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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Commichau, Felix: Paul Lang - Ober-Türkheim (Württemberg) z.Zt. Darmstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0158

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die Fantasie malerisch begabter Menschen
ausüben, sie zu allererst zum Nachbilden
anregen, und erst die Brücke bilden zum
Erfassen und zur Wiedergabe landschaft-
licher Gestaltung, wird hier ein junger Geist
ganz unmittelbar von dieser bezwungen.
Die Liebe zur Landschaft wuchs mit
dem jungen Geiste und ward selbst nicht
durch den Einfluss der Kunstgewerbeschule
unterdrückt, die ihn von der Natur fort und
zum historischen Ornament und zur Gipsfigur
hinzwang. Während er gewissenhaft, wenn
auch ohne Wärme, sich jene Schulkunst an-
eignete, Hess er keine Stunde ungenützt, in
der er seinen Durst nach Naturschönheit
stillen konnte. Als er später in die Fremde
ging, um das, was er auf der Schule gelernt,
rechtschaffen zu verwerten, begleitete ihn
das dumpfe Gefühl, dass er seinen eigent-
lichen Beruf verfehlt habe. Da ward ihm,
— der stets, trotz gegenteiliger Behauptung
Anderer, von sich selbst geglaubt hatte,
dass seine ornamentale Begabung nur eine

minderwertige sei, und der die historischen
Stoffe in den Ateliers nur noch mit Wider-
willen bearbeitete — die Erkenntnis, dass
er, sowie er sich ganz vom modernen Geiste
leiten lasse, dekorative Arbeiten, und beson-
ders solche der Flächen-Kunst leicht und in
schwungvoller Eigenart zu lösen vermöge.
Sein Übergang zum Schaffen nach
Gesetzen des eigenen Gefühls vollzog sich
ebenso unbewusst wie allmählich. Die Ein-
flüsse, welche die alten Stilarten auf ihn
ausübten, verringerten sich, je mehr sein
eigener künstlerischer Karakter sich stärkte.
Als er sich dieses Prozesses in sich voll
bewusst ward, bedurfte es nur noch eines
planvoll ausgeführten, energischen Angriffes
auf sich selbst, um seinen Geist ganz den
neuen Ideen zu öffnen. Prüfen wir nun die
dekorativen Arbeiten Lang's daraufhin, in-
wieweit jetzt noch historische Momente in
ihnen lebendig sind, so suchen wir in fast
allen Fällen vergebens nach solchen. Nur
hier und dort begegnen wir inmitten der
 
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