Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0400
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
384

Das ist ein alter, löblicher Brauch. Ihn befolgte schon im Sommer 1828
Maximilian Haushofer, jetzt ein ganz berühmter Landschafter und Professor
in Prag. Er gerieth auf die Fraueninsel im Chiemsee und blieb bis der trübe
Herbst den Wald bunt färbte. Aber er kam die folgenden Jahre wieder und zu
der Bewunderung der schönen Natur gesellte sich in ihm die Liebe zur schönen
und liebenswürdigen Tochter seines Wirthes, seiner jetzigen Gemahlin, und seine
Bilder vom Chiemsee strahlten im Widerschein seines doppelt glücklichen Da-
seins. Kein Wunder,, dag sie auf Künstlernaturen wie Schilderungen eines El-
dorado wirkten, und so strömte mit jedem neuen Sommer eine immer größere
Zahl von Künstlern gen Frauenchiemsee. Unter den vielen war auch Rüben,
der, obwohl Figurenmaler, doch auch ein warmes Herz für die Schönheit der
landschaftlichen Natur besitzt und der bald ebensooft in das schöne, seelenvolle
Auge der jüngeren WirthStochter als auf das schöne Jnselland und seine Be-
wohner blickte. So wurde denn der Chiemsee auch für Rnben, was er bereits
für Haushofer geworden war: Wiege häuslichen Glückes und seines künstleri-
schen Ruhmes. Alle die schönen Bilder aus dem Klosterleben, auch das Ave
Marie sind auf Chiemsee entstanden. Das Motiv zu dem zuletztgenannten Bilde
(ein Jüngling, ein Mönch und eine Tirolerin in einem Kahn auf dem See,
haben die Ruder niedergelegt und die Hände andächtig betend gefaltet) ist das
Ergebnis; einer Wasserfahrt, die Rüben mit seiner Geliebten und einem Mönch
unternommen hatte. Das Bild hat eine sehr große Popularität gewonnen- und
mußte wohl, aus liebeswarmem Herzen geflossen und von geschickter Künstlerhand
sixirt, in jeder empfänglichen Brust wiederklingen. —Allmählig wurde der Chiem-
see zu einem wahrhaft ergiebigen Born der Kunst. Ein ziemlich geräumiges,
zweistöckiges Wohnhaus wurde der Sammelplatz und Wohnort der Künstler zur
Sommerzeit. Seit 1832 ist ein Album angelegt; welches aus Versen, Skizzen
und Illustrationen von abenteuerlichen Vorfällen geistreich zusammengebracht ist,
mit jedem Jahre an Werth und Interesse gewinnt und wie ein großer Schatz
verwahrt wird. Im Jahre 18-10 wurde eine wohlgeordnete Künsilerzunft gestiftet
nach Regel und Sitte des sechszehnten Jahrhunderts und das Ding bleibt um
so lebendiger im Schwünge, -da Haushofer und Rüben mit ihren Familien jedes
Jahr mindestens zwei Monate auf Chiemsee zubringen. Durch ein Schild im
Speisezimmer wird jeder Fremde erinnert, daß hier eine Künsilerzunft hauset.
Die Vorderseite enthält die vereinigten Wappen von Albrecht Dürer und der
Münchner Künstlerschaft, die Rückseite ein humoristisches Bild. In der Mitte
desselben steht daö Wohnhaus des Chiemsee; ein schlanker Künstler schlüpft hinein,
ein wohlgenährter tritt heraus. Darunter die Worte: „so gehet man hinein"
und: „so kommt man heraus." Es soll dieses aber nicht bloß das materielle
Wohlbefinden andeuten, sondern auch, wie man hier für das Studium der Kunst
befähigter wird und als wohlgebildeter Künstler zurückkehrt. — Auch im Harz
sind zwei Pimkte, von denen sich Aehnlicheö rühmen läßt: Kloster Michaelsheim
Lei Blankenburg und das Torfhaus am Brocken. Darüber nächstens.

