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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0399
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Ke i bl a 11

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Deutschen Kunstblatt.

J\s 48. Donnerstag, den 26. Oktober. 1884.

umgebenen Maria, mit dem Jesuskinde auf dem Schooße, empor-
rankend, ist trefflich stplisirt. Sowohl die Anordnung der einzelnen
Figuren neben- und übereinander, wie die Zeichnung derselben im
Ganzen und Einzelnen, namentlich in den Gewändern, ist überaus
klar und einfach. Denselben Charakter der Einfachheit und eines
reineren Geschmackes trägt auch die Färbung. Sie, weit davon ent-
fernt, durch Farbenpracht zu bestechen, wirkt vielmehr durch eine
weise Oekonomie und durch eine umsichtige Benutzung des weißen,
farblosen Glases harmonisch und beruhigend auf das Auge. Hier-
durch aber zeichnen sich vornämlich die alten Fenster des Kölner
Domes überhaupt vor vielen anderen, fast gleichzeitigen Fensterbil-
dern aus. So zeigen sie z. B. im Verhältniß zu manchen reich
aus gestatteten Glasgemälden, mit denen die Kirchen Nürnbergs ge-
schmückt sind, einen bei weitem engeren Anschluß an die Architektur,
als diese. Es bedarf nur eines flüchtigen Vergleiches jenes in dem
vorliegenden Hefte enthaltenen Beispiels des Kölner Glasbildes mit
der Darstellung von dem Stammbaum des Jakob, welches den mitt-
leren Theil des in der St. Lorenzkirche besindlichen Volkamer'schen
Fensters *) füllt, um sich sogleich davon zu überzeugen. In diesem
bekundet sich vor Allem ein Streben nach malerischem Effekt. Auf
ihm erscheint alles bunt und farbig. Der ganze Raum des Glases
ist mit Figuren und Arabesken bedeckt und dem reinen Lichte durch
den fast gänzlichen Mangel von weißem Glase nur spärlich der Zu-
tritt gestattet. Während somit bei diesem und so bei den meisten
Glasgemälden der Nürnbergischen Kirchen das Fenster zu einem,
fast teppichartigen, Bilde wurde, behandelte der Meister der Kölner
Fenster sie vielmehr ihrem eigentlichen Zwecke gemäß als Fen-
ster, indem er sie, ohne das Tageslicht abzusperren, gleichsam nur
mit Bildern verzierte.

Die zweite, diesem Hefte beigegebene Abbildung ist von nicht
minderem Interesse, als jenes Fensterbild. Sie vergegenwärtigt eine
alte Stickerei mit der Darstellung einer Jntronisation. Das Ori-
ginal, eine Arbeit aus dem Anfänge des 16. Jahrh., befindet sich
in der St. Andreaskirche in Köln und zeigt, auf einer kreisrunden
Fläche, die Ceremonie und die Trachten der dabei betheiligten geist-
lichen Würdenträger in genauer Detaillirung. In Bezug auf das
Kostümliche enthält sie manche Eigenthümlichkeiten, und verdient so-
mit auch in dieser Hinsicht eine genauere Beachtung.

Gleich den früheren Lieferungen, so bringt auch diese wiederum
eine Abbildung eines der buntbemalten Standbilder von den Säulen
des Domchors. Es ist die der überaus reich und geschmackvoll orna-
mentirte Gewandsigur der Jungfrau Maria. Sie kann als ein vor-
zügliches Beispiel für die treffliche Behandlung der Draperie aus
dem Anfänge des 14. Jahrhunderts gelten. Das vierte und letzte
Blatt, eine Nachbildung des im Dome aufgestellten und auch in

*) Vergl. die Abbildungen in: G. Cb erlern, deutsche Kunstwerke aus dem
Mittelalter u. f. w. Stuttgart, 1848. Blatt I.

