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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 5.1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.1198#0486
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46(3

' heben will; das Mißbehagen mit dem sie den Antrag anhört, ruft eine sehr
unbehagliche Stimmung im Beschauer wach. An und für sich gelungen sind die
beiden Alten, des Bräutigams Vater und der Braut Mutter, welche Letztere dem
Ersteren ein Liqueurchen kredenzt, mit einem Ansdruck, der darauf zu deuten
scheint, daß zwischen Leiden dereinst ein Liebesverhältnis) bestanden habe. Der
freundliche Eindruck, den beide machen, wird aber gänzlich verwischt, durch den
widerwärtigen Freier und das verstimmte Mädchen. Ein weit besseres Bild
desselben Malers zu demselben Preise: „die Verlegenheit" ließ sich der Verein
entgehen.

Ganz derselbe Gegenstand, mindestens der Hauptperson nach, ist dann wie-
der angekanft, in dem „Freier" von Salentin in Düsseldorf. C. Hübner hat
seinem Helgoländer Bauern, nachdem er ihn zuvor natürlich anders kostümirt
hatte, eine Rose in den Mund und eine Weidenrnthe in die Hand gegeben, wie
wir das auf einem bekannten französischen Kupferstiche, einen ähnlichen Freier
darstellend, sehen;. Salentin kleidet seinen Bauerntölpel wieder anders, und steckt
ihm die Rose hinter das Ohr, die Dummheit desselben wird hier fast zum Blöd-
sinn, der anekelt, und nicht mehr erheitert. Ein Paar dralle frische Bäuerinnen,
die den Freier verspotten sind gut gehalten. Der junge Maler hat übrigens in
der Technik in kurzer Zeit eine nicht unbedeutende Fertigkeit errimgen, dagegen
vermissen wir in dem Bilde ungern die originelle, humoristische Erfindungsgabe,
die uns aus einigen seiner früheren Schülerarbeiten entgegenlachte. —

„Fleiß und Faulheit" von W. Sinnig in Antwerpen, und das „einsame
Mütterchen" von Gesellschap in Düsseldorf, sind technisch trefflich durchgeführte
Bildchen im niederländischen Genre, die sich aber keine höhere Aufgabe stellen,
als tue simile zu geben, und so für die Kunst auch nur das in Farben leisten,
was die Photographie im Schwarzen leistet.

„Die Wahrsagerin" von I. Rein er s in Düffeldorf ist gleichfalls ein gnt-
gemaltes Bild mit sehr lebhaftem Colorit und einigen recht hübschen Gesichtem,
sagt aber auch nichts.

Unter den angekauften Landschaften bildet: „Schluß eines italienischen Rie-
senfestes bei Mondschein" von Oswald Achenbach zu 100 Friedrichsd'or ge-
wissermaßen das große Loos der diesjährigen Lotterie. Ein gutes Bild, dem
wir aber keine höhere Bedeuttmg abgewinnen können. — Von Just. Ouvrie
in Paris, der unsere Ausstellung durch zwei große Ansichten von London und
Amsterdam bereicherte, in jeder Beziehung treffliche Architekturbilder, ist ein hüb-
sches Cabinetbildchen „Ansicht von Denant" angekanft.

Recht gute (gekaufte) Landschaften sind noch von R. Burnier, — „Geldersche
Landschaft" vor dem Regen, von Alex. MicheliS — Westphälische Landschaft,

von Jos. Minjon — Gall in Tirol, von W. Klein — Abendlaudschaft;
minder sagt uns zu von H. Herzog — Winterlandschaft. Von Carl Adlosf,
dem Strandmaler ist eine kleine Ansicht von Ehrenbreitstein und Coblenz ange-
kauft, obgleich Rheinansicht, auch nur Sttandbild. Wir sind überhaupt kein
besonderer Freund der Strandbilder, aber der Seestrand hat denn doch seine
Bedeutung, die dem Rheinstrand abgeht. Das Bild zeigt im Vordergründe
nichts wie Dreck und Wasser, nirgends einen Baum oder Pflanzengrün; die
Architektur verschwindet schon zu sehr in der Ferne, als daß der Maler Fleiß
aufs Detail hätte verwenden müssen, außer einer Mühle nach vorne zu, sind es
fast nur verschwommene Steinmassen und darüber Luft. Es ist übrigens gut
gemalt. Das Bild erinnert uns lebhaft an eine Landschaft, welche der humo-
ristische Maler Th emer einst einschickte, um den Verein wegen der gehaltlosen
Gegenstände zu persifliren, die er einkauft, nämlich „Ansicht des Siebengebirges
bei Morgennebel mit durchbrechender Sonne"; man sah darauf nur Wasser,
Nebel und die durchbrechende Sonne, letztere sehr effectvoll auf eine aufgeklebte
Oblate gemalt. Obige Landschafter gehören sämmtlich der Düsseldorfer Schule
an. Bon Genisson in Brüssel ward ein hübsches Architekturbild: das Innere
der Kirche in Lyon gekauft; von Kaufmann in Hamburg „ein im Schnee fest
gefahrener Reisewagen", eine gute Winterlandschast.