. 8t. Nürn^ei'g. Fünf deutsche Staaten und Regierungen sind fer-
ner den gemeinnützigen Zwecken des „Germanischen Museums" zur Unterstützung
beigetreten. Die freie Stadt Frankfurt ist ihrer Vorgängerin Lübeck aus
nicht unwürdige Weife nachgefolgr. Die Fürsten von Lichtenstein, von Reuß,
ältere und jüngere Linie, sowie der Landgraf von Hessen haben ebenfalls einen
jährlichen Geldbeitrag bewilligt. — Es scheint fast, daß auch hier das alte Wort
sich bewahrheiten soll, daß die Letzten die Ersten sein werden. Doch kommen
die Entschlüsse der Größeren nach mehr Hindernissen auch später, so sind sie um
so wirksamer. ■ -

Auf der Herrentrinkstube, dem Lokale der permanenten Ausstellungen des
Albrecht-Dürervereins, hängt gegenwärtig aus Buchsbaumholz geschnitzt, das
Ziemlich umfangreiche Portraitmedaillon Thorvaldsen's, welches jener Ver-
ein als Mitglied des Kunstvereius in Christiania gewonnen hat. Nach Berich-
ten von dort ist dasselbe von einem norwegischen Bauernjungen, Ole Fladag er,
geschnitzt worden. Dieser Bauernjunge muß aber ein. tüchtiger Künstler sein;
denn sein Werk ist von hoher Vollendung und mit solcher Fertigkeit ausgeführt,
daß als sicher anzunehmen ist, er habe dieses nicht als erstes gearbeitet. WaS
er früher geliefert, wissen wir nicht; jedenfalls aber verdient Ole Fladager, daß
man auf ihn aufmerksam werde. ' • ■

Rnilstlierriilk.

D c k a n n i m a ch u n gi

Me Ausstellungen der Kunst-Vereine zu Danzig, Königsberg in Pr.,
Stettin und Breslau in den Jahren 1854/55 betreffend.

Die verbundenen Kunst-Vereine zu Danzig, Königsberg in Preußen,
Stettin und Breslau werden, wie in den Jahren 1852/53, so auch vom
15. December 1651 bis Ende Juni 1855, nach der oben angegebenen Reihen-

folge der Städte, unmittelbar auf einander stattfindende Kunst-Ausstellungen
veranstalten und damit Ankäufe von Kunstwerken zu öffentlichen Sammlungen
und behufs Verloosung unter ihre Mitglieder verbinden.

Den geehrten Künstlern, welche diese Ausstellungen mit ihren Werken zu
bereichern geneigt wären, wird Folgendes zur gefälligen Beachtung empfohlen.

1) Alle an die Kunst-Vereine zu richtende Schreiben, in so fern sie in: Allge-
meinen Angelegenheiten der Kunst-Vereine, nicht aber persönliche Interessen
der Künstler betreffen, sind unter Kreuzband und mit der Bezeichnung:
„ An g e l e g en h e i t d e ö K un st - B e r ei ns zu ..abznfertigen.

2) Zur Erleichterung der Absender werden:

in Berlin,.der Inspektor der Königl. Akademie der Künste, Herr

Maaß,

in München, Herr Conservator I. Fried,
in Düsseldorf, Herr Maler Ph. Lindo,
die Versendung der Kunstwerke übernehmen.

3) In Ermangelung einer bei Uebersendung der Kunstwerke ausdrücklich aus-
gesprochenen entgegengesetzten Bestimmung, gilt als Regel, daß die zu den
Ausstellungen gegebenen Sachen den Cyclus vollständig durchlaufen, daher
denn auch keine, der oben bezeichnten Reihenfolge der Ausstellungen wi-
dersprechende Anordnung zu berücksichtigen möglich bleiben wird. Die
Ausstellungen beginnen

in Danzig . . . '. den 15. December 1851,

- Königsberg ... - 2. Februar 1855,

- Stettin .... - 1. April 1855,

- Breslau. - 1. Mai 1855.

