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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Commichau, Felix: Paul Lang - Ober-Türkheim (Württemberg) z.Zt. Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0157

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454

Felix Commichau—Darmstadt:


PAUL LANG—OBER-TÜRKHEIM. Pastell-Studie.
wahrhaftig nichts dazu.« — Der Drang, sich
selbst zu geben, liegt in der Luft; was ge-
sunde Lungen hat, atmet sie voll und durstig
ein! Wer will dem wehren?
Diese Blätter sind für den grossen Zu-
drang der deutschen Jugend zur »Kunst der
eigenen Seele« der vollgültigste Beweis. Eine
stattliche Anzahl jugendlicher Künstler sind
durch die »Deutsche Kunst und Dekoration«
an die Öffentlichkeit getreten. Diesen reiht
sich heute wiederum ein Dreiundzwanzig-
jähriger an, ein junger Württemberger.
Paul Lang ist im Jahre 1877 in der
deutschen Kolonie Heimthal zu Wolhynien
in Russland, in welcher sein Vater 12 Jahre
lang als Pastor waltete, geboren. Im fünften
Lebensjahre kam er in die Heimat seiner
Eltern, nach Schwaben; und hier, in Zainingen,
auf der schwäbischen Alb, verlebte er seine
eigentliche Jugendzeit. Vom 16. bis zum
ig. Jahre besuchte er die Kunstgewerbeschule
zu Stuttgart, verbrachte sodann mehrere
Jahre in Mitteldeutschland, zumteil in einigen
Ateliers für Glasmalerei und Kunst-Ver-
glasung, und studierte sodann vorübergehend
auf den Akademien zu Dresden und München.
Paul Lang's Talent zeigte sich schon

sehr frühe. Die Natur, wie sie sich auf der
schwäbischen Alb offenbart, mit ihren weiten,
sanft gewellten Feldern, die von einer blauen
Hügel- und Wälderkette umschlossen sind,
und aus welchen hier und da ein kleiner
schwarzgrüner Tannenhain emporragt —
mit ihren grossstämmigen Buchenwäldern,
in denen der Fuss stundenlang dahin-
schreitet über den gelben, ewig laub-
bedeckten Boden — mit ihren felsbesäten
Schluchten, die plötzlich, ganz unerwartet
vor den Blicken des Wanderers auftauchen
— diese Natur in ihrer kräftigen Anmut,
in ihrer frischen Formenfülle, war es, die
schon das Kind, welches in ihr spielte und
tollte, gewaltig anzog und es anregte, fast
unbewusst mit dem Stifte ihre Reize fest-
zuhalten. — Dieser Umstand ist bemerkens-
wert. Denn während die menschliche, und
in zweiter Linie die tierische Gestalt, dadurch,
dass sie zu dem Kinde in engste Beziehung
treten und sich ihm in ihrer Beweglichkeit
in tausendfältigen Bildern zeigen, weitaus
am häufigsten den stärksten Eindruck auf


PAUL LANG—OBER-TÜRKHEIM. Pastell-Studie.
 
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