Von L. Robbe in Brüssel, der einigerecht gute Thierbilder sandte, erwarb
man ein minder bedeutendes: „Federvieh" und von H. Robbe dort ein großes,
gutes Frucht- und Blumenstück. Edm. Rena rd von hier ermunterte man, was
zu loben, durch den Ankauf einer gut dnrchgeführten Gypsstatuette, die heilige
Elisabeth.

Damit schließt der diesjährige Ankauf, der zwar manches Gute bietet, aber
kein Werk, das als Meisterwerk sich irgend einen Ruf erwerben dürfte.

Hoffen wir, daß der Verein bald eine bessere Richtung einschlage; es ist die
höchste Zeit.

Briefwechsel.

V. d. O. K.-V. in W.: Für die nächste Nummer nicht mehr möglich,
doch soll die Mittheilung in der zweitnächsten erfolgen. — Hr. W. B. Sch.
in K.: Mit Dank erhalten. Wir bitten, fortzufahren. — Hr. Vc. in K.: Gut,
aber: Nur anfangen! — Hr. L. E. in W.: Wird in einem besondern Artikel
über die Angelegenheit bald erledigt werden. — Dem unbekannten heiligen Christ,
der uns durch eine Sendung aus dem bewährten Magazin von G. Trapp in
Lübeck erfreute, statten wir unseren freundlichsten Dank ab.

Mit dem 1. Januar tritt ein neuer Pränumerationspreis ein auf die Wie-
ner Wochenschrift

Der Salon

mit der Beilage „Wiener Kunstblatt",

redigirt von heransgegeben von

Johannes Nordmann. Josef Klemm.

Wöchentlich ein Heft von 2 bis 3 Bogen gr. 8. in Umschlag.
Vierteljährl. Pränumeratiouspreis bei allen Buchhandlungen 2 Thlr. — 3 fl.

Der Salon, die einzige größere belletristisch-kritische Zeitschrift Oesterreichs,
Vereiniguugspunkt und Organ der bedeutendsten einheimischen Kräfte und in
allen Kronländern stark verbreitet, liefert Novellen, Gedichte, Reisen,
historische, naturwissenschaftliche, ästhetische Aufsätze, literarische,
musikalische und Kunstberichte, Correspondenzeu :c. Außerdem all-
monatlich einen berühmten John'schen Kupferstich nach Originalen der Bel-
vedere-Gallerie.

Wien, im Dezember 1854.

I. B. Wallishansser.

Bekanntmachung.

Am 24. Januar 1855 und an den folgenden Tagen des Morgens 9 Uhr
anfangend soll im Saale des Herrn Vogelfang auf dem Domplatze Hierselbst die
zum Nachlasse des verstorbenen Notars Deiters gehörende Oelgemälde- und
Kupferstich-Sammlung gegen gleich baare Zahlung gerichtlich verkauft werden.
Bei den Oelgemälden befinden sich sehr werthvolle Stücke, aus der niederländi-
schen, altdeutschen, italienischen und französischen Schule, bei den Kupferstichen
mehrere Radirungen von Rembrand und Callot. Vom 16. Januar 1855 an
stehen die Oelgemälde und Kupferstiche im Vogelsang'schen Saale zur Ansicht
aufgestellt. Kataloge sind in der I. H. Deiter'schen Buch- und Papierhandlung
Hierselbst zu haben. Nähere Auskunft über die einzelnen Stticke ertheilt der
Herr Maler Becker Hierselbst. Die Kunstkenner werden auf Nr. 1, 2, 6, 7, 11,
17, 32, 42, 50, 52, 58, 81, 171, 177 und 178 des Katalogs besonders auf-
merksam gemacht.

Münster den 9. December 1854.

Aus gerichtlichem Aufträge:

Wecke, Kreis-Gerichts-Sekretair.

Leipziger K u n st a u c t i o n.

Der Catalog mehrerer Sammlungen gewählter Kupferstiche, schöner und seltener Radirungen und Arbeiten in anderen Stichgattungen, schöner Kupfer-
werke :c., als der der verstorbenen Herren Professor Forssell in Stockholm, I. A. G. Lehmann in Königsberg u. A., welche den 22. Januar 1855 und

folgende Tage zu Leipzig versteigert werden sollen, ist durch jede Buch- und Kunsthandlung zu beziehen.

Rudolph Weigel.

(Dieser Nummer ist Nr. 26 des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

T as Blatt crid’cüü wöchentlich einmal: Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In- n. Auslandes für den vicncljähilichcn Preis von 1 ifch. -0 <:gr. inet, aller Beilagen an.

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Crowiissch lind Sohn in Berlin.
 
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