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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Bruns, Margarete: Der Stil der modernen Kleidung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0076

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Der Stil der modernen Kleidung.

375

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BERNHARD WENIG—BERCHTESGADEN.

Buch-Einbände in Hand- Vergoldung.

noch unklar hin- und herschwankt, ohne zu
einem einheitlichen, eigenen Stile zu kommen.
Darum ist es wohl an der Zeit, sich einmal
darüber klar zu werden, wie eine schöne
Kleidung, eine Kleidung, die Stil hat, im
wesentlichen beschaffen sein muss. Ein
Gegenstand, der Stil haben soll, muss in
jeder Hinsicht vollkommene Harmonie auf-
weisen, zunächst also: Harmonie mit seiner
Bestimmung, seinem Zwecke; zweitens:
Harmonie seiner einzelnen Teile; drittens:
Harmonie der Teile mit dem Ganzen; viertens:
Harmonie der Technik mit dem Material;
fünftens: Harmonie des Ganzen mit seiner
Umgebung. Von diesen drei Grundsätzen
kommen hauptsächlich der erste und dritte
für uns in Betracht; zunächst also der erste.
Danach hat eine stilvolle Kleidung mit ihrer
Bestimmung zu harmonieren, d. h. sie hat
den Körper zu bedecken und zu wärmen.
Sie Wärmt ihn, indem sie seine Temperatur
möglichst gleichmässig erhält, darum tragen
wir im Winter, wo uns die kalte Luft viel
Wärme nehmen würde, dickere und dichtere
Stoffe. Ferner liegt es in der Bestimmung
des Kleides, den Körper so wenig wie mög-
lich zu behindern, und schon aus diesem einen
Grunde sündigen Modethorheiten wie das
Korsett und die Tournüre gegen den Stil.
Leider ist keine Kleidung imstande,
uns die Schönheit des nackten menschlichen
Körpers auch nur im entferntesten zu ersetzen.

Aber Sitte und Gesundheitsrücksichten ver-
bieten uns, uns nackt zu zeigen. Das Be-
dürfnis, sich zu kleiden, ist fast so alt wie
der Mensch selbst, und nur die Kunst hat
uns bis zum heutigen Tage die Schönheit
der unbekleideten Figur erhalten. Durch
Jahrtausende hindurch ist das Kleid ein Teil
der Gesamt-Erscheinung des Menschen ge-
worden, und darum ist es seine vornehmste
Bestimmung, mit der natürlichen Figur des
Menschen zu harmonieren. Die stilreinste


BERNH. WENIG—BERCHTESGADEN.

Titel-Blatt.
 
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