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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 8.1901

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Ein Dokument Deutscher Kunst. Die Ausstellung der Künstlerkolonie in Darmstadt, [1]: Paul Bürck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6597#0207

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504

Ausstellung der Künstler-Kolonie Darmstadt. Paul Bürck.


auch in seiner Einladungs- und in der Wein-
Karte Verstössen. Noch schlimmer ist dies
allerdings an anderer Stelle auf dieser Aus-
stellung geschehen, worauf wir bei späterer
Gelegenheit zu sprechen kommen werden.
Man kann es im Hinblick auf den
provisorischen Karakter des Portales dem
Künstler nicht allzu sehr verargen, wenn er
seine Kraft in erster Linie auf die grosse
Dekoration in der Halle des Ernst-Ludwigs-
Hauses konzentrierte. Hier galt es ein
bleibendes Werk zu schaffen, das noch nach
Jahren Zeugnis ablegen wird von seinem
Empfinden und Wirken und so hat er denn
hier das Beste gegeben, was er just zu
geben hatte. Wenn wir durch das Portal
des Hauses treten, stehen wir vor dem Haupt-
Bilde: »Wissenschaft und Kunst auf einsamer
Höhe. In der Mitte der Quell des Lebens,
dessen Kraft Beide nährt« (vergl. Abbildung
auf S. 522). Diesem gegenüber, hinter einer
kleinen Empore, die wohl als Musik-Tribüne
gedacht ist, finden wir das Bild -»Die Freude«
(ein Stück davon Seite 523). Im Tanze
dreier Mädchen von reizender Schlankheit
und graziös bewegtem Ausdruck, zeigt es
uns die Freude »als die letzte Verkörperung
der drei höchsten Schönheiten des Lebens«.
Hier kann man dem Künstler nicht vorwerfen,
dass er mehr gedacht als gemalt habe. Er hat
den philosophischen Gehalt mit künstlerischen
Mitteln in Gestalt, Bewegung und Harmonie
aufgelöst und so ein Symbol geschaffen, das
in jedem einzelnen:Zuge die Friese am Haupt-
Eingange um Vieles überragt. (Das Bild ist

leider so schlecht beleuchtet, dass keine
scharfe Aufnahme zu erzielen war.) Nicht
ganz so restlos ist sein Denken in Gestalt
aufgegangen bei den beiden seitlichen Ge-
mälden, welche »Das Blüten- und Früchte-
tragende in Kunst und Wissen, begleitet von
der Fantasie« zur Anschauung bringen sollen.
Hier ist seine Fantastik nicht immer in dem
Maasse geregelt durch einen souveränen
Geschmack und durch ein sicheres Gefühl
für grosse Linie und koloristische Einheit-
lichkeit, wie es die architektonische Malerei
fordert. Es hat zwar einen grossen Reiz, den
Flügen und Sprüngen einer ungebundenen,
frohen Erfindungskraft zu folgen, aber in
der Beherrschung des Raumes und der
Durchbildung des Formalen, namentlich des
Figürlichen, bleibt hier doch noch vieles zu
wünschen und, glücklicherweise, zu hoffen!
Die Plafond-Malerei gibt uns eine Dar-
stellung des Welt-Alles, einen Stern-Himmel,
dem namentlich durch das querlaufende Band
der »Milch-Strasse« eine starke Wirkung
verliehen wird. Uns scheint dieser Plafond,
wenn auch im Motive nicht neu, am höchsten
zu stehen von allen grösseren Werken Bürck's.
Er hat in der Gesamt - Dekoration dieses
Raumes überhaupt Ansätze zu einer stilisti-
schen Entfaltung in's Grosse gezeigt, die
entschieden wärmste Forderung verdienen.
So wenig auch noch das Figürliche ausgereift
sein mag, so mutig und stark tritt bereits das
kompositorische Element hervor und trotz
einzelner Missgriffe in der Berechnung der
Maasse der Bilder zu den Maassen des Raumes
 
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