Demnach werden die zu diesen Ausstellungen bestimmten Gemälde
einzusenden sein:

An den Inspektor der Königl. Akademie Herrn Maas; in Berlin bis
zum 20. November 1851, oder spätestens an den Vorstand des Kunst-
Vereins in Danzig, Herrn John Simpson, bis zum 10. December
1851 — an den Kunst - Verein zu Königsberg bis zum 28. Januar, —
an den Kunst-Verein in Stettin bis zum 26. März — und an den
schlesischen Kunst-Verein in Breslau bis zmn. 28. April 1855.

1) Die Gemälde müssen unumgänglich au die sie enthaltenden Kisten mit
Schrauben befestigt,- die Kisten aber nicht nur zugeschraubt, sondern auch
über den Fugen mit starkem Papier verklebt werden. — Bei solchen Bil-
dern, welche an den Deckeln oder den Seitenwäuden der Kisten zur Raum--
ersparung mit Schrauben befestigt werden, ist es durchaus erforderlich,
dieselben noch außerdem durch Kreuzgurte gegen das Herabfallen zu sichern.
Bei Sammellisten soll außer den am Deckel und Boden angeschraubten.
Bildern höchstens noch eine Zwischenschicht zulässig sein. Unnöthiges Ge-
wicht, also zu schwere Rahmen und Kisten, ist zu vermeiden, dessen-
ohngeachtet aber muß die Kiste stark genug sein, um nicht eingedrückt zu
werden.

- Ein Zettel mit Angabe des Malers, des äußersten Preises
oder Werthes und des dargestellten Gegenstandes, welcher bei
Landschaften und Genrebildern mit besonderer Genauigkeit anzugeben sein
wird, ist an den Blendrahmen oder an die Rückseite des Haupt-
rahmens der Gemälde zu befestigen. — Wo diese Vorschrift nicht
beachtet wird, trägt der Uebersender jeden Nachtheil, der durch etwanige
Beschädigung oder Verwechselung geschehen könnte.

5) Copieu, deren Einsendung für die. Vereine mit Kosten verbunden ist, blei-
ben unbedingt von den Ausstellungen ausgeschlossen.

Gemälde, welche schon in einer frühern Ausstellung der östlichen Kunst-
Vereine sich befunden haben, werden nicht zum zweiten Mal angeuommen,
vielmehr dem Einsender, unter Nachnahme der Kosten der zweiten Ein-
sendung, auf seine Kosten zurückgeschickt.

6) Die Verpackuugs- und Frachtkosten bezaht der die Kunstwerke empfangende
Verein, jedoch mit Ausnahme der Postsendungen, welche letztere nur por-
tofrei angenommen werden. Es muß dem betheiligten Vereine aber vor
der Absendung der Kunstwerke durch Fracht, unter der Adresse der zu §. 2.
genannten Empfänger, davon durch die Post eine kurze Benachrichtigung
mit Angabe der Größe der Kunstwerke und der Signatur der Kiste derge-
stalt zeitig gegeben werden, daß nach dem gewöhnlichen Posteulaufe noch
hinreichende Zeit für den betheiligten Verein bleibe, um die zur Sache ge-
hörigen Verfügungen zu treffen. Kunstgegenstände, vom Auslände ein-
gehend, müssen, als zu öffentlichen Kunst-AuSstelluugen bestimmt, an der
Grenze deklarirt werden, indem nur in diesem Falle ein Erlaß der tarif-
mäßigen Zoll-Abgabe eintritt.

7) Künstler und Privatpersonen, die von den Vereinen nicht aufgefordert sind,
haben sich wegen der Uebersendung an dieselben zu wenden; alle directe
Sendungen ohne diese Vermittelung gehen auf Kosten der Herren Ein-
sender.
 
Annotationen