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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Osborn, Max: Edmund Edel und seine Plakate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0093

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Edmund Edel und seine Plakate.

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EDMUND EDEL—BERLIN. Plakat.
Druck der Originale von Hollerbaum & Schmidt in Berlin.
kurzer Zeit aber zeigte es sich in seinen Zeich-
nungen für allerlei Witzblätter, in seinen
farbigen Entwürfen für Umschläge und
kleinere Plakate, dass er ein ausgesprochenes
Talent für leicht hingeworfene, lustige Striche
und für dekorative Wirkungen besass. Er
suchte nach einem weiteren Gebiet, um seine
Kräfte, deren er plötzlich inne ward, freier
zu entfalten, und begründete das »Narren-
schiff«. Das sollte eine moderne illustrierte
Wochenschrift werden, etwa ein Mittelstück
zwischen »Jugend« und »Simplicissimus«, ins
Berlinische übersetzt. Auch ich wollte mich
in den Dienst der guten Sache stellen. Aber
das Jahrhundert oder vielmehr der Verleger
des Narrenschiffs war unserem Ideal nicht
reif; das leicht gebaute Fahrzeug zerschellte
und ging unter. Aus seinen Trümmern aber
stieg Edel's Talent, ein fideler Phönix, ver-
jüngt empor. Und nun kam die neue Zeit,
da Berlin sich aus der alten Schwerfälligkeit
zu lösen begann, da man sich nicht mehr
scheute zu lachen, da man an dem welt-
städtischen Leben, das sich in der alten

Soldatenstadt über Nacht entwickelt hatte,
Geschmack fand und zugleich das Ziel ins
Auge fasste, dies Leben künstlerisch zu ver-
feinern, es kam die Zeit, die schliesslich,
nach langen Wehen, das Uberbrettl gebar.
In dieser Zeit ward Edel aus einem
Suchenden zu einer künstlerischen Persönlich-
keit von ganz individuellem Gepräge. Seine
Karrikaturen wurden kecker, ausgelassener,
seine Striche flotter, bestimmter, treffender.
Was er in der Fremde gelernt hatte, verband
sich mit dem, was ihm angeboren ist. Zu
dem Witz und den ironischen Einfällen des
echten Berliners, der sich gelegentlich auch
über sich selbst lustig macht und die eigene
Gestalt grotesk karrikiert, gesellt sich der
behaglichere Humor, den man in München,
und der Geschmack, den man in Paris auf
Montmartre lernt. Am deutlichsten aber
kommt diese Eigenart Edel's in seinen von
Hollerbaum & Schmidt in Berlin vorzüglich
gedruckten Plakaten zum Ausdruck. Er
gehört zu den wenigen Künstlern im heu-
tigen Deutschland, die wirklich wissen,
worauf es hier ankommt, und unter diesen


EDMUND EDEL—BERLIN. Plakat.
 
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