
Thür. Gesch. u. Alterthumslunde Bd. I. Hst. 3. 4.)

Gleich der vorerwähnten Schrift ein neuer Beitrag zur Bau-
geschichte jenes Ordens, der in der wichtigen Epoche des 12. und
13. Jahrh. an der Kunstthätigkeit uud besonders der Entwickelung
der Architektin- in Deutschland in hervorragender Weise betheiligt
ist. Das Kloster Georgenthal wurde 1142 gestiftet, erhielt aber erst
nach 1186 eine reichere bauliche Ausstattung, welcher auch, dem Style
nach, die ausgegrabenen Ueberreste, mit Ausnahme weniger gothischer
Details, angehören. Die „Zeitschrift für Bauwesen" enthielt bereits
1852 einige Zeichnungen, begleitet von einem kurzen Bericht. Der

(Der heutigen Nummer liegt ein Beiblatt bei.)

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