Farben restaurirten heiligen Christoph, hätten wir dagegen gern ent-
behrt und statt dessen lieber ein weniger allgemein bekanntes und
nicht Jedermann zugängliches Kunstwerk vervielfältigt gesehen. Zu-
dem -leidet auch gerade dieses Blatt an einigen Druck- und Farben-
mängeln, die der Wirkung des Ganzen schaden. Im klebrigen
jedoch zeichnet sich auch dieses Heft durch dieselbe sorgfältige Be-
handlungsweise aus, die wir bereits bei Beurtheilung der ersten
Hefte zu rühmen Gelegenheit hatten. H. Weiß.

h 111 u n g.

^erlttl. S. M. der König hat nachstehenden Königlich bayerischen Hof-
und Staats-Beamten folgende Auszeichnungen Allergnädigst verliehen:

1. Den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Stern: dem Staats-
rath von Fischer. A

2. Den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse: dem Ministerial - Rath von
Hermann.

3. Den Rothen Adler-Orden dritter Klasse: dem Hofmaler Adam, dem
Ober-Postrath Wald mann, dem Civil-Ban-Jnspektor Ziehlandt.

4. Den Rothen Adler-Orden vierter Klasse: dem Portraitmaler Bernhardt
in München, dem Fabrikanten von Cramer-Klett in Nürnberg, dem Be-
zirks-Ingenieur Petri in München, dem Kammerjunker und Eisenbahn-Betriebs-
Jnspector von Sch ekle rer in Bamberg.

Der Prof. Bötticher, welcher an der k. Akademie der Künste und ander-
allgemeinen Bauschule seit einer Reihe von Jahren Unterricht ertheilt und zu
den besten Zeichnern von Ornamenten k. gehört, hat sich vor Kurzem bei der
philosophischen Facultät der hiesigen Universität als Docent habilitirt und wird
daselbst, als gründlicher Kenner der griechischen und römischen Architektur, über
diesen Gegenstand im nächsten Winterhalbjahr seine Vorlesungen beginnen.

Wie das „C.-B." bemerkt, find aus hiesiegen industriellen Anstalten, na-
mentlich aus den größeren Maschinenfabriken, in letzter Zeit eine große Anzahl
der geschicktesten und tüchtigsten Arbeiter abgegangen, um Anerbietungen zu fol-
gen, welche ihnen von Oesterreich her gemacht wurden. Die Bedingungen,
welche durch die von den österreichischen Unternehmern bestellten Vermittler ge-
macht werden, sollen außerordentlich lockend sein.

K- T. JHülidjllt. Die Künstlerzunft auf Chiemsee. Geht
man von hier, wo die Künste blühen, in die frischen und grünen Berge gen
Salzburg, wo die Natur sich eines ihrer Paradiese angelegt hat, so darf man
den Chiemsee nicht versäumen, der ebensosehr durch seine großartige Natur
fesselt, als durch das Kunsttreiben, welches diese hervorgerufen hat. Wer auch
nur einmal an einem heitern warmen Sommertage die himmlische Ruhe dieser
wahrhaft bezaubernden Gegend genossen, wen der schimmernde Glanz des Sees
mit seinen bewaldeten Ufern,' wen die wunderbar schönen Linien und Formen
der lang ausgedehnten Alpenkette, zumal bei Sonnenauf- und Untergang auch
nur einmal entzückt hat, der vergißt nie wieder, was er gesehen und genossen.
Der Künstler sieht, fühlt und studirt das Alles mit eigenthümlich klarem Auge,
denn es ist bekannt, daß man durch die Meisterwerke der Kunst aus eine Menge
von Dingen in der Natur aufmerksam wird, die man zuvor völlig übersehen
hat. Ununterbrochenes Studium der Natur ist wiederum ein wesentlicher Quell
der Kunstschöpfung, das wissen auch die Münchner Künstler recht gut und kaum
ist die liebe Sommerzeit da, so wandern sie in Hellen Haufen in das Gebirge